Milliardär fürchtet progressive Kristallnacht

Ach ja, die armen Reichen. Keiner hat sie so richtig lieb, obwohl sie doch unglaublich viel Geld haben. Hierzulande wird auch immer gleich eine Neiddebatte gewittert, wenn mal jemand feststellt, dass es den Besser- und Bestverdienern im Vergleich zu den Nicht-so-gut-Verdienern doch eigentlich ganz schön gut geht. Und Neid ist pfui bäh, den können sich nur die richtig Reichen leisten, die neidisch darauf sind, dass die weniger Reichen sich nicht solche Mühe geben müssen, den Staat zu bescheißen, weil sie gar nicht genug verdienen, um so richtig Steuern sparen zu können. Diese Versager sollen mal nicht so neidisch sein, sondern das Maul halten und arbeiten. Denn irgendwer muss die Kohle ja verdienen, die sich die Reichen in die Taschen stecken.

Aber je reicher die Reichen werden, desto mehr Leute werden neidisch. Das finden die Reichen total ungerecht. Das geht so weit, dass der US-Milliardär Tom Perkins vor ein paar Tagen an das Wall Street Journal geschrieben hat, das eine Prozent der richtig Reichen würde inzwischen von den Umverteilern der Occupy-Front so heftig gehasst, wie damals das eine Prozent Juden von den Nazis. Perkins fühlt sich verfolgt und sieht schon wieder eine Reichskristallnacht herabdämmern.

Nun ja, Nazi-Vergleiche sind bekanntlich immer so eine Sache. Wenn die Reichen vor den 99 Prozent tatsächlich ähnlich viel Angst haben müssten, wie die Juden im Dritten Reich vor den Nazis, dann würden die Reichen ganz fein still halten und nicht so dämliche Leserbriefe schreiben. Denn dann wüssten sie, dass es ihnen wirklich an den Kragen ginge. Die Nazis haben den Juden zwar ihr Vermögen genommen, aber das war bekanntlich keineswegs das schlimmste, was den Juden passiert ist. Die armen Juden wurden genauso umgebracht wie die reichen. Da ging es um Rassenhass und nicht um die Vermögensverteilung.

Soweit ich weiß, hat noch niemand von Occupy oder sonstigen Umverteilungs-Fans gefordert, dass man die Reichen mit Stumpf und Stiel ausrotten sollte. Man fordert lediglich, dass sie nicht mehr ganz so unverschämt reich werden dürfen, während Millionen anderer ganz furchtbar am bleiben müssen. Das mag sich für so einen Reichen zwar unglaublich radikal anhören, aber bisher ist niemand drauf aus, ihn an die Wand zu stellen oder in die Gaskammer zu schicken. Aber möglicherweise ist das demnächst auch nicht mehr undenkbar, wenn er weiterhin so scharf auf dumme Vergleiche ist.



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