[Minimalistischer leben] – 5 Vorteile einer kleinen Gaderobe.

Von Cordula

Im Durchschnitt besitzt Frau hierzulande rund 118 Kleidungsstücke. Und Mann ungefähr an die 73 Kleidungsstücke.
Wie gesagt, das ist der grobe Durchschnitt. Manche besitzen hierbei sogar noch mehr. Denn der Deutsche konsumiert gut 60 Kleidungsstücke pro Jahr, von denen er wiederum manche Teile nur zwei Mal anzieht. Manches landet sogar ungetragen im Kleiderschrank.

Früher ging es mir da genauso. Ich war zwar nie eine wirkliche Shopperin, die jedes Wochenende durch die Läden gezogen ist und sich, je nach Trend und Saison, immer wieder das Neueste dazu gekauft hat. Dennoch sammelte sich mit der Zeit dann doch so einiges an verschiedenen Kleidungsstücken an, sodass es schon so manche Momente gab, in denen ich den Überblick verloren habe.

Über den Zeitraum von gut 3 Jahren und, ich glaube, gut 4 Ausmistruden, bin ich nun bei einem Bestand von unter 60 Kleidungsstücken angelangt. Eine zeitlang waren es auch mal unter 50. Doch im Bereich dazwischen fühle ich mich jetzt persönlich ganz wohl ;).

Das mag sich für manch einen nach wenig anhören. Denn die meisten unter uns sind ja genau das ganze Gegenteil gewohnt. So ging es mir anfangs auch, dachte ich doch ein Bestand von unter 80 Kleidungsstücken sei schon wenig. Doch, um ehrlich zu sein, in Realität fühlen sich unter 60 Kleidungsstücke nach gar nicht so wenig an. Denn eigentlich haben die meisten von uns ihre ganz persönlichen Lieblingsteile, die sie  immer wieder tragen, während andere Sachen eher weniger häufig getragen werden.
Wenn ich daher genauer darüber nachdenke, so könnte man den Bestand sogar noch um ein paar weitere Kleidungsstücke reduzieren. Gerade um solche, die wirklich selten getragen werden. Doch zu wenig sollte es dann auch wieder nicht sein. Sonst könnte wohl die Gefahr bestehen, dass man es mit dem Minimalisieren ein wenig übertreibt und sich selbst damit zu sehr in seiner Lebensqualität einschränkt.
Und da Minimalismus prinzipiell nicht an irgendwelche Zahlen gebunden ist, muss hier einfach jeder seinen ganz eigenen Wohlfühlbereich finden.

Obwohl der Bestand meiner Kleidung im Gegensatz zu früher signifikant geschrunmpft ist, beinhaltet meine Garderobe alles, was ich benötige. Von Sommer- bis hin zu Winterkleidung ist darin alles Nötige vertreten. Das ganze Jahr ist abgedeckt und bietet mir die Vielfalt, die ich für meinen persönlichen Alltag benötige.
Man möchte es im Endeffekt gar nicht glauben, denn die meisten von uns sind es gewöhnt, vor einem vollen Kleiderschrank mit allerlei Auswahlmöglichkeiten zu stehen. Und dennoch haben viele von uns das Gefühl nichts zum Anziehen zu haben. Irgendwie zynisch, nicht wahr?
Da hat man im Endeffekt alles, was man mal haben wollte, was man schön fand, und dennoch kommt in einem beim Anblick des vollen Kleiderschranks das Bedürfnis auf, doch noch etwas Neues oder Zusätzliches anschaffen zu wollen. Denn man hat einfac nichts anzuziehen. Doch früher haben die Menschen es ja auch geschafft mit weniger auszukommen.

Früher, vor gut fünfzig Jahren, da war es Gang und Gäbe, dass man am Wochenende die sogenannte Sonntagskleidung trug. Eine Frau hatte im Durchschnitt eher das an Kleidung was man heute schon als extrem minimalistisch bezeichnen würde. 118 Kleidungsstücke im Durchschnitt… ? Für manch eine Frau in den 50er Jahren wäre das mit Sicherheit absoluter Luxus gewesen, was wir heute als Standard und normal definieren. Wie gesagt, als durchschnittlich.

