Ich hab neulich irgendwo gelesen, dass einem die ersten 18 Jahre genau so lange vorkommen, wie der übrige Rest des Lebens. Das liegt wohl vor allem daran, dass unser Gehirn wiederkehrende Erlebnisse zu einem Gesamterlebnis zusammenfasst. Da die ersten 18 Jahre voller “Premieren” sind, gibts vom Gehirn noch nichts zusammen zu fassen und deshalb kommen uns die ersten 18 Jahre auch länger vor. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wir ab dem 18. Lebensjahr einfach ordentlich Ersterlebnisse sammeln müssen, damit wir mehr vom Leben haben.
In meiner Erinnerung hatte ich um die 18 eine saugeile Zeit. Ich hatte gerade mein Elternhaus und meine Heimat verlassen, begann ein neues Leben in einer völlig anderen Stadt – weit weg von zu Hause -, trampte durch die USA und hatte vor nichts Angst. Aus heutiger Sicht würde ich sagen “ich war blauäugig” und manchmal kommt es mir vor, als wäre das gestern gerade alles passiert. Wenn mich die alten Haudegen von “damals” nicht permanent im “stayfriends-Newsletter” breitgesichtig angrinsen würden, wähnte ich mich viel dichter dran… Aber egal – alles fügte sich zum Guten, doch in meiner Erinnerung war ich nier wieder so frei wie damals.
Die nächsten 18 Jahre, irrte ich umher, träumte, lernte, liebte, rannte… doch wenn ich ehrlich bin, finden sie in meiner Erinnerung kaum noch statt. Ein paar Eckpfeiler finden sich schon, doch so richtig “drin” bin ich erst wieder seit der Zeit, dass ich Vater bin und meine berufliche Karriere beendet habe (und eine neue begann). Seit ein paar Jahren platzieren sich eine Menge “Premieren” in meinem Leben und seitdem ich mich davon verabschiedet habe, mir permanent Gedanken darüber zu machen, ob und wie es laufen kann, läufts.
Ich bin 40 und gerade das erste Mal auf Sylt. Ein Hochzeitspaar fand meine Fotos so schön, dass sie mich mit in die Flitterwochen genommen haben. Ich mach Fotos, gehe am Strand spazieren, sitze unterm Baum und schreibe ne Blogpost. Ich hätte es schlechter treffen können. Manchmal denke ich, etwas eher wäre schön gewesen… egal…
Sylt ist ne schöne Insel. Premiere, Ersterlebnis, Lebensverlängerung – mach ich jetzt öfter – also irgend wohin fahren, wo ich noch nicht war – die Zeit geniessen, den Ball flach halten und Premieren schaffen. Wär doch schade, wenn die nächsten 18 Jahre wieder verschwinden.