Harte Kost wartet auf die Besucher des Militärhistorischen Museums in Dresden. Neben Kriegsutensilien gibt es dort bizarre Stücke wie ein von Vivienne Westwood designtes Exponat.
Foto: Getty Images/Getty Nach sieben Jahren Umbau öffnet das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden mit einer Dauerausstellung. Zu sehen ist nicht nur Ausrüstung der Bundeswehr, sondern auch ein Exponat der Modedesignerin Vivienne Westwood.
Verwesungsgeruch auf Knopfdruck: Im neuen Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden können Besucher nachempfinden, wie es in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges gerochen haben muss. Der “Duft” wurde extra von einer weltweit bekannten Geruchsforscherin kreiert. Ausgestopfte Pferde mit Gasmasken zeigen, wie Tiere im Krieg eingesetzt wurden. Beinprothesen zeugen vom Schicksal eines 14-jährigen kambodschanischen Jungen, der auf eine Mine getreten ist. Zu sehen ist auch ein Kleidungsstück, das die englische Modedesignerin Vivienne Westwood entworfen hat.
Am 14. Oktober wird das Militärhistorische Museum nach siebenjähriger Umbauzeit wiedereröffnet. Die Macher der Ausstellung bieten den Besuchern einen neuen Blick auf Gewalt und Krieg: “Wir wollen Krieg nicht nacherlebbar machen, wohl aber nachempfinden”, sagte Katja Protte, Leiterin des Sachgebiets Kunst, kurz vor der offiziellen Eröffnung.
Ein Ausstellungsbesuch solle nicht nur Spaß machen. Vielmehr gehe es darum, sich mit wichtigen Fragen der Menschheit – Tod, Verlust, Gewalt und Zerstörung – auseinanderzusetzen und zum Nachdenken anzuregen.Die Vorbereitungen für die Wiedereröffnung laufen auf Hochtouren. In den neu gestalteten Räumen werden Vitrinen auf Hochglanz poliert, Exponate beschriftet und letzte Wände weiß gestrichen.
Die Schau zeigt auf rund 13.000 Quadratmetern mehr als 10.500 Exponate – darunter Panzer, Raketen und das erste Unterseeboot aus dem Jahr 1850, aber auch Video-Installationen und Auftragsgemälde der DDR-Armee. “Wir wollen ein Schaufenster der Bundeswehr sein”, sagte Direktor Matthias Rogg. Militärgeschichte solle innovativ und differenziert dargestellt werden. Bewusst habe die Bundeswehr dabei Schwellen überschritten, erklärte Rogg. Militärhistorie werde dargestellt als Kulturgeschichte der Gewalt, in deren Mittelpunkt der Mensch stehe.
Der Umbau hat 62,5 Millionen Euro gekostet
Besucher können die 700 Jahre Militärgeschichte entweder in chronologischer Folge ablaufen oder in einem der elf Themenparcours entdecken – dazu gehören “Tiere beim Militär”, “Schutz und Zerstörung” und “Militär und Technologie”.
Star-Architekt Daniel Libeskind lieferte den Entwurf für den 62,5 Millionen Euro teuren Umbau. “Wie ein Anzug ist die Architektur auf die Ausstellung maßgeschneidert”, sagte der Europa-Repräsentant des Architekten, Joachim Klein. Markant ist vor allem der fast 15.000 Tonnen schwere Keil aus Beton, Stahl und Glas, der wie ein Schiffsbug aus dem Gebäude ragt und die frühere Symmetrie bricht. Es gehe darum, Brüche in der deutschen Militärgeschichte deutlich zu machen.
Die Spitze des Keils in 30 Metern Höhe ist nicht nur begehbar, sie weist zugleich auf einen geschichtsträchtigen Ort: Sie ist ausgerichtet auf das Dresdner Ostragehege, wo im Februar 1945 während des Zweiten Weltkrieges die ersten Leuchtbomben abgeworfen wurden.
1873 wurde das heutige Museum als Arsenalgebäude errichtet und von 1971 bis 1989 als Armeemuseum der DDR genutzt. 2004 begannen die Umbauarbeiten nach den Plänen von Daniel Libeskind. Mit der Wiedereröffnung besitzt Dresden nach eigenen Angaben eines der größten und modernsten militärhistorischen Museen in Europa.
Das militärhistorische Museum Dresden ist geöffnet ab dem 14. Oktober.
dpa/sn