Mit 15 Euro durch die Woche: Tag 3 – Halbzeitfazit und ein dekadenter Schweinsbraten

 

Mit 15 Euro durch die Woche: Tag 3 – Halbzeitfazit und ein dekadenter Schweinsbraten

Die erste Hälfte meiner 15-Euro Woche ist geschafft, essen gerät mehr und mehr zur Randnotiz, weil schlichtweg immer weniger zur Verfügung steht. Das teuerste Stück der Einkaufsliste wartete jedoch noch darauf zubereitet zu werden: Ein Schweinekrustenbraten, dessen (niedriger) Preis mich zwar fast vom Kauf abgehalten hätte, über den ich mich heute jedoch umso mehr gefreut habe. Die einzige Fleischmahlzeit der Woche wurde zelebriert, dazu eine Halbzeitbilanz gezogen.

2,71 für 800 Gramm Fleisch? Das kann man mit seinem Gewissen eigentlich nicht vereinbaren. Das hat mit Dekadenz dann auch nicht mehr viel zu tun. Obwohl ich kein expliziter Bio-Verfechter bin, musste ich mich doch fragen unter welchen Umständen dieses Fleisch produziert wurde. Vermutlich waren es keine saftig-grünen Wiesen und kein erlesenes Pflanzenfutter. Um es auf den Punkt zu bringen: Normalerweise hätte ich es nicht gekauft. Unter dem Umständen, die ich mir selbst beschert habe, war es jedoch die einzige Möglichkeit, an eine einigermaßen sättigende Menge Fleisch zu gelangen. Und so blendete ich heute Dioxin- und Bakterienskandale aus und vetraute darauf – so schlimm es klingt – dass andere Menschen auf derart billiges Fleisch angewiesen sind – und auch noch leben.

Doch bevor ich davon berichte, ob mir mein erster Krustenbraten gelang, will ich ein kurzes Halbzeit-Fazit dieses Experiments ziehen.

Was ist gut an der Einschränkung?

Für Hobbyköche mag das nicht ganz nachvollziehbar sein: Man hat mehr Zeit für wichtige Dinge. Ohne viele Zutaten beschränkt sich die Auswahl aufwändiger Gerichte auf ein Minimum. Der Kochmuffel findet das gut und sieht den praktischen Zeitgewinn. Der Nachmittag verlängert sich ungemein, wenn man nicht bis 14 Uhr am Herd steht.

Man spart furchtbar viel Geld, das man entweder dringend braucht oder dann plötzlich für andere Dinge zur Verfügung hat. Für die Zukunft habe ich gelernt, dass ein vorausschauender Einkauf und eine gewisse Planung zu Beginn der Woche eine Menge Geld einsparen kann. Verschimmelte Lebensmittelreste werde ich am Ende dieser Woche nicht im Kühlschrank finden – das will ich gerne beibehalten

Beibehalten will ich auch den Konsum von Leitungswasser. Hin und wieder habe ich mir auch vor dem Experiment an Sonntagen ein Glas gezapft – wenn ich wieder vergessen hatte Getränke zu besorgen. Doch bislang zog ich immer Saft oder Schorle vor. Doch hat man sich ersteinmal an das Wasser-Trinken gewöhnt, geht das Verlangen nach geschmackvollen Getränken schnell zurück.

So moralisch es auch klingen mag: Man lernt den Wert von Lebensmitteln zu schätzen. Wenn einem plötzlich die netten Kleinigkeiten fehlen, wenn der spontane Griff ins Süßigkeitenregal wegfällt, merkt man, wie schön es ist, dass man im normalen Leben so wenig über jeden einzelnen Einkauf nachdenken muss. Darauf freue ich mich schon jetzt wieder, wobei diese Erfahrung – das glaube ich zumindest – den ein oder anderen sinnlosen Einkauf verhindern wird.

Was nervt?

Alles was nervt ist im Grunde etwas Gutes, weil es einem den eigenen Luxus vor Augen führt. Es Dinge wie der der Duft vom Bäcker, dem man plötzlich widerstehen muss, der routinemäßige Gang zum Kühlschrank, von dem man nicht mit einem leckeren Joghurt zurückkehrt oder ein grummelnder Magen am späten Nachmittag, die einen permanent an die aktuelle Beschränktheit erinnert. Der alltägliche Gang zum Supermarkt wird plötzlich als etwas entlarvt, auf das man sich riesig freut und die Tatsache, dass man nicht mehr die freie Wahl hat, was zum Mittagessen aufgetischt wird, frustiert einerseits und zeigt andererseits wie luxuriös es doch ist, eine schier unendliche Vielfalt an Ess-Möglichkeiten zu haben. Vorausgesetzt, man besitzt die finanziellen Mittel.

Der Schweinebraten 

Damit ich ohne Panik die letzten Tage des Experiments angehen kann, verzichtete ich heute auf große, lebensmittelverschlingende Mahlzeiten. Zum Frühstück gab’s den Rest Grießbrei vom Vortag und zum Mittagessen einen Apfel. All das war gut auzuhalten mit der Aussicht auf einen Schweinekrustenbraten und ein Fußball-Länderspiel  am Abend. Das Bergfest sollte angemessen gefeiert werden. Mit Zwiebeln, Karotten (aus der Suppengrün-Packung) und einer übrigen Kartoffel, sowie Gewürzen aus dem Küchenschrank und etwas Öl hatte ich auch tatsächlich einen Großteil der Grundbestandteile eines bayrischen Schweinekrustenbraten nach Originalrezept im Haus.

Das Vorgehen im Schnelldurchlauf: Schwein mit Knoblauch und Gewürzen eingerieben, Schwarte eingeschnitten und mit Butter-Honig-Senf-Masse aromatisiert. Von allen Seiten goldbraun angebraten,  Zwiebeln und Karotten dazu, 400 ml Wasser dazu gegossen und ab in den Ofen bei 170 Grad. Dort unter permanenter Kontrolle durch ein Bratenthermometer für etwa 1,5 Stunden gegart, bei 83 Grad Kerntemperatur dem Ofen entrissen und in Alufolie zur Ruhe gelegt. Soße aus Fond und Zwiebeln angesetzt, eingekocht, abgeschmeckt, gebunden. Fertig! Für meinen ersten Schweinebraten-Versuch war das ein absoluter Hammer – knusprige Kruste, fette Schwarte und saftiges Fleisch – und das für etwa 3 Euro. Nur das Timing hat nicht funktioniert: Eigentlich sollte der Braten pünktlich vom Anpfiff fertig werden, nun ist er – unter Mithilfe der WG – leider schon fast aufgegessen.

Bevor morgen die Resteverwertung langsam ihren Höhepunkt erreicht , noch einen kurzen Blick in den Speisevorrat:

1 Paket Tiefkühl-Himbeere, 300 Gramm Naturjoghurt, 200 ml Milch, Suppengrün, 1 Packung Toast, 1 Paprika, Haferflocken, Mandeln, Grieß und Eier. Das muss nun für den Rest der Woche reichen. Der nächste Bericht folgt aus Zeitgründen erst am Samstag, dann (hoffentlich) mit einem Bericht über Resteverwertung 2.0. Wem bei diesem Warenkorb eine spontane Erleuchtung kommt, der möge sich bitte bei mir melden!

Weitersurfen!


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