[Minimalistischer leben] – Thema Kleiderschrank


Thema Kleiderschrank… Gerade wenn man damit beginnen möchte seinen Besitz langsam zu reduzieren und somit zu minimalisieren, ist der Kleiderschrank als erstes Versuchsobjekt die beste Wahl. Zumindest sehe ich das so. Denn sich von Kleidungsstücken zu trennen ist vergleichsweise leichter als sich von Erinnerungsstücken zu trennen.
Gerade im Kleiderschrank häuft sich gerne mal so einiges an. So geht man vielleicht gerne shoppen, sieht dieses und jenes Teil im Laden, das einem gefällt. Und ehe man es sich versieht, hat man schlussendlich einen ganzen Berg an Kleidungsstücken. Oder aber man hat immer das Gefühl nichts anzuziehen zu haben. Und weil dem so ist, holt man sich immer wieder etwas Neues dazu, in der Hoffnung, dass sich das Nichts-anzuziehen-Haben im Kleiderschrank somit langfristig lösen würde.
Egal wie man es nimmt, so nach und nach sammelt sich so einiges an. Und irgendwann kommt man vielleicht an den Punkt, dass man gar nicht mehr weiß wie man das Alles unterbringen soll. So mag es einem dann so erscheinen, dass man noch mehr bräuchte. In diesem Fall vielleicht mehr Stauraum in Form eines größeren Kleiderschranks. Oder vielleicht noch einer zusätzlichen Kommode.
Egal wie, die meisten unter uns werden das Klamottenberg-Dilemma sicherlich gut kennen.

Doch wie am besten anfangen? Einfach die Tür des Kleiderschranks öffnen und ein Teil nach dem anderen heraus nehmen, bei dem man sich denkt, dass man es vielleicht nicht mehr brauchen könnte?

Es gibt viele Methoden, nach denen man sich orientieren kann. Manche Ordnungsratgeber raten hierbei dazu sich noch zusätzliche Dinge anzuschaffen, um Ordnung in den Kleiderschrank zu bringen. Ich persönlich halte das für wenig produktiv. Doch dazu später.
In diesem Beitrag möchte ich ein wenig meine persönlichen Erfahrungen teilen. ich bin kein Ordnungsexperte, doch vielleicht ist das eine oder andere ja hilfreich.

Wie jetzt also beginnen?

[Minimalistischer leben] – Thema Kleiderschrank
Zuerst: Ausmisten!

Eine Sache, die wohl nicht jedem liegt. Denn nicht jeder kann sich einfach mal so von seinen Sachen trennen. Und oftmals denkt man auch, dass man dieses oder jenes vielleicht irgendwann noch einmal brauchen könnte.
Eine Methode, die ich für sehr effektiv halte ist die nach KonMari. (Mehr Infos dazu hier) Hierbei werden alle Kleidungsstücke zuerst einmal gnadenlos aus dem Schrank genommen und auf einen Haufen zusammen getragen. Und dann begutachtet man jedes Teil einzeln, indem man es in die Hand nimmt und sich genau überlegt ob man es behalten möchte oder nicht.
KonMari orientiert sich nach dem Macht-mich-dieses-Stück-glücklich?-Prinzip. So soll man sich durch die bewusste Beschäftigung mit jedem einzelnen Stück klar werden welche Bedeutung man diesem zuordnet.

Weiter kann man die einzelnen Teile dann auch auf 4 Stapel verteilen. Nach den Kritikpunkten:

  • Auf jeden Fall behalten
  • Eventuell noch behalten
  • Spenden oder verkaufen
  • Wegschmeißen (aber nur, wenn wirklich kaputt und nicht mehr weiter verwendbar!)

Bei denjenigen Teilen, bei denen man sich nicht ganz sicher ist, kann man diese für beispielsweise ein paar Woche zur Seite legen. Hat man bis dahin keines der Teile mehr getragen oder vermisst, kann man dann wiederum entscheiden was letzten Endes damit geschehen soll.

