Heute ist ein guter Tag zum Sterben. Ich nehme eine Fahrstunde, mit Cortez. Cortez ist ein Pferd, wahrscheinlich der geduldigste Wallach der ganzen Maremma, mamma mia, ich habe trotzdem Respekt, noch nie auf einem Gaul gesessen bin ich, es wird Zeit. Bloss kein Deo nach dem Aufstehen, Cortez soll nicht gleich schnuppern, dass ich aus der Stadt bin, das merkt er noch früh genug. Annette, die Reitlehrerin, spricht übers Wetter. Ich habe andere Sorgen. Zum Beispiel, wie ich Cortez auf den Reitplatz bringen soll. Ganz schön cool ist der Gaul drauf, für eine Pferdestärke. Mit Shatterhand führe ich ihn neben mir her. Einem erfahrenen Cowboy pinkelt man nicht in die Satteltasche. Mein Sattel ist englisch. Da könne man kaum rausrutschen, sagt Annette. Ich umklammere die Zügel. Cortez hat den Viertakt-Motor angeworfen, Schritt. Bloss nicht auf die Zunge beissen. Wechsel in den Trab, zwei Takte. Mitgehen im Sitz. Den Rhythmus der Muskeln spüren, und reiten, richtig reiten. Ich zwinkere Winnetou zu, sehe den Saloon glänzen am Horizont, und das kalte Bier. Jetzt mal ohne Leine, sagt Annette. Ich ziehe an den Zügeln. Nichts mit Servolenkung. Der Saloon ist auf einmal weit weg, das Bier auch, und das offene Tor des Reitplatzes umso näher. Jetzt bloss nicht die Nerven verlieren, Cowboy. Annette zückt die Leine. Wir reiten zurück zu den Weiden, den Berg hoch. Ich spüre, wie Cortez Schub gibt mit den Hinterrädern. Absteigen. O-Beine aus Gummi. Cortez wird mit gedörrten Ritterbohnen belohnt, deren Samen je einen Karat wiegen. Cortez spuckt jeden Karat einzeln aus. Er hat auch seine feinfühligen Seiten. Ich wische mir den Schweiss von der Stirn. Gold würde ich mit meinen Reitkünsten kaum finden. Aber wertvoll war die Er Fahrung trotzdem.
Image: Taxi Hofer