Eigentlich hätte ja schon beim ersten Versuch nichts schief gehen sollen. Ausgerüstet mit sämtlichen Leckereien, bei deren Anblick jede anständige Katze zu sabbern beginnt, machte ich mich auf, um Schwiegermamas Katze nach Hause zu holen. An meiner Seite zwei tapfere Agenten des berühmt-berüchtigten Geheimdienstes „FBDuck“, die mir ihren Beistand zugesagt hatten, falls es zu einem Kampf kommen sollte. Vierzig Minuten später wurden wir in Schwiegermamas Wohnung von einer kläglich miauenden und zutiefst misstrauischen Katze empfangen.
Muss ich wirklich ich ins Detail gehen? Ich glaube, ich lasse das besser bleiben. Sagen wir es einfach so: Weder die Würstchen, die meine beiden tapferen Agenten unters Bett warfen, noch das „Schleckvergnügen mit Lachs“, das unsere Katzen jeweils vor lauter Wonne beinahe ohnmächtig werden lässt, noch meine zuckersüssen Worte konnten das Tier dazu bewegen, uns sein angeschlagenes Vertrauen zu schenken, geschweige denn, sich in Richtung Transportkorb zu bewegen. Nach einer geschlageneren Stunde – die „FBDuck“-Leute hatten mich schon längst im Stich gelassen – gab ich entnervt auf. Das arme Tier, das inzwischen nur noch verzweifelt fauchte und knurrte, war nicht dazu zu bewegen, mit uns zu kommen. Klar, ich hätte es mit Gewalt dazu zwingen können, aber dadurch wäre unser Zusammenleben vom ersten Moment an ziemlich belastet. Was blieb mir da anderes übrig, als die Spuren notdürftig zu beseitigen, die das „Schleckvergnügen mit Lachs“ in der ganzen Wohnung hinterlassen hatte, der Katze ein paar beruhigende Worte zuzurufen und meinen Agenten mitzuteilen, die Mission sei vorerst einmal abgeblasen?
Ein paar Stunden später starteten wir einen neuen Versuch. Diesmal ohne „FBDuck“, „Schleckvergnügen“ und Würstchen, dafür aber mit „Meinem“, fast allen Kindern, Handschuhen und einem Fläschchen Baldriantropfen. Ob es an den Baldriantropfen, an den Handschuhen oder an der zupackenden Art meines Herrn Gemahl lag, kann ich euch leider nicht sagen – auf alle Fälle sass die Katze fünfzehn Minuten später ziemlich verwundert aber einigermassen zufrieden im Transportkorb.
Verwundert ist sie auch jetzt noch, wo sie die erste Begegnung mit ihrem Bruder und einen ersten Rundgang in unserem Zuhause hinter sich hat. Sieht ganz so aus, als könnte sie es sich vorstellen, hier wieder heimisch zu werden.
Wenn sie sich jetzt nur noch abgewöhnen könnte, mich andauernd anzufauchen, wenn ich es wage, mich zu bewegen. Ich sollte mich hier ja auch noch irgendwie heimisch fühlen…