Fünfzehn Mann auf des reichen Mannes Kiste - und das Komische an der Liste der größten Geldsäcke der Welt ist, dass sie fast alle mal ganz arm angefangen haben. Ganz im Gegensatz zum gefühlten Wissen, dass die Welt seit alters her beherrscht wird von Menschen, die reich geboren, mit dem goldenen Löffel im Mund aufgezogen und später vom Papa an die Spitze ein geldspeienden Firmenuniversums gesetzt werden, zeigt die Hitparade der Weltwohlhabensten
ein ganz anderes Bild.
Es sind die selbstgemachten Milliardäre, die die größten Geldhalden gesammelt haben. Bill Gates, Warren Buffet, der Mexikaner Carlos Slim Helú, der schwedische Ikea-Gründer Ingvar Kamprad, Stahlgigant Lakshmi Mittal - die fünf Geldgiganten schlechthin waren sehr normale vermögende Männer, als sie begannen, auf eigenen Beinen zu stehen. Gates war zwar Sohn eines Rechtsanwalts, aber eher wohlhabend als reich, Buffett entstammt der Familie eines Brokers, verdankt seinen Reichtum aber nicht dem Erbe des Vaters, sondern dem eigenen Ehr- und Geiz. Helu ist der Sohn eines Libanon-Flüchtlings, der in Mexiko ein kleines Vermögen anhäufte. Groß machte es der Sohn, der zur richtigen Zeit in die richtigen Geschäfte investierte. Wie Ingvar Kamprad, der Sohn einer Thüringer Bauernfamilie, dessen Billigmöbel die Welt eroberten und ihren Erfinder reich machten.
Nein, es ist kaum altes Geld in diesen Charts. Sheldon Adelson wurde als Sohn jüdischer Einwanderer in Boston geboren und verdiente sein erstes Geld wie Buffett mit Zeitungsaustragen. Amancio Ortegas Laufbahn begann mit 14 Jahren als Handlanger in einem Bekleidungsgeschäft in La Coruña. Li Ka-shing aus Hongkong flüchtete als Jugendlicher vor den japanischen Besetzern aus Südchina. Seine erste Firma gründete er mit 19, er verkaufte künstliche Blumen aus Plastik und investierte die Gewinne vor allem in Häfen und Immobilien, aber auch in die deutsche Drogeriekette Rossmann, die ihm heute fast zur Hälfte gehört.
Immerhin steht auf Nummer 10 ein reicher Erbe: David Thomson übernahme die Thomson Corporation von seinem Vater, war also von Hause aus reich. Ganz im Gegensatz zu seinem Milliardärskollegen Larry Ellison, der unehelich geboren wurde und bei einer Tante aufwuchs, weil seine minderjährige Mutter ihn nicht ernähren konnte. Ellison verließ die Uni ohne Abschluß, gründete Oracle und wurde reich - im Gegensatz zu Liliane Bettencourt, die den Kosmetikkonzern L’Oréal erbte und damit die zweite Vertreterin von altem Geld in der Hitparade der Reichsten ist.
Viel mehr werden es aber auch nicht. al-Walid ibn Talal Al Saud aus Saudi-Arabien begann mit lächerlichen 15.000 Dollar und einer Villa im Wert von 1,5 Millionen Dollar, die ihm sein Vater als Startkapital spendierte. Die restlichen 20,28 Milliarden, die Al Saud heute zum 13-reichsten Menschen der Welt machen, spekulierte er sich selbst zusammen. Auch der Inder Mukesh Ambani übernahm die heutige Milliardenfirma Reliance von seinem Vater, baute sie allerdings selbst erst zum Weltkonzern aus.
Ähnlich wie die Letzten in der Liste, die allerdings doch noch etwas etwas mehr Arbeit hatten. Karl und Theo Albrecht wuchsen in bescheidenen Verhältnissen im Haushalt eines Bäckers auf, der als Bergmann arbeiten musste, ehe er sich 1913 als Brothändler in Essen selbstständig machteKolonialwaren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernahmen die beiden Brüder 1946 das elterliche Lebensmittelgeschäft und bauten es bis 1950 zu einer Kette mit 13 Geschäften aus. 1960 hatten sie dann schon 300 Aldi-Märkte, 2010 schon 20 Milliarden Privatvermögen. Damit steht es dann 13 zu 2 von neuem Geld gegen altes - ein Verhältnis, das mehr als deutlich gegen die These spricht, das kapitalistische System sei auf seine Art eine Kastengesellschaft, die nach oben wenig durchlässig ist.