P.Ludoviko Komba, unser Novizenmeister, war zu einem Kurs in Rom. Auf dem Rückflug hat er einen Umweg über Nürnberg gemacht, um zusammen mit mir Br.Dominik in Münsterschwarzach am Main zu besuchen. Weil er vor seiner Abreise von Peramiho einen ziemlich unsicheren Eindruck machte, – er war noch nie in Europa – hatte ich ihm versprochen, ihn in Nürnberg abzuholen. Ob wohl alles klappen würde, fragte ich mich, und stellte mich darauf ein, dass mit Afrikanern immer etwas schiefgehen kann. Ich spazierte also um 18 Uhr in die Ankunftshalle des Nürnberger Flughafens. Auf der ziemlich überschaubaren Ankunftstafel musste ich nicht lange suchen: “AB 6417 Ankunft 18:35 gestr./cancelled”. Ich finde einen geschlossenen Schalter, über dem “Air Berlin” steht, und an dem jemand sitzt. Wann denn der Herr Komba ankomme, frage ich, “der Mann ist Afrikaner und etwas hilflos”. Der freundliche Mann erklärt mir, dass er nicht wisse, was die in Berlin entscheiden, dann geht er zum Schalter auf der anderen Seite der Halle und kommt mit der Nummer der Hotline zurück. Ich rufe an, eine automatische Stimme sagt mir, dass sich die Nummer geändert hat. Der Anruf bei der neuen Nummer führt mich nur in eine Warteschleife, nach fünf Minuten gebe ich auf und frage wieder meinen freundlichen Helfer. “Ich habe gar nicht daran gedacht, aber die an der Hotline dürfen Ihnen das aus Datenschutzgründen gar nicht sagen,” empfängt er mich. Er schaut aber in seinen Computer, tatsächlich findet er heraus, dass Herr Komba von Rom aus in Berlin angekommen ist, aber heute in keiner Air-Berlin-Maschine mehr für Nürnberg gebucht ist. “Fragen Sie mal bei Lufthansa”. Auch seine Kollegin von der Lufthansa hat anscheinend keine Angst vor ihrem Datenschutzbeauftragten, und sagt mir, dass er nicht in der einzigen Lufthansa-Maschine ist, die heute Abend von Berlin kommt.
Wenn der Mensch ratlos ist, neigt er dazu, das zu tun, was alle tun. Vielleicht komme ich deshalb auf den Gedanken, mich in die lange Schlange an dem geöffneten Air-Berlin-Schalter neben Lufthansa zu stellen. Die Leute vor mir haben anscheinend das Problem, dass sie von Nürnberg wegwollen, aber der Abflug auch gestrichen worden ist. Soweit ich sehe, sind die meisten nicht zufrieden mit der Hilfe, die sie an dem Schalter bekommen. Nach einer guten halben Stunde bin ich an der Reihe und bekomme schnell die Auskunft: “Herr Komba ist über Düsseldorf gebucht. Er kommt um 22:20 mit Lufthansa an.” Wenn der Schalter nicht zwischen uns gestanden hätte, wäre ich der Frau wahrscheinlich um den Hals gefallen.
Als Ludoviko dann nach seiner Odyssee von Rom über Berlin und Düsseldorf knapp vor 23 Uhr tatsächlich auftaucht, wirkt er alles andere als hilflos, und weiß sofort, an wen er sich wegen seines Koffers wenden muss, der unterwegs verloren gegangen ist.
Das Foto zeigt Dominik und Ludoviko am nächsten Morgen. Ludoviko hat sich gefreut, seinen alten Lehrer wiederzusehen, der ihn vor einem Jahrzehnt ins Klosterleben eingeführt hat, ich habe mich gefreut, Dominik bei relativ guter Gesundheit anzutreffen (die Parkinson-Erkrankung hat im Januar seine Rückkehr nach Peramiho verhindert), und Dominik hat sich anscheinend auch gefreut. 24 Stunden nach diesem Foto saß Ludoviko dann schon wieder im Flugzeug nach Dar es-Salaam, darum hatten sich P.Christian aus Tansania und P.Romain aus Togo gekümmert, der alte und der neue Sekretär unserer Kongregation, auch so zwei Afrikaner, bei denen eigentlich nie etwas schiefgeht. Und am Abend erreichte mich dann noch eine SMS von Ludoviko aus Dar es-Salaam: “Gut angekommen, der Koffer ist auch da.” Letzteres war das Ergebnis von gefühlten hundert Anrufen bei der Lufthansa. Fazit: Mit deutschen Fluggesellschaften geht immer irgendetwas schief.