Missbrauch an der Odenwaldschule - 378.- Euro für jedes Opfer!

Missbrauch an der Odenwaldschule -
Folter für die Seele

Die Odenwaldschule ringt um die Entschädigung der Missbrauchsopfer. © Frank Rumpenhorst / dpaEin Gebäude der OdenwaldschuleEin Gebäude der Odenwaldschule
Die Rechnung ist schnell gemacht: Mindestens 132 Opfer sexuellen Missbrauchs gab es seit den 1960er Jahren an der reformpädagogischen Odenwaldschule – so jedenfalls steht es im Abschlussbericht, der den Skandal dokumentiert. 50000 Euro will die Schule nun, wie sie sagt nicht als Entschädigung, sondern als »Zuwendung« an die Opfer zahlen. Macht 378 Euro pro betroffener Person.
378 Euro für ein verpfuschtes Leben, für Jahre des Leidens, des Schweigens, der seelischen Qualen. Um auch nur irgendwie weitermachen zu können, mussten etliche Betroffene viele Zehntausend Euro in Therapien investieren. Einige sind so mitgenommen, dass sie bis heute keiner geregelten Arbeit nachgehen können. Andere sind nicht mehr am Leben.
Monatelang hatte man sich im Ober-Hambachtal ums Geld gestritten. Johannes von Dohnanyi trat im vergangenen Jahr gar aus dem Vorstand der Odenwaldschule aus, weil seine Forderung nach einer Entschädigungssumme von bis zu 300000 Euro kein Gehör fand. Eine größere finanzielle Zuwendung gefährde die Existenz der reformpädagogischen Schule und sei heutigen Schülern gegenüber ungerecht, hieß es damals.
Und nun plötzlich die Nachricht von den 50.000 Euro. Das Geld geht an den Verein Glasbrechen e.V., in dem sich Betroffene und Unterstützer, darunter auch frühere Mitarbeiter und heute an der Schule tätige Lehrer, zusammengeschlossen haben. »Die 50.000 Euro helfen uns bei unserer Arbeit, sie sind ein Schritt in die richtige Richtung«, sagt Adrian Koerfer, Vorsitzender von Glasbrechen. »Wenn es aber um einen Nachteilsausgleich gehen soll, ist das natürlich kein angemessener Betrag.« Was aber ist eine angemessene Entschädigung, und kann es eine solche überhaupt allein durch Geld geben? Es gibt Betroffene, die gar kein Geld annehmen wollen von der Institution, die sie als Kinder verraten hat.
Die katholische Kirche hatte vor mehreren Wochen angeboten, bis zu 5000 Euro an jeden damals Minderjährigen zu zahlen, der in einer ihrer Einrichtungen missbraucht worden ist. Dass auch 5000 Euro keine Wiedergutmachung für ein kaputtes Leben sind, ist unzweifelhaft. Aber das Geld kann helfen, zum Beispiel um Therapien zu finanzieren.
Die Spätfolgen und Leiden der Betroffenen sind individuell, ihre finanziellen Bedürfnisse sind es auch. Adrian Koerfer weiß das. Darum hat er sich gewundert, als Philip von Gleichen aus dem Vorstand der Schule sagte, das Geld komme »etwa 25 Opfern« zugute. »Diese Zahl ist vollkommen aus der Luft gegriffen. Wir als Verein kommentieren das nicht«, sagt Koerfer.  
Leider nur hat auch die Odenwaldschule die Fragen der ZEIT nicht beantwortet. Wie zum Beispiel die Auswahl dieser 25 Opfer erfolgen solle, ob es eine Art Rangliste des Leidens gebe – und ob die Entschädigungsfrage für die Schule mit der Entscheidung über die 50000 Euro nun abgeschlossen sei, zu all dem schweigt die Odenwaldschule. Dass sie das besonders gut kann, ist bekannt."
Quelle: ZEIT-Online 21.04.2011

Missbrauch an der Odenwaldschule - 378.- Euro für jedes Opfer!

Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt


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