Missverständnis Feminismus mit Mine und mehr

Wenn die Überschrift lautet "Missverständnis Feminismus mit Mine und mehr", bedeutet das nicht, dass ich kein Englisch kann und sagen will "mit mir". Es bedeutet auch nicht, dass ich Minen auslege, um alle, die das Wort Feminismus wieder und wieder falsch auslegen, in die Luft jagen will. Es bedeutet, dass ich über den Begriff "Feminismus" schreiben und aufklären möchte und mich dabei, wie bei vielen meiner Kolumnen-Beiträge, an Songtexten bedienen werde - unter anderem von der Künstlerin Mine.

Zu diesem Beitrag hat mich die Instagram-Challenge von "Kea schreibt." inspiriert. Unter dem Hashtag #femaleempowermentchallengeDE konnte man täglich zu einem bestimmten Thema Bild und Text hochladen und bestimmte "Aufgaben" lösen.

Fragen oder Themenvorgaben waren unter anderem "Ich liebe an mir...", "Dieses Lied macht mich stark" und "Feminismus ist für mich...". Zu letzterer Vorgabe habe ich mich sehr ausführlich durch sämtliche Posts gelesen. Ich fand es spannend, wie ähnlich die TeilnehmerInnen zu dem Begriff "Feminismus" stehen und wie sie es definieren.

In vielen Köpfen herrscht allerdings der Irrglaube, dass Feministinnen männerfeindlich, unrasiert und lesbisch sind. Oder wie es die Teilnehmerin Wortkulisse in ihrem Post gesagt hat: "Vorurteile[n] à la Feministinnen seien hysterische, männerhassende, BHs-verbrennende Furien". Ich musste an der Stelle etwas lachen, weil ich die Formulierung so genial fand. Gleichzeitig ist Aussage an sich leider weniger zum Lachen, weil sie wahr ist.

Ich möchte der Inspiration von Kea und ihrer hervorgerufenen Instagram-Aktion nachgehen und mit dem Missverständnis Feminismus ein wenig aufräumen und meine Sicht der Dinge erläutern.

Einleitend dazu soll ein Song von Mine stehen. In dem Lied "Katzen" geht es - nach Mines eigener Aussage in ihrer Track-by-Track-Erläuterung - "um Individualität, um das sich NICHT anpassen [...]. Gleichzeitig aber auch darum [...], dass man sich einfach in jeden Menschen hinein versetzen kann, dass man immer emphatisch sein kann."

"Ich bin Stahl und du bist Blei
Ich bin groß und du bist frei
Ich weiß, dass wir nicht gleich sind
Aber nachts sind wir grau"

- Mine in "Katzen"

Ich habe mir dieses Zitat rausgesucht, um das Wort "Feminismus" zu Beginn schonmal direkt zu entschärfen, ohne ihn in seiner Wichtigkeit dezimieren zu wollen.

Wie Kea selbst oder auch eine weitere Teilnehmerin der Instagram-Challenge ( mima9308) es in ihren Posts vom 03.06.2017 auf den Punkt gebracht haben: "Feminismus ist Humanismus". Es geht um Menschlichkeit und um Individualität.

Feminismus betrifft nicht nur Frauen und muss nicht nur von Frauen vertreten werden. Feminismus ist viel mehr, betrifft viel mehr Menschen und bezieht sich auf die Gleichberechtigung und Menschenliebe im Allgemeinen.

Die Bewegung als solche, die ursprünglich und bis heute für die Gleichberechtigung der Frau steht geht noch weiter. Es geht um die Gleichberechtigung aller Geschlechter, aller sexuellen Orientierungen, jeder Nationalität und jeder Hautfarbe. Die Menschen sollten als solche gleich behandelt und somit gleich respektiert werden. Es geht darum, dass man keine Unterschiede mehr macht zwischen Mensch und Mensch, Land und Land, Mann und Frau.

Offiziell versteht man unter "Gleichberechtigung" die Gleichheit von Menschen in einem Rechtssystem - Gleiche Rechte. Während in Deutschland die Gleichberechtigung der Frau im Gesetz schon lange selbstverständlich ist, ist in vielen Ländern außerhalb Mitteleuropas die Gleichsetzung von Mann und Frau noch sehr weit entfernt. In Ländern wie Syrien oder Jemen haben Frauen kein recht auf Bildung und müssen sich verschleiern. Vergewaltigung und Folter liegen in der Tagesordnung und die Frau wird im Allgemeinen in solchen Ländern als weniger Wert betrachtet. In Deutschland sind solche Umstände heute unvorstellbar und die Deutschen werden weniger mit den Zuständen in anderen Ländern konfrontiert. Das ist aber kein Grund Feminismus und den Einsatz für Gleichberechtigung zu vergessen oder aus dem Gedächtnis zu streichen. Feminismus und Gleichberechtigung ist heute wie damals ein wichtiges Thema, was nicht unterschätzt werden darf.

"Ganz gleich in welchem Abteil du reist, wir sind alle gleich wenn der Zug entgleist,
doch du hast nichts kapiert. Ganz gleich wie weich du heute sitzt, das ist nichts was dir am Ende nützt, wenn alles explodiert.
Weil du nicht sehen willst was passiert, bist du der blinde Passagier."

