Dass ich das letzte mal Zuhause bei meinen Eltern war ist schon einige Monate her. Aber dennoch kenne ich dieses Gefühl welches ich beschrieben habe ganz genau und werde es wohl auch niemals vergessen. Noch vor einiger Zeit habe ich dieses Gefühl zur Kenntnis genommen aber ihm weiterhin kaum oder selten Beachtung geschenkt. Seit ich weiß das meine Eltern ende des Jahres zu uns nach Nürnberg ziehen hat sich etwas verändert. Ich mag dieses Gefühl, auch wenn es mir zugleich etwas unheimlich ist. Den größten Teil meines bisherigen Lebens habe ich auf diesem Fleckchen Erde am fast nördlichsten Zipfel von Bayern verbracht. Ich habe dort so viel erlebt und gelernt. Es gab viele freudige Momente in denen ich viel lachen konnte, ich habe Freundschaften geknüpft und auch meine erste große Liebe kennen gelernt. Genau so gut erinnere ich mich aber auch an unschöne Zeiten in denen ich enttäuscht und verletzt wurde, Freundschaften die zerbrachen, unerfüllte Liebe und Menschen die auf andere weiße mein Leben verlassen haben. Jede dieser Erinnerungen ist etwas ganz besonderes und gibt mir das Gefühl einen Ort zu haben an den ich hin gehöre auch wenn sich viel verändert hat und nichts mehr so ist wie es mal war. Alleine schon die vier Wände meines Kinderzimmers geben mir so ein vertrautes Gefühl. Mein Zimmer und ich haben eine ganz besondere Beziehung. Diese vier Wände wissen wahrscheinlich mehr über mich als meine Tagebücher. Sie sind Teil meiner Geschichte. Sie haben mir Trost gespendet und waren Augenzeuge wenn ich Nächtelang heimlich mit dem Angebeteten geschrieben oder telefoniert habe und freudig durch den Raum getanzt bin. Aber auch in Augenblicken der Verzweiflung, Trauer und Angst haben sie mich nicht alleine gelassen und mir Geborgenheit und Schutz gegeben.
Ich frage mich " Ist das jetzt alles weg? Was ist mit meinem Zuhause? Habe ich jetzt überhaupt noch eines?" Seit ich vor fünf Jahren aus der Heimat fort bin war ich oft ziemlich rastlos und habe mich in der Fremde einsam gefühlt. Lange Zeit wusste ich nicht so ganz wohin ich gehöre. Auf der einen Seite gab es da meine Heimat zu der ich aber außer meinen Eltern, meiner Schwester und vereinzelten Freunden oder Bekannten kaum mehr einen Bezug hatte und auf der anderen Seite mein Zuhause was für mich eigentlich noch gar kein richtiges war. Ich habe im laufe der Zeit viele Menschen kennen gelernt aber echte richtige Freundschaften wollten da einfach nicht daraus entstehen. Entweder hatte man von Anfang an nicht viel miteinander zutun oder die Wege haben sich früher oder später einfach wieder voneinander getrennt. Vor vier Jahren bin ich dann einfach ins Kalte Wasser gesprungen und von Erlangen nach Nürnberg gezogen. Nürnberg, da wollte ich eigentlich nie hin. Warum das kann ich ehrlich gesagt gar nicht sagen. Es hat wirklich fast vier Jahre gedauert bis ich angefangen habe Wurzeln zu schlagen. Anfangs bin ich relativ emotionslos in die Stadt hinein gefahren, seit kurzem habe ich eine Veränderung bemerkt. Jedes mal wenn ich die Burg auf ihrem Berg sehe gibt es da dieses Gefühl von Wärme und Geborgenheit und ich denke mir "Hier bist du gerne, hier möchtest du bleiben." Außerdem habe ich in den vergangenen Jahren in die Wohnung viel Liebe gesteckt und mir ein Zuhause geschaffen wie ich es mir vorstelle. In den letzten Jahren hat sich viel verändert. Ich habe mein Herz an diese Stadt weiter verschenkt, meine beste Freundin ist mir sogar nach Nürnberg gefolgt. Aber auch im Herzen von Franken habe ich viele liebe Menschen wie einige meiner Blogger Kolleginnen kennen gelernt. Dennoch wird meine Heimat immer meine Heimat bleiben. Immer wenn ich zu Besuch sein werde wird sich dieses vertraute Gefühl einstellen und ich werde die Stunden voller Ruhe und Geborgenheit genießen.Die Botschaft die sich dahinter verbirgt ist: Nicht jeder Baum schlägt sofort Wurzeln, manche Bäume brauchen eben ein wenig länger. Nur weil man seine Heimat verlässt heißt das nicht dass man kein Zuhause mehr hat. Es kommt immer darauf an wo das Herz schlägt denn "Home is where your heart ist."
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