Zum Ausmisten sollte man sich auf jeden Fall Zeit nehmen. Es sollte nichts sein, das man mal eben so zwischendurch betreibt. Schließlich geht es beim hierbei ja auch vor allem darum, dass man sich mit den Dingen, die man besitzt, richtig auseinander setzt.
Wenn man nicht der Typ für einmalige Ausmist-Aktionen ist, dann kann man auch immer mal wieder zirkeln. Das heißt, sich alle paar Wochen vornehmen das Ganze nochmals zu durchforsten. Denn mit etwas Abstand, hat man oftmals noch einmal einen etwas anderen Blick.
In den letzten gut zwei bis drei Jahren habe ich meinen Kleiderschrank jetzt 4 Mal ausgemistet. Und es hat sich dabei immer mehr reduziert. Mitunter auch deshalb, weil sich im Laufe der Zeit auch die persönliche Sichtweise ein Stück weit verändert. In dem Sinne, dass man frühere Entscheidungen noch einmal überdenkt oder komplett anders betrachtet. Doch jetzt bin ich an einem Punkt angekommen, wo es aus meiner Sicht nichts mehr zu reduzieren gibt :).

Ausmisten ist das eine. Um sich langfristig einzupendeln ist es mitunter auch gut sich mit dem Inhalt seines Kleiderschranks auseinander zu setzen.

2. Sich einen Überblick verschaffen

Hierbei habe ich mir ein bisschen das Prinzip des Capsule Wardrobe zum Vorbild genommen. Jetzt wird sich vielleicht der eine oder andere fragen:

Was ist eine Capsule Wardrobe?

Eine Mini-Garderobe aus Ober- und Unterteilen, Kleidern, Jacken, Mänteln und Schuhen, die ausschließlich aus den persönlichen Lieblingsteilen besteht, die man je nach Stimmung und Bedarf miteinander kombinieren kann.

Hierbei wird als Richtwert pro Saison, also für 3 Monate, eine Anzahl von 37 Kleidungssücken vorgeschlagen. So kann eine ganzjährliche Capsule Wardrobe aus bis zu 150 Kleidungsstücken bestehen. Die 37 Kleidungsstücke sind dabei wohl angemerkt nur ein Richtwert und keine Pflicht. Man kann für eine Saison auch weniger oder mehr Teile besitzen.
Bei der Capsule Wardrobe geht es vielmehr darum den für sich perfekten Kleiderschrank zusammen zu stellen, in dem es letzten Endes an nichts mehr fehlt. So ist dann alles auf einander abgestimmt, natürlich dem eigenen Stil entsprechend, möglichst zeitlos und wie bereits gesagt, unter einander kombinierbar, sodass sich mehrere verschiedene Outfitvarianten ergeben.

Wie gesagt, ich habe mir dieses Prinzip, etwas abgewandelt, ein wenig zum Vorbild genommen. Denn ich empfinde einige Aspekte der Capsule Wardrobe als sehr hilfreich. Also habe ich damit begonnen mich damit auseinander zu setzen wie viele Stücke ich nun noch besitze und was genau das ist.
Normalerweise beschäftigt man sich ja nur wenig damit wie viele Teile man genau besitzt. Ich denke wohl die wenigsten werden wissen was das genaue Kontingent ihres Kleiderschranks ist. Doch in diesem Schritt geht es genau darum. Denn ein Überblick über die genaue Anzahl und die einzelnen Stücke verschafft Klarheit. Hierzu kann man beispielsweise ein Blatt Papier zur Hand nehmen und alles genau notieren.
So habe ich das zumindest gemacht. So weiß man dann genau wie viele T-Shirts, Pullover, Hosen usw. man besitzt und welche.
In Sachen Überblick verschaffen sind speziell folgende Dinge gemeint:

  • Jacken und Mäntel
  • Oberteile (Pullover, T-Shirts, Tops, Blusen usw.)
  • Kleider und Röcke
  • Hosen
  • Handtaschen
  • Schuhe

Unterwäsche, Accessoires, Kleidung für Zuhause wie Schlabbershirt und Jogginghose, auch Sportbekleidung, Socken und Co. sollte man an dieser Stelle nicht dazu zählen.

[Minimalistischer leben] – Thema Kleiderschrank
3. Den eigenen Stil entdecken und ergänzen/optimieren

Wenn man weiß was noch da ist, geht es, dem Prinzip der Capsule Wardrobe folgend, daran sich Gedanken darüber zu machen was denn nun der persönliche Kleidungsstil ist. Welche Farben man mag, welche Schnitte.
Ein häufiges Phänomen in unserer Gesellschaft sind sogenannte Trends. Früher waren das mal Schlaghosen. Heute sind es irgendwie diese Oberteile mit ausgeschnittenen Schulterparts. Etwas, das irgendwann in den 90ern auch schon einmal ein Trend war. Dann gibt es da noch bei Männern teilweise diese Aladin-Hosen. (Furchtbar, sorry) Und so weiter. Jedenfalls handelt es sich dabei um Kleidungsstile, die meist kurzzeitig so etwas wie eine Hochphase genießen, einem suggerieren man müsste das auch unbedingt besitzen, seinen eigenen Stil dem des jeweiligen Trends anpassen, die dann jedoch irgendwann wieder in der Versenkung verschwinden.
Trends sind schön und gut. Doch ich finde man sollte sich lieber an das halten was einem persönlich gefällt, worin man sich wohl fühlt, statt dem was Medienpräsenzen einem vorgeben.
Primär sollte das was einem wirklich gefällt, der eigene Stil also, den Kleiderschrank bestimmen.

