Minimalismus: Samstag ist Zweitwohnungsräumtag

Von Mareike W

Als ich gemerkt habe, dass ich mit Nepo schwanger bin, waren wir gerade mal knapp sieben Monate ein Paar. Von langer Familienplanung mit Haus, Hof und Kind war bei uns also keine Rede. Im Gegenteil: Jeder von uns hatte noch seine Wohnung und Kinder oder Hochzeit waren bis dato kein Thema. Nun ist Nepo 14 Monate alt, zwar ist das Thema “Hochzeit” immer noch keins, aber immerhin habe ich es geschafft endlich meine Wohnung zum 31.12.2015 zu kündigen.

Wer in München wohnt und den Wohnungsmarkt kennt, weiß, dass es ein Riesenschritt ist die eigene Wohnung zu kündigen, um mit dem Partner zusammenzuziehen. Das ist mittlerweile für mich fast wie heiraten :-).

Für mich war es nach diesem Jahr eigentlich der letzte konsequente Schritt in Richtung Minimalismus. Ich kann schließlich nicht über Minimalismus schreiben und sagen wie toll es ist, sich von Dingen zu lösen und im Hinterkopf taucht immer wieder meine Wohnung auf, die ja immer noch da ist. Und eine “überflüssige” Wohnung ist nun mal viel mehr Belastung, als ein voller Kleiderschrank. Ich glaube es war gut, die Wohnung dieses Jahr noch zu behalten, weil wir einfach auch immer wieder Sachen dort zwischenparken konnten und meine Eltern auch dort für die Dauer ihres Besuche kostenfrei übernachten konnten. Aber auf Dauer sind 400 Euro pro Monat für eine nur als Stauraum genutzte Wohnung einfach zu viel.

Samstags ist Wohnungausräumtag

Tja, und so sind bei uns die Samstage “Ausräumtage”. Ich muss sagen, dass wir wirklich schon viel geschafft haben und die Wohnung langsam leerer. Aber es gibt eben immer noch was zu tun. Da Nepo es überhaupt nicht lustig findet, uns in meiner Miniwohnung beim Aus- und Umräumen zuzuschauen, habe ich beschlossen, dass es besser ist, wenn ich Samstagfrüh schnell mit dem Fahrrad hinfahre und wieder Sachen aussortiere, die ich dann auch gleich entsorgen kann.

So also auch heute. Kurz nach 7 Uhr bin ich mit dem Rad durch den nebeligen Samstagmorgen gefahren. Kurz vor der Wohnung ist dann auch erstmal die Kette vom Rad gesprungen – subba. Das war das erste Lowlight. Als ich dann in der Wohnung war, musste ich feststellen, dass ich meine großen Mülltüten vergessen hatte, dafür aber noch die Makaroni Packung von meinem Freund mitgenommen hatte, die wir gestern gekauft hatten. Was soll ich sagen, außer: Mal läufts, mal nicht.

Nachdem ich dann mit Ach und Krach einige Plastiktüten zusammengesucht habe, ging das große Aufräumen los. Ziel für heute waren die Schuhe. Es gab nur noch Schuhe, die ich nicht mehr anziehen wollte oder kann (High Heels) und auch nicht spenden wollte, weil die Gebrauchsspuren zu offensichtlich sind. Gut erhaltene Schuhe hatte ich ja bereits im Sozialkaufhaus abgegeben.

Nach den Schuhen waren die Kleiderbügel dran. Ich hatte es geschafft in weniger als 2,5 Jahren eine Maße an Plastikkleiderbügeln zu sammeln, dass ich heute morgen nur noch die Augen verdrehen konnte. Die Holzbügel bleiben, sodass sie entweder meine Eltern oder wir weiterverwenden können.

Sowohl bei meinen Schuhen, als auch bei den Kleiderbügeln fragte ich mich, warum ich mir das alles zugelegt habe. Aber damals war mein Kleidungsstil eben noch etwas abwechslungsreicher und ich legte nicht so viele Kilometer zu Fuß zurück wie jetzt und war auch sehr, sehr weit weg davon, jemals einen Spielplatz zu betreten. Oft frage ich mich dann in solchen Momenten: Warum konnte der Minimalismus nicht früher zu mir kommen?

Gut, nach dem ich dann meine Sinnesfragen beantwortet habe, baute ich mein selbstgebasteltes Schuhregal aus Vogue Magazinen und IKEA Lackregalböden ab und widmete mich der letzten großen Aufgabe: Die ausgelagerten Sachen von Nepomuk zu sortieren – was behalten wir und was geben wir an den Cousin von meinem Freund, der bald Papa eines Jungen wird.

Das waren so Wow-Momente, als ich einen Body in Größe 50 in der Hand hatte. Ich konnte mir gar nicht mehr vorstellen, wie klein Nepo mal war. Jetzt trägt er 86 und kann schon laufen.

Es gab auch Wow-Momente, als ich plötzlich Dinge in der Hand hielt, von denen ich nicht mal wusste, dass wir sie mal besessen haben. Wir hatten wirklich viel zu viel von allem – außer Bodies. Für das zweite Kind sollten wir uns wohl eher Windeln schenken lassen, als Kleidung. Sollte das zweite Kind ein Mädchen werden, dann wird es sicher trotzdem fast alles tragen, denn wir haben viele Unisex Sachen und auf rosa oder pink habe ich ja mal gar keinen Bock. Prinzessin wird sie dann eh noch früh genug.

Ich konnte mich wirklich nur von wenigem trennen, aber eine große Tüte für den Cousin ist dann doch zusammen gekommen. Nichts im Vergleich zu den vollgestopften riesigen IKEA Tüten, die dann den Weg zu meinen Eltern antreten werden, aber immerhin.

Zum Schluss musste ich nur noch drei Mal zum Papier Container laufen, um alle gesammelten Magazine von Elle, über Vogue bis zum Harvard Business Manager zu entsorgen. Als ich alles in den Container geschmissen hatte, ist mir eingefallen, dass ich früher (Anfang 2000) ganze Jahrgänge der Vogue auf ebay verkauft habe. Aber für sowas habe ich jetzt keine Zeit und schon gar keine Lust mehr.

Dann hieß es noch kurz Betten neu beziehen, für die Eltern, die nächste Woche zu Besuch kommen. Die letzten verbliebenen Bücher in Stofftüten packen und die letzten Rest der Kleidung, dich ich gern behalten möchte, in meinen Rucksack zu stopfen.

Als ich fertig war, klingelte es unten, mein Freund und Nepo kamen um die Ecke geflitzt. Wir packten alles zusammen und verliessen die Wohnung. Mittlerweile war es 09:30 Uhr und ich hatte meine größte Baustelle für heute schon einigermaßen beackert.

Während die beiden mit dem Auto zurückgefahren sind, bin ich nach Hause geradelt. Zum Glück hatte mein Freund kurz die Kette wieder aufgefädelt. Tja, was soll ich sagen: Kurz vor unserer Wohnung fing mein Rad an zu vibrieren. Und siehe da: Ein Platten am Rückrad. Wie gesagt: Mal läuft es und mal läuft es nicht.

Nächsten Freitag hat mein Freund frei und wir nutzen den Besuch der Eltern, um unsere Bücherregale in den Keller zu packen und aus meiner Wohnung die ersten Dinge zum Wertstoffhof zu fahren.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich froh bin, wenn die Wohnungsübergabe erfolgt ist, denn dann  ist wirklich ein großer Ballast weg und ich kann wirklich behaupten, dass ich auf dem richtigen Weg zum Minimalismus bin.