Zur Zeit wird auf unseren gleichgeschalteten Medien ein kurzer Aufsatz von Herrn Minsch herumgeboten, seines Zeichens Chefökonom der Economiesuisse, in dem er vor einer massiv höheren Staatsverschuldung warnt, wenn nicht weiter auf Wachstum gesetzt werde. Am Herzen liegt ihm vor allem die Personenfreizügigkeit. Sie soll weiterhin unangetastet bleiben.
Die Kommentare der Leser zeigen jedoch, dass die Schweizer nicht noch einmal auf die Lügen und Angstmache von Politikern und Wirtschaftsverbänden hereinfallen werden. Die ungebremste Personenfreizügigkeit wird von den meisten abgelehnt.
Kein Wunder, immer mehr müssen die bittere Erfahrung machen, dass sie durch eine billigere ausländische Arbeitskraft ersetzt werden. Und auch politisch uninteressierten Zeitgenossen fällt auf, dass Strassen und Züge immer mehr verstopft sind und die Landschaft zubetoniert wird. Für viele nimmt die gefühlte Lebensqualität ab.
Doch die Reichen freut es. Sie hausen nicht eingezwängt in Blockhäusern wie in Kaninchenställen, sondern erfreuen sich in ihren Villen einer Aussicht ins verbleibende Grün. Sie müssen auch nicht am täglichen Hamsterrennen teilnehmen um dann nach Feierabend vor dem Fernseher in ihren Betonställen zu hocken. Im Gegensatz zum kleinen Arbeitnehmer, füllen sich ihre Taschen mit dem rasanten Wirtschaftswachstum immer mehr.
Obschon er Ökonomie studiert hat, weiss auch Minsch, dass ewiges Wachstum bei begrenzten Ressourcen unmöglich ist
Natürlich passen noch X Millionen Menschen in unser kleines Land. Zwischen Schaffhausen und Genf gibt es noch viel Ackerland von hoch subventionierten Bauern, auf dem Hochhäuser gebaut werden könnten. Die Autobahnen könnten doppelstöckig ausgebaut werden und die antiquierte Bundesbahn liessen sich durch eine Swissmetro substituieren. Auch für Freizeitzentren, Indoor-Skianlagen und Kauftempel voller Chinaschrott und einen zusätzlichen Grossflughafen hat es noch Platz. Je grösser die Bevölkerung ist, desto mehr braucht es ja von dem Zeug. Und damit unsere AHV gesichert ist und wir den Ausbau der Infrastruktur bezahlen können, müssen ja immer mehr kommen. Zwar nicht immer, wie gewünscht, hochqualifizierte Arbeitskräfte, sondern immer öfter Wirtschaftflüchtlinge und Kriminaltouristen. Trotzdem: wir können die ganze Schweiz zu einer einzigen Stadt machen wie Singapur. Damit wäre das Wachstum für die nächsten hundert Jahre gesichert. Minsch ist dann schon längst Asche.
Die Frage, die sich stellt, ist bloss: Wollen wir das?
Oder verzichten wir lieber auf quantitatives Wachstum und setzen auf qualitatives um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern? Und wäre es nicht gescheiter, mehr in Bildung statt in Militärspielzeug zu investieren und uns beim Schuldenmachen nicht nur zu bremsen, sondern ganz darauf zu verzichten? Auch wenn Sparen manchmal weh tut. Manchmal ist nämlich weniger mehr.
Euer Traumperlentaucher