- Jennifer Rostock in "Der blinde Passagier"

Gleichberechtigung hat aber auch etwas mit Akzeptanz zu tun. Mit der Sichtweise der Menschen und dem Bild, das der eine vom anderen hat. Dabei geht es um den Umgang miteinander, wie Männer Frauen behandeln, Frauen Männer behandeln aber auch Transgender behandelt werden.

Traditionelle Geschlechterrollen

Männer und Frauen katapultieren sich gerne noch in die traditionell vorgesehenen Schubladen voller Klischees und Vorurteilen. Sie glauben einfach, das müsste so sein. Frauen stellen sich unter einen Mann, lassen sich ihren Drink bezahlen, stecken sich in Hausfrauen-Rollen, weil sie glauben das muss so, ohne es aber tatsächlich zu wollen. Männer verlieren sich im Machogehabe, müssen die Familie ernähren und kloppen einen dummen sexistischen Spruch, weil das doch völlig normal ist. Das ganze kann funktionieren, ich selbst habe prinzipiell nichts gegen eine traditionelle Rollenverteilung in einer Ehe oder Beziehung. Es gibt Frauen, die nichts gegen einen Männerwitz einzuwenden haben und die Aufteilung genießen, selbst den Haushalt zu schmeißen und den Mann arbeiten zu lassen. Doch Feminsimus bedeutet, dass es aus freien Stücken so ablaufen sollte und nicht, weil man glaubt, es MUSS so sein. Das wird leider auch in Deutschland noch zu häufig vergessen.

Mehr als nur ein Geschlecht

Das Thema Gender, welchem Geschlecht man sich selbst zuordnet oder auch zu welchem Geschlecht man sich hingezogen fühlt, gehören für mich auch zu Bewegung des Feminismus. Die Einstellung, nicht nur das andere Geschlecht zu akzeptieren, sondern auch welche, die dazwischen liegen. Frauen, die sich als Männer fühlen, Frauen die Frauen lieben, Männer die sich als Frau fühlen und trotzdem Frauen lieben. Ganz gleich wie wer was genau, es ist erstrebenswert, die Menschen dazu zu bringen, jeden zu akzeptieren und zu lieben, wie er ist und wie er sich fühlt. Dazu gehört vor allem diese Werte an die nächste Generation weiter zu geben, Normen abzulegen und Menschen als Menschen zu sehen und nicht in Schubladen stecken zu wollen, weil man es so im Kopf besser ordnen und akzeptieren kann.

Feminismus ist noch mehr. Feminismus ist auch die Liebe zu sich selbst und das Ablegen von vermeintlichen Schönheitsidealen, die das Selbstwertgefühl und in einen Scherbenhaufen verwandelt. Body-Positive-Bewegungen und das Aufzeigen von vielseitiger Schönheit gehört zu einem Kernpunkt des Feminismus. Dass man über den Tellerrand oder besser gesagt den Zeitschriftenrand schaut und die Schönheit in mehr sieht als dem Model auf Seite 10. Schönheit geht in jeder Gewichtsklasse, in jeder Größe und in jedem Kleidungsstil. Wenn man versteht, die individuelle Schönheit bei anderen Menschen wahrzunehmen und lernt sich selbst so zu lieben wie man ist und darin auch wahre Schönheit erkennt, ist das ein Ziel, was der Feminismus verfolgt.

Ob Mann oder Frau. Teil des Feminismus ist es, sich selbst einzugestehen, was man will, was man ist und wie man sich fühlt. Männer sollte es erlaubt sein sich einzugestehen, Hausmann sein zu wollen, Vaterschaftsurlaub zu nehmen oder auch einfach die sanftere Seite in sich rauszulassen. Und das ohne verurteilt zu werden oder sich vorwerfen zu lassen, man sei kein "richtiger Mann". Frauen hingehen sollen ihre starke Seite zeigen dürfen, Führungspositionen einnehmen können oder mit Bier ein Fußballspiel anschauen dürfen, ohne als Mannsweib abgestempelt zu werden. Es geht darum, Klischees abzubauen und sich selbst in seiner Rolle zu finden und wohl zu fühlen. Viele Erbsengehirne in der Welt schütteln über solche verschobenen Geschlechterrollen den Kopf und können das einfach nicht nachvollziehen. Es sollte ein Ziel sein, dass die Menschheit diese Geschlechterollen einfach nicht mehr kennt und die Klischees ausgeräumt werden. Es sollte irgendwann als völlig normal angesehen werden.

"Ich krieg' das nicht in den Kopf, dass wir uns nicht verantwortlich fühlen
Und uns ständig sagen: ›Das kriegt schon ein anderer hin‹
Und jetzt schreib' ich diesen Song und du, hörst du mich?
Ohne uns ändert sich nichts"

- Frida Gold in "Himmel"

Das Thema "Feminismus" ist vielseitig und das Missverständnis Feminismus leider noch viel zu weit verbreitet. Was aber noch viel relevanter ist, ist die fehlende Gleichberechtigung und die verkorksten Sichtweisen überall auf der Welt. Egal, ob man sich selbst als FeministIn bezeichnen würde oder nicht. Man sollte sich über den Inhalt und die Werte und Ziele dieser Bewegung Gedanken machen und für eine bessere Welt einstehen. Egal ob als FeminstIn oder nicht.

Alle drei Songs, aus denen ich in diesem Beitrag zitiert habe, findet ihr übrigens in meiner deutschsprachigen Playlist #Wortkunst. Finden könnt ihr diese hier.


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