Bewusstes Einkaufen ist hierbei die Devise. Was brauche ich noch? Was fehlt mir noch?
Hilfreich bei der Beschaffung neuer Kleidungsstücke kann es auch sein sich die Frage zu stellen, mit was man es kombinieren könnte/kann.
Indem man sich über zukünftige Kleidungskäufe mehr Gedanken macht, konsumiert man schlussendlich auch bewusster. Und man sorgt zugleich Fehlkäufen vor.
Hierbei geht es auch nicht darum einfach Dinge loszuwerden und dafür neue zu besorgen. Vielmehr sollen neue Dinge lediglich einer Ergänzung und somit Optimierung dienen. Denn wenn man praktisch den für sich optimierten Kleiderschrank zusammen stellt, benötigt man auf lange Sicht gesehen auch weniger.

[Minimalistischer leben] – Thema Kleiderschrank
4.) Ordnung halten

Ein aus meiner Sicht wichtiger Punkt. Und auch gar nicht so kompliziert :).
Wie anfangs schon erwähnt, raten so manche Ordnungssysteme dazu sich neue Dinge anzuschaffen, um Ordnung in den Kleiderschrank zu bringen. Ich persönlich halte das für nicht zwingend notwendig. Im Gegenteil, Ordnung entsteht gerade durch das Weniger.
Hilfreich empfinde ich zum Beispiel für Schubladen, die Verwendung von alten Schuhschachteln oder anderen Kartons. So kann man innerhalb einer Schublade Dinge in einzelne Kategorien unterteilen, ohne dass ein Sammelsurium verschiedener Besitztümer entsteht. So finde ich es zum Beispiel auch sehr praktisch Socken und Strumpfhosen, aber auch Schals und anderes zu rollen und in der Schublade aufzustellen. Oder „kleine Paketchen“ zu falten.
Auch hilfreich finde ich es Kleidungsstücke nach Farben zu sortieren. Egal ob hängend oder zusammen gelegt. So hat man einfach einen schnelleren Überblick. Wenn man nach Farben sortiert, dann meiner Ansicht nach auch am besten von dunkel zu hell in einer aufsteigenden Anordnung (Vorbild KonMari). So wirkt das Ganze dann auch nicht so erschwerend. Und es ist einfacher bestimmte Kleidungsstücke zu finden, als wie wenn alle Farben durcheinander gewürfelt sind.
Auch als platzsparend empfinde ich es Kleidung wie Bücher zusammen zu legen und dann aufzustellen. Auf jeden Fall besser als die Kleidung auf einander zu stapeln, wie man es normalerweise gewohnt ist.

Hilfreich in Sachen Ordnung finde ich ist es auch immer mal wieder seinen Besitz durchzugehen und einer Prüfung zu unterziehen. Einfach von Zeit zu Zeit einen Blick drauf werfen ob die Sachen einem noch gefallen und einen glücklich machen, ob sie einen Nutzen erfüllen usw.
Das braucht gar nicht so viel Zeit, aber man läuft nicht wieder Gefahr den Überblick zu verlieren :).

Fazit

Mittlerweile bin ich persönlich an einem Punkt angekommen wo ich sagen kann, dass mein Kleiderschrank genau so ist wie er sein soll und wie ich mich damit wohl fühle. Ein paar Dinge sind noch optimierbar, doch das hat Zeit. Jedenfalls, wenn ich mir jetzt neue Dinge leiste, dann weil sie mir wirklich gefallen und ich sie als Bereicherung betrachte. Und nicht als unnötigen Ballast, der sich irgendwo ansammelt und vielleicht sogar teilweise in Vergessenheit gerät.
Wie seht ihr das? Was sind eure Erfahrungen?
Denkt ihr weniger Kleidung zu besitzen kann eine Bereicherung, vielleicht eine Erleichterung sein? Oder seid ihr vielleicht komplett anderer Meinung?

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