Tom Cruise erklimmt zum sechsten Mal eine schier unüberwindliche Hype-Gebirgskette, die alle, außer er, mit Sauerstoff zu bewältigen imstande sind. Trauen sollte man den Vorschusslorbeeren bezüglich "Mission: Impossible – Fallout" aber nicht. Jedenfalls nicht über die gesamte Laufzeit, denn allenfalls momentweise vervielfältigen sich Schwindel und Höhenangst. Die Leichtigkeit ist geblieben, das Bleischwere hat das Franchise immer hinter sich gelassen – im Gegensatz zu den bedeutungsschwangeren Diskursen Bonds. Wenn Cruise auf einem Motorrad die Gassen von Paris durchbrettert, wirkt das adrett statt bewegungsfiebrig. Die Bilder, die Ortschaften verstreichen ungekannt sanft. Christopher McQuarrie erdet die Stuntshow um Tom Cruise mit schwerklebender Echtheit. Sonst erhitzt sich das Übertrumpfende – der seit fünf Filmen sterbenslangweilige Identitätstwists entfachende Maskengag verwahrlost zur einfallslosen Posse, die Rettung hingegen zur verschnörkelten Deus-ex-machina-Parade (Michelle Monaghan) und der grandios grässliche Score (Lorne Balfe) bedient sich munter aus "The Dark Knight Rises", während das IMF-Team gleich mehrere (!) Atomsprengköpfe sicherstellen muss. Aus jeder Pore erschwitzt der Film viriles Testosteron. Und obgleich die über Gebühr überreichlichen Showdown-Allüren selbst Cruise wie einen Avenger erscheinen lassen, ist "Mission: Impossible – Fallout" ein sympathischer, mit Henry Cavill kratzig bestückter Ritt, bei dem die Zuschauer wahrhaftig ein Publikum bilden – Mission: Cruise Control. Kraxeln, klettern, hängen. Bis zur letzten, allerletzten Sekunde.
6 | 10