[MINI-REZENSION] "Zu richten die Lebenden" (Band 5)

Von Buechersuechtig

Nach ihrer erfolgreichen Laufbahn als Malerin entschloss Erica Spindler sich, Autorin zu werden. Wer ihre Romane liest, weiß, dass besonders Psychologie und gesellschaftliche Entwicklungen sie faszinieren. Diese Thematik, gepaart mit scharfem Blick für Liebesbeziehungen, machen ihre Romane zu einem spannenden, emotionalen Leseerlebnis. Mit ihrem Ehemann und zwei Söhnen lebt Erica Spindler vor den Toren von New Orleans.


Alle, die diese Serie noch lesen möchten und die Vorgängerbände nicht kennen, sollten an dieser Stelle lieber nicht weiter lesen!

New Orleans im August 2011: Als Father Girod in der Sisters of Mercy-Church erschlagen aufgefunden wird, sind viele Menschen in seiner Gemeinde erschüttert, denn der Pfarrer war sehr beliebt. Auf einem Glaspaneel im Altarraum hat der Täter die Botschaft "Er wird kommen, um zu richten die Lebenden und die Toten". Diese Spur führt die Ermittler zur Glaskünstlerin Mira Gallier, die die Kirchenfenster vor einigen Jahren renoviert hat. Und Mira hat mit ihren Dämonen zu kämpfen, denn sie hat während Hurrikan Katrina ihren geliebten Mann Jeff verloren und diesen Verlust nie ganz überwunden. Doch der Mord an Father Girod ist nur der Beginn und alle Indizien weisen auf Mira als Täterin hin...

Kauf-/Lesegrund: Ich liebe die Thriller von Erica Spindler und musste deshalb auch ihr neuestes Werk lesen. Eigentlich war ich auf einen (Psycho-)Thriller mit Spencer Malone und Stacy Killian eingestellt, doch diesmal ermittelt Spencer mit seiner neuen Partnerin bzw. im Alleingang und Stacy ist nur eine Randfigur, was ich schade finde.

Handlungsschauplatz: Der Schauplatz wurde nach New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana verlegt und wartet mit so wundervoll lebendigen Orts- und Schauplatzbeschreibungen auf, dass man sich alles wunderbar vorstellen kann.

Handlungsdauer: Die Story beginnt am Dienstag, 9. August 2011, dauert bis Freitag, 19. August 2011, um mit dem Epilog am 7. April 2012 zu enden.
Hauptpersonen(en): DetectiveSpencer Malone von der Mordkommission New Orleans (NOPD) ist mit Stacy Killian glücklich liiert, fährt einen kirschroten Camaro und stammt aus einer großen, kinderreichen Familie. Der gutaussehende Polizist ist gar nicht erfreut, dass sein Partner Tony Sciame in Ruhestand geht und er mit Karin Bayle eine neue Partnerin bekommt, die im Dienst einen Zusammenbruch hatte. Eine wichtige Rolle spielt auch die 33-jährige Mira Gallier, die beruflich mit Glas arbeitet und sogar eine eigene Werkstätte besitzt. Die Mittdreißigerin versucht mithilfe ihrer Psychiaterin von ihrer Tablettensucht loszukommen und versucht, den Tod ihres Ehemannes Jeff mit Arbeit zu kompensieren. Als bei Mordermittlungen ein Kirchenfenster beschmiert wird, kommen Spencer Malone und Mira Gallier erstmals in Kontakt und bald ist Mira die Hauptverdächtige... Die Autorin versteht es, authentische und facettenreiche Protagonisten zu erschaffen, mit denen man einfach mitfühlen und mitleiden muss.
Nebenfiguren: Die mitwirkenden Charaktere wie Miras Assistentin Deni Watts, Chris Johns (der zuvorkommende Zimmermann arbeitet für Mira und ist mit Deni zusammen), ihre Psychiaterin Dr. Jasper, Connor Scott (Connor stammt aus einer einflussreichen Familie, war früher Jeffs bester Freund und hat die letzten Jahre beim Militär im Auslandseinsatz verbracht), Spencers Patentante und gleichzeitig Vorgesetzte Captain Patti O'Shea, seine hübsche Verlobte Stacy Killian, die derzeit beurlaubt ist; Spencers jüngerer Bruder Percy Malone (Percy ist 4 Jahre jünger als Spencer, noch attraktiver und ebenfalls Polizist) , Detective Karin Bayle (Spencers neue Partnerin ist launisch, aufbrausend und fühlt sich immer wieder übergangen) und diverse Zeugen, Opfer und Verdächtigte sind trotz ihrer Vielzahl interessante Persönlichkeiten, die sich ansprechend in das Geschehen einfügen.

Romanidee: Nicht ganz neue Grundidee (eine religiös angehauchte Mordserie) mit gelungener Umsetzung.

Erzählperspektiven: Die rasanten Geschehnisse werden vorwiegend aus dem Blickwinkel von Spencer Malone und Mira Gallier (in der 3. Person) geschildert, Hund und wieder berichtet der Täter über seine kranken Fantasien und Taten. Die Erzähler lassen uns an ihren Gedanken & Gefühlen teilhaben, was für Abwechslung sorgt.

Handlung: "Zu richten die Lebenden" wartet mit einer spannungsgeladenen Geschichte vollgepackt mit allerlei Wirrungen und falschen Fährten sowie mit mehreren Sichtweisen und miteinander verwebenden Handlungssträngen auf. Der (Psycho-)Thriller beginnt packend, doch zwischendurch treten die Ermittlungen auf der Stelle, was die Spannung auch durch einige allzu ausgeschmückte Schilderungen etwas mindert. Allerdings fängt sich Handlung fängt wieder recht schnell und gipfelt in ein temporeiches bzw. überraschendes Ende, denn den Täter hatte ich eigentlich gar nicht auf dem Schirm (ich gehe ja immer gern gemeinsam mit den Ermittlern auf Mördersuche).


Schreibstil: Die Schreibweise von Erica Spindler ist sehr prägnant und ausdrucksstark, was das Lesen zu einem wahren Genuss macht, auch wenn mir die Handlung nicht 100%ig zugesagt hat.

FAZIT:

Auch wenn "Zu richten die Lebenden" nicht ganz an Thriller wie "Mörder ohne Gnade" oder "Das Blut meiner Schwester" heranreicht, lässt uns Erica Spindler abermals in die Abgründe der menschlichen Psyche blicken und ist nicht umsonst eine meiner Lieblings-Thriller-Autorinnen. Trotz kleiner Mankos (viele Nebenfiguren, klitzekleine Längen und ein paar detaillierte Beschreibungen) hat mich der 5. Band der Stacy Killian & Spencer Malone-Buchreihe im Hinblick auf den abwechslungsreichen und spannenden Plot, die reizvollen Charaktere und den mitreißenden Schreibstil wunderbar unterhalten und erhält deshalb wohlverdiente.