"Ministerium der Angst" / "Ministry of Fear" [USA 1944]


Merklich von Hitchcock inspiriertes, bisweilen gruselig-dämonisches Spionagestück nach Graham Greene, das Fritz Lang mythenschwanger akzentuiert: Die Konzentration der Kamera, auf zwei ihre (falschen) Rollen spielenden Passagiere gerichtet zu sein, die sich in einem engen Abteil konspirativ gegenübersitzen, während draußen die Bomben des Krieges fallen, kulminiert zu paradoxer Intensität. Der MacGuffin – ein Kuchen mit doppelter Funktion, der an den falschen Adressaten ging. Ray Milland, ein spröder Kavalier, der an den Geistern seiner Vergangenheit knabbert (ein emotionaler Höhepunkt), gerät in ein heimlich operierendes Nazinetzwerk und ermittelt auf eigene Faust zwischen Séancen und Spekulationen, Verwirrungen und Verdächtigungen. "Ministerium der Angst" arrangiert sich mit den Mindestanforderungen dramaturgischer Routine, die nötig ist, dem Geschehen ohne nervöse Spannungsaussetzer zu folgen. Pflichtschuldig liest der Film ein aufputschendes Programm ab, komprimiert in knapp über 80 dicht verwebten Minuten verstiegenen bis durchschaubaren Wendungsgulasch. Bezieht die erste Hälfte der Laufzeit noch ihre formale Inszenierungskraft aus ziseliert gesetztem Licht und expressionistisch unterfütterten Schauerwelten (ein Bombenkrater, dem sich alle Anwesenden wie Astronauten nähern), flaut die Geschichte nichtsdestotrotz zunehmend ab und bewegt sich von Hitchcock fort: Verfolgung, Hast, Action. Die Probleme werden per Schießeisen gelöst, bevor die Hochzeitsglocken läuten dürfen. Und die Hochzeitstorte angeschnitten wird. Hoffentlich versteckt sich in ihr diesmal ein… Ring. 
6 | 10

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