Als ich mich vor ein paar Jahren selbst mit Minimalismus zu beschäftigen begann, war ich schon lange am Weg der Reduktion. Aussortiert und reduziert wurde, wo es möglich war. Unsere Wohnung ist klein und als Studenten hatten wir nicht viel Geld. Da war eine ordentliche Kalkulation, sowohl beim Platzangebot als auch bei der Anschaffung vonnöten. In dieser Zeit habe ich alle möglichen Sparmaßnahmen ausprobiert, die ich in meinem Artikel "Spartipps" für euch zusammen gefasst habe.
Als ich dann begann mich in das Thema Minimalismus einzulesen, begegnete ich immer wieder Sätzen wie "Konzentriere dich auf das Wesentliche", "Behalte nur, was DU wirklich besitzen willst" oder ähnliches. Und auf einmal bemerkte ich, dass sich diese Sätze nicht nur auf materiellen Besitz beziehen müssen, sondern eigentlich noch viel weiter gehen.
Dadurch bekam ich ein Werkzeug in die Hand, das mich aus meiner Opferrolle befreite. Auf einmal war es nicht mehr wichtig, was die anderen alles hatten (und ich nicht), sondern, was und wie viel ICH erleben und besitzen wollte. Plötzlich waren sauteure Reisen, eine große Wohnung und ständig wechselnde Garderoben unwichtig. Einfach, weil ich andere Prioritäten in meinem Leben habe.
Durch die Aufgabe der Opferrolle erlangte ich plötzlich wieder Macht über mein Leben zurück.Und es ermöglichte mir zu reflektieren, warum ich manche Dinge erleben oder besitzen wollte. Will ich eine Reise machen, weil ich den besuchten Ort erleben und kennen lernen möchte? Weil ich es mir verdient habe? Weil ich meine Freunde, Verwandten und Bekannten mit Anekdoten aus dem Urlaub unterhalten und vielleicht ein bisschen prahlen möchte?
Eine solche Genügsamkeit zu praktizieren macht auch unabhängiger, im Geiste sowie auf einer finanziellen Ebene. Man ist nicht mehr versucht, sich allen Trends hinzugeben oder ständig nach etwas "Besserem" zu suchen.