Mir persönlich hat der Wandel hin zu einer kleineren Garderobe jedenfalls diverse Vorteile gebracht. Von daher hier eine kleine Auflistung:


1.) Weniger im Schrank, mehr anzuziehen

Einer der Vorteile einer kleineren Garderobe ist auf alle Fälle, dass man mehr anzuziehen hat.
Es mag auf den ersten Blick komisch klingen, doch es ist wirklich so. Gerade dadurch, dass man in seinem Schrank oftmals alles Mögliche aus verschiedenen Zeitspannen hortet, befinden sich darin oftmals Kleidungsstücke, die einem entweder nicht mehr gefallen. Oder aber auch solche, die einem inzwischen nicht mehr passen, zu groß oder zu klein sind. Solche, die Teil eines Trends waren, der heute keiner mehr ist usw.

Man besitzt also viel, doch nicht alles erfüllt auch einen Sinn.

Gerade durch das Ausmisten beginnt man im Endeffekt sich mit dem, was man besitzt genauer auseinander zu setzen. Sich einmal einen Überblick darüber zu verschaffen was man hat und was man eigentlich benötigt.

2.) Weniger nachdenken müssen

Wenn man nur noch die Kleidungsstücke besitzt, die man am liebsten hat, muss man auch weniger darüber nachdenken was zusammen passt, was man zu welchem Anlass wohl anzieht usw.
Denn gerade durch das Ausmisten, beschäftigt man sich meist erst so richtig mit dem Inhalt seines Kleiderschranks. Vorher ist es meistens ein kurzes Drüberhuschen. Denn oftmals kennen wir alle unsere Kleidungsstücke gar nicht mehr. Oder wer könnte jetzt alle seine Kleidungsstücke an Ort und Stelle aufzählen?

Ein weiterer Aspekt ist auch oftmals, dass mehr Auswahl auch mehr Qual bedeutet. Die Qual der Wahl sozusagen. Weniger zu besitzen kann hierbei eine deutliche Erleichterung sein.
Wenn ich heute in meinen Schrank sehe, so habe ich heute alles in einem Überblick. Gerade das erleichtert die Suche nach einem passenden Outfit ungemein.


3.) Leichtere Pflege

Weniger Kleidungsstücke zu besitzen, bedeutet auch geringere Wäscheberge. Und damit einhergehend eben auch regelmäßiges Waschen.
Eine meiner Bedenken zu Beginn war ob vermehrtes Waschen die Wäsche schneller abnutzen würde als vorher. Sicher, so manches Wäschestück wird mit der Zeit an Farbe verlieren. Doch bislang kann ich nicht davon berichten, dass die Qualität meiner Kleidung unter dem nun öfteren Waschen gelitten hätte.
Durch das Reduzieren der Kleidung ist es eine logische Schlussfolgerung, dass diese auch öfter gewaschen werden muss. Doch das hat auch den Vorteil, dass sich der Wäschekorb nicht mehr so schnell füllt wie früher ;).

4.) Mehr Outfits

Weniger Kleidung zu besitzen, bedeutet für mich auch mehr Outfits.
Das mag sich auf den ersten Blick komisch anhören, doch wie wir alle, haben wir die Kleidungsstücke, die wir am liebsten tragen und solche, die wir eher seltener verwenden. Eine kleinere Garderobe bedeutet zwar, dass man nach wie vor seine bestimmten Liebligsteile hat, dass man jedoch auch mehr zu kombinieren beginnt mit dem was der Kleiderschrank her gibt. So entstehen dabei mitunter Kombinationen, an die man früher gar nicht gedacht hat.
Gerade weniger zu besitzen macht in Sachen Mode erfinderischer, wie ich finde.


5.) Mehr eigener Stil

Wie ich damals in meinem Bericht zur Capsule Wardrobe geschrieben habe, bedeutete dieser Prozess für mich, mich intensiver mit dem Inhalt meines Kleiderschranks zu beschäftigen. Und daraus auch für mich zu erkennen in welchem Kleidungsstil ich mich wohl fühle, welche Farben ich mag, welche Muster, Stoffe usw.
Man lernt sich in solchen Prozessen selbst besser kennen. Denn man reduziert sein Hab und Gut sozusagen auf die Basics.

„Does this item spark joy?“

Eine simple Frage mit großer Wirkung. Denn, wenn ein Kleidungsstück keine Freude bereitet, warum es weiter im Kleiderschrank behalten?

Die Sachen, die wir am liebsten und meisten tragen bilden hierbei oftmals die Grundlage unseres ganz persönlichen Stils. Mag man es eher bequem oder bunt? Oder vielleicht schlicht? Welche Farben und Muster bevorzugt man am meisten?

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