Cover
Die Autoren
Erik Axl Sund ist das Pseudonym des schwedischen Autorenduos Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist. Håkan ist Tontechniker, Musiker und Künstler. Jerker ist der Producer von Håkans Elektropunkband "iloveyoubaby!" und arbeitet zurzeit als Bibliothekar in einem Gefängnis. Zusammen haben sie drei Romane geschrieben, die Victoria-Bergman-Trilogie, für die sie 2012 mit dem Special Award der Schwedischen Krimiakademie ausgezeichnet wurden.
*Produktinformation*
Broschiert: 512 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (15. September 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 344248118X / ISBN-13: 978-3442481187
Originaltitel: Hungerelden
Größe und/oder Gewicht: 20,4 x 13,6 x 4,4 cm
Leseprobe
Quelle: bic-media.com *lies mich*
Alle, die diese Trilogie noch lesen möchten und den Vorgängerband nicht kennen, sollten an dieser Stelle lieber nicht weiter lesen!
Die Geschichte...
Gottseidank ist Johan, der Sohn von Jeanette Kihlberg, wieder aufgetaucht, doch er kann sich an die Ereignisse im Freizeitpark nur sehr verschwommen erinnern und muss im Krankenhaus behandelt werden. Da ihr Mann Ake inzwischen als Maler Erfolg hat und zu Hause ausgezogen ist, muss sich die Polizistin um ihren halbwüchsigen Sohn alleine kümmern und der Spagat zwischen Privat- und Berufsleben gestaltet sich nicht immer einfach. Inzwischen wurden die Ermittlungen der Mordserie an den illegal eingereisten Jungen aus Kostengründen beendet, als ein neuer Fall hereinkommt. Ein erfolgreicher Geschäftsmann wurde brutal ermordet und alles deutet auf einen Racheakt hin, doch die Nachforschungen gestalten sich schleppend. Allerdings finden Jeanette Kihlberg und ihr Kollege Jens Hurtig die ungeklärten Morde an den Jungen viel interessanter und so ermitteln sie im Geheimen. Jeanette bittet die Psychologin Sofia Zetterlund erneut um Hilfe, denn Sofia soll ein Täterprofil erstellen. Unterdessen geschehen noch weitere Morde, die mit der ersten Tat zusammenhängen könnten. Und auch der Name Victoria Bergman taucht während der polizeilichen Recherchen immer wieder auf...
Meine Meinung in Kurzform:
Kauf-/Lesegrund: Nach "Krähenmädchen" musste ich einfach wissen, wie es weitergeht.
Reihe: 2. Band der Victoria Bergman-Trilogie
Handlungsschauplatz: Der Schauplatz wurde nach Stockholm, Schweden verlegt. Fast jedes Kapitel beginnt mit dem Schauplatz, wie z.B. Gröna Lund, Gamla Enskede oder Bandhagen.
Hauptpersonen: Kriminalkommissarin Jeanette Kihlberg arbeitet im Morddezernat, ist schätzungsweise Anfang bis Mitte 40 und lebt seit dem Auszug ihres Mannes mit ihrem 13-jährigen Sohn Johan, der sich häufig abkapselt, in Stockholm. Freizeit und Geld sind Mangelware, doch die Polizistin bemüht sich sehr und scheint in der Psychotherapeutin Sofia Zetterlund eine Freundin gefunden zu haben. Sofia ist schätzungsweise Ende 30, hat sich auf traumatisierte Patienten mit multiplen Persönlichkeiten spezialisiert und sich immer wieder Gedächtnislücken - eine Tatsache, die die Psychologin erschüttert... Jeanette und Sofia sind reizvolle Charaktere mit Ecken & Kanten sowie einigen Problemen, deren Handlungen nicht immer ganz nachvollziehbar sind.
Nebenfiguren: Jeanettes Kollegen wie Polizeichef Dennis Billing, der ehrgeizige Polizist Jens Hurtig, Staatsanwalt Kenneth von Kwist, Rechtsmediziner Ivo Andric und Sofias kranke Patientin Victoria Bergman sind sehr interessante Persönlichkeiten, die sich gut in die Handlung einfügen. Doch leider werden wieder viele Nebenfiguren verwendet, was mir persönlich nicht so zusagt.
Romanidee: Bereits dagewesene Grundidee mit ansprechender Umsetzung. Auch in "Narbenkind" spielen Missbrauch an Kindern und dessen Folgen sowie Pädophilie in all seinen grauenvollen Facetten eine große Rolle.
Erzählperspektiven: Abwechselnd werden die Begebenheiten aus dem Blickwinkel von Jeanette, Sofia und Victoria (in der 3. Person) erzählt, zwischendurch schildern diverse Nebenfiguren die Geschehnisse aus ihrer Sicht. Alle Erzähler gewähren uns einen tiefen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. In Rückblenden erfahren wir mehr über Ereignisse aus der Vergangenheit, wodurch wir die aktuellen Ereignisse besser verstehen.
Handlung: "Narbenkind" birgt eine spannende Story mit verschiedenen Erzählperspektiven und miteinander verknüpfenden Handlungssträngen, einigen unerwarteten Wendungen, teilweise auch sehr dramatische und unfassbare Szenarien, bei denen man manchmal schlucken muss. **ACHTUNG SPOILER** Bei aller Spannung und dem schrecklichen Thema ist mir die Geschichte ein wenig zu unrealistisch geraten, denn mit so vielen Leichen könnte man locker 3 Thriller ausstatten. Außerdem müsste Jeanette doch bald klar sein, wer Sofia wirklich ist... **SPOILER ENDE** Leider beinhaltet der 2. Band auch etliche ausgeschmückte Beschreibungen und kleine Längen, die den Lesefluss stellenweise ein wenig bremsen. Wie bereits im Vorgänger endet die Geschichte erneut mit einem Cliffhanger, weshalb ich dem finalen Teil entgegenfiebere.
Schreibstil & Co: Komplettiert wird dieser Psychothriller durch die emotionsgeladene, fesselnde Schreibweise und die angenehm kurzen Kapitel. Da der Plot etliche Szenen über Kindesmissbrauch enthält, bei denen sich einem manchmal der Magen umdreht, ist die Geschichte für zarte Gemüter eher nicht geeignet.
FAZIT:
"Narbenkind" nennt sich der 2. Band der Victoria Bergman-Trilogie, die uns ein weiteres Mal in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt. Trotz kleiner Schwachpunkte wird der Leser schnell in den Sog der temporeichen Geschichte gezogen und nicht mehr so schnell losgelassen. Ausgestattet mit einer rasanten Geschichte, reizvollen Charakteren und einer packenden Schreibweise sorgt "Narbenkind" für einige spannende Lesestunden. Wegen kleiner Mankos erhält der dieser Trilogie-Mittelteil 4 (von 5) Punkte und eine Leseempfehlung.