Ein schwindelerregender Flugzeugstunt (der wundersam-biegsame Tom Cruise im Anzug wie Cary Grant), Tod durch Noten – "Mission: Impossible" vollzieht am greifbarsten die Wandlung zu Alfred Hitchcock. Der fünfte Ableger des Jump-and-Run-Franchise, "Mission: Impossible – Rogue Nation", weiß sich seinem Fußnotenmorast überzeugter zu beugen als die vier Vorgänger zuvor. Das "Missbrauchen" einer fremden Signatur verhindert nichtsdestoweniger das Erstellen einer neuen: Alle bisherigen vier Teile fügten sich einem individuell-inszenatorischen Stilwillen, weshalb die Reihe vor allem aufgrund ihrer übergreifend nie passenden Dissonanz Ethan Hunt (Cruise) in spaßigstes aufgeschichtetes Gewusel schickte. Davon kann in "Mission: Impossible – Rogue Nation" nicht mehr die Rede sein, der im Umkehrschluss hauptsächlich die Ansprüche an humorloses, trockenes und tendenziell müdes Blockbustersommerkino befriedigt, das sich verabschiedet vom ehemals jonglierenden Teameinerlei. Es wird mehr palavert als gehandelt, mehr die Seiten gewechselt (hochgradig doof: Rebecca Ferguson) als sich auf einem Spielfeld einzurichten, mehr Pläne erklärt als sie (sowieso erfolgreich) umzusetzen. Christopher McQuarrie, er drehte den sensationell entschleunigten "Jack Reacher", konterkariert, bis auf eine spätere, flüchtig Lust am Pointieren entfachende Unterwassermission, praktisch alle familiäre, sexy Leichtigkeit zulasten einer zu ernsten, selbstbesoffenen Verschwörungstheatralik mit vielen durchgespielten Standardsituationen (die tickende Körperbombe) und generischen Rambazamba-Choreografien ohne kinetisches Potential. Einzig Sean Harris, der steinerne Chefganove, bemüht sich um Wertsteigerung.
4 | 10