Wer die Langsamkeit schätzt, gestresst von seinem vermeintlichem Wohlstand ist und Entschleunigung sucht und zudem ein herrliches Land und seine Leute kennen lernen will, ist in goldrichtig. 7 Gründe warum Laos etwas besonders ist und du dieses einzigartige Land so schnell wie möglich bereisen solltest!
Mit dem Boot durch Laos
Als wir von Burma kommend über Thailand aus über das herrliche Chang Mai und Chang Rai ganz oben im Norden, über den Mekong nach Laos einreisten, erlebten wir unsere Tage der Entschleunigung. Hatten wir uns in Thailand bereits von der Hektik unseres Lebens in Europa erholt, so erlebten wir auf dieser Reise über den Mekong, dem mehr als 6000 Km langen Fluss, der durch Vietnam und Laos fließt, ein absolutes Highlight des Müßigganges. Die Flussfahrt, die mehrere Tage dauert und auf eine uralten Kahn stattfindet, auf dem vielleicht 30 Leute Platz finden, gestaltete sich in einer absoluten Ruhe, die uns gestressten Städtern schon fast unnatürlich erschien.
Abgesehen vom höllischen Dröhnen des Schiffsmotors, selber schuld, wenn wir ganz hinten saßen wo uns der Lärm am grausamsten einholte, schien diese Bootsfahrt wie aus einer anderen Welt entsprungen. Vorne saßen ein paar Einheimische, ich erinnere mich noch sehr genau an jene Mutter mit ihrem (Klein)-kind, das nicht älter als drei Jahre alt gewesen sein mag. Die junge Mama schien so erschöpft, dass sie ständig einschlief und über Stunden dahindöste, während ihr Töchterchen neben ihr saß und sich nicht vom Fleck rührte. Mehrere Male machte ich mir Sorgen, ob das Kind aufstehen mochte, es hätte ohne Weiteres vom Kahn fallen können, da wir das Kielwasser mit unseren Händen greifen konnten. Doch nichts „Böses" geschah. Kinder unserer zivilisierten Welt hätten spätestens nach zehn Minuten gequengelt oder wären wie hysterisch auf dem Boot herumgetrampelt, keinesfalls hätten sie ihre Mutter geschlagene drei Stunden an einem Stück schlafen lassen. Ich habe auf die Uhr geschaut: so lange dauerte nur eine einzige Schlafeinheit der jungen Mama. Und viele weitere folgten in den nächsten Tagen.
Einmal wachte die Mama auf, holte aus der Plastiktasche eine Stück Klebereis mit Fisch, fütterte damit das Töchterchen, um gleich wieder einzuschlafen. Das Kind aß stumm, summte vor sich hin, spielte mit ein paar Hölzchen vor sich hin und gab Ruhe.
Und der Kahn tuckerte gemütlich über den braunen Mekong, der sich in großen Schlaufen vor uns ausbreitete. Links und rechts zeigte sich dichtester Dschungel, ab und zu tauchten verlassene Dörfer auf, Kinder liefen zum Steg und riefen uns irgendetwas zu oder winkten fröhlich. Alle paar Stunden legte das Boot an, dann kamen sämtliche Dorfbewohner angelaufen und luden Güter vom Schiff. Große und kleinere Kartons wurden dann die steilen Dschungelhänge hinaufgeschleppt oder mit aller Kraft gezogen. Einmal war tatsächlich ein riesiger Kühlschrank dabei, das sah man ganz deutlich, da sich der Karton gelöst hatte und nun wie Fetzen herunterhing und den großen Kasten freilegte. Ein Kühlschrank.
Wir kamen nicht aus dem Staunen. Was um Himmels Willen tat man hier mit einem Kühlschrank? Wenn es nicht einmal Strom gab? Hoch oben am Dschungelrand hatte man eine breite Schneiße durch den Wald geschlagen. Dort wollte man wohl eine Straße bauen. „Ja, hier soll es bald eine Verbindungssstraße in die nahe Provinzsstadt geben", erklärte man uns, dann soll es auch Strom geben in ferner Zeit. Aha. In ferner Zeit. Andere Schneißen, die man durch den Urwald gegraben hatte, endeten irgendwo und lagen seit Jahren brach. Es war wohl das Geld ausgegangen. „Besser so", dachten wir uns insgeheim, obwohl wir den Eingeborenen den Wohlstand gönnten, doch aber waten uns dessen Folgen bewusst, die kannten wir als sogenannte „Entwickelte" nur allzu gut. Am Abend dann dockte der Kahn an einem Steg in einem gottverlassenen Ort mitten im Busch an und wir stiegen aus. Zahlreiche Einheimische erwarten uns bereits sehnsüchtigst. Sie boten uns ihre Herbergen an. Auch Roland und ich folgten einem jungen Mann, der uns in einer netten „Pension" unterbrachte. Dort bekochte uns eine laotische Mama mit Reis und Fisch und Gemüse und es gab sogar Bier. Ein netter Deutscher setzte sich zu uns und wir verbrachten einen sehr netten Abend mitten im Dschungel irgendwo am Mekong. Wir genossen unser Leben und erreichten um Mitternacht im Kerzenlicht, denn der Strom war längst schon ausgeschalten worden, und nicht mehr ganz nüchtern, denn das Bier tat seine Wirkung, unsere Kemenate. Nun hatten wir Beerlao zur Genüge kennen gelernt. Laos ist sehr stolz auf seine Bierindustrie und kein Mensch im Land käme auf die Idee, ausländischen Gerstensaft zu trinken. Wer in Laos etwas auf sich hält, trinkt Beerlao.
Luang Prabang
Irgendwann in den nächsten Tagen kam unser Kahn dann in Luang Prabang an , ein wunderschöner Ort im Norden von Laos, der sich auf Touristen ziemlich gut eingerichtet hat. Luang Prabang ist Ausgangsziel unzähliger Ausflugsziele, so etwa zu den Wasserfällen mit Badebassins, zudem kann man hier die Mönche, die alle in tiefsten Orange gekleidet sind, frühmorgens bei Wanderungen durch die Stadt beobachten und auch wie sie von den Einheimischen und Touristen mit Nahrung versorgt werden. Mehrere Morgen -und Abendmärkte bieten alles was das einheimische und touristische Herz begehrt. Dort werden auch preisgünstig und äußerst schmackhaft laotische Köstlichkeiten angeboten. Auf den Erhebungen der Stadt thronen Tempel, die gut zu Fuß durch steile Treppen erreichbar sind. Wir waren im November da, das Klima zeigte sich barmherzig und gut ertragbar.
Vang Vieng
Unsere Fahrt mit dem Bus nach Vang Vieng zog sich über Berge und durch tiefe Täler und gestaltete sich langwierig, doch abwechslungsreich. Vang Vieng empfanden wir als einen der schönsten Orte ganz Asiens. Am Fluss konnten die Touristen damals noch Tubing betreiben, was sich bei genauerem Hinsehen als „Saufparade" mit einem Autoreifen herausstellte. Alle paar hundert Meter gingen die Tubingbegeisterten an Land, ließen sich mit Hochprozentigem volllaufen, um dann weiterzu"tuben". Als es hintereinander ein paar Tote gab, auch wir retteten ein sturzbetrunkenes irisches Mädchen, das sich nach Einbruch der Dunkelheit noch treibend im Fluss befand, wurde „Tubing" kurzerhand verboten. Abgesehen davon hat Vang Vieng alles zu bieten, was sich ein Abenteuer-Reisender nur wünschen kann. Wände zum Klettern, Höhlen zum Erforschen, Süßwasserseen mitten im Dschungel zum Plantschen und Relaxen. Und eine einzigartige großartige Natur.
Über Vientiane, die Hauptstadt, die wir anschließend besuchten, gibt es nicht wirklich viel zu berichten. Vientiane ist langweilig, abgesehen von der netten Uferpromenade, wo man in den Straßenküchen recht nett und günstig essen kann. Unsere Fahrt führte uns weiter zu einem Geheimtyp, den uns unser Sohn Manuel mit auf die Reise gegeben hatte. Schließlich war er schon vor uns dort gewesen: Fourthausend Island -Don Det. Ganz im Südwesten von Laos an der Mündung des Mekong, der von dort dann nach Vietnam fließt. Wir waren gespannt.
Don Det-4000 Islands
Und tatsächlich: Dort erwartete uns Miss Finn und das Paradies. Miss Finn betreibt auf einer der bewohnten viertausend Inseln, ihre kleine Gästepension und war uns Wirtin und Mama zugleich. Legendär ihre Fischkreationen, die wir abends zu uns nahmen. Ihre „Behausung" einfach und günstig, die Hängematte auf der Veranda bescherte uns alles was unsere Stadtseele baumeln ließ. Wir fühlten uns soooo wohl, ein Platz zum Träumen und zum Verweilen. Und siehe da: Unsere deutschen Freunde, die wir in Burma kennen gelernt hatten, waren auch da. Sie hatten sich unseren Geheimtyp ebenfalls zu Herzen genommen und waren ebenfalls dorthin gereist. Auf Fourthausend Island, das einzig durch kleine Boote vom Festland erreichbar ist, gibt es praktisch nichts außer Natur, einer phantastischen Tier- und Pflanzenwelt und entspannte Menschen. Wir waren glücklich.
Miss Finn hatte einen Sohn und derselbe zeigte uns mit seinem Boot die unglaubliche Weite der Mangrovenwälder an der Mündung des Mekongs, tagsüber radelten wir über die Inseln, ließen die Flussdelfine an der Grenze zu Kambodscha auf uns wirken und abends strampelten wir bei strömenden Regen wieder zu Miss Finn zurück, die uns erneut mit Reis und Fisch und Fisch und Reis verwöhnte. Jeder Einheimische auf Don Det versucht nun auf den vorbeifahrenden Touristenzug aufzuspringen, der immer noch sehr bescheiden vor sich hintuckert. Wer weiss wie es dort in zehn Jahren aussieht? Nachdem mich irgendeine Spinne gestochen hatte, die mir einen anaphylaktischer Schock bescherte mit Atembeschwerden und allem was dazu gehörte und es leider keinen Arzt auf der Insel gibt, traten wir schließlich und ich noch immer etwas benommen, die Weiterreise nach Thailand an, wo unser Flieger nach Europa uns wieder in die graue europäische Welt beförderte. Unser Resümee: Laos is wundervoll, very very beautiful und super für alle, die der Langsamkeit frönen wollen.