Milena Busquets. Auch das wird vergehen.

busquets_auch_das_wird_vergehenEine alte Weisheit von Blancas Mama ist, dass Schmerz und Kummer vergehen werden, so wie die Begeisterung und das Glück. Die Mama ist tot, doch so schnell vergehen weder Kummer noch Schmerz. Für Blanca beginnt eine schwere Zeit des Abschiednehmens und der Erinnerungen. Doch wo andere Menschen der eigenen Trauer begegnen, indem sie wild anfangen zu lesen oder Musik zu machen, stürzt Blanca sich in das pure Leben. Sie ist eine junge, wilde und sehr schöne Frau. Sie lebt und liebt, wie es ihr gefällt. Sie lebt selbstbestimmt und ist extrem selbstbewusst.

Im Sommer treffen sich alle Freunde und Freundinnen, auch die Väter ihrer beiden Söhne, im Ferienhaus in Cadaqués – einem malerischen Ort in Katalonien, direkt am Meer. Die Tage vergehen mit Bootsfahrten, mit Wein, Essen und gutem Sex. Mit Lachen und mit Streit. Auch mit der allgegenwärtigen Erinnerung an Blancas Mama, die noch immer sehr präsent ist. Die Geschichte ist deshalb aber keine traurige. Sie ist wild schäumend, glitzernd, flirrend, knisternd. Und sprühend vor Intelligenz! Wie ein Sommertag am salzigen Meer. Ein Hauch von Traurigkeit legt sich immer dann auf den Roman, wenn Blanca im Text direkt mit ihrer Mutter spricht. Einer Mutter, der sie all das verdankt: ihre Art, zu leben und zu lieben sowie das Gefühl, dass an manchen Tagen Feenstaub auf ihren Kopf herab rieselt.

… Du hast mir auch das irre Lachen geschenkt, die Freude am Leben, die völlige Hingabe, den Spaß an jedem Spiel, die Abneigung gegen alles, was das Leben kleiner machte und einem die Luft nahm: Knauserigkeit, Mangel an Loyalität, Neid, Angst, Dummheit und vor allem Grausamkeit. Und den Sinn für Gerechtigkeit. Die Aufsässigkeit. Das überwältigende Erkennen von Glück in den Momenten, wenn man es in Händen hält … (S. 168). 

Glücklicherweise gibt es diese Sommer in Cadaqués. Man möchte eine geheime Tür öffnen, das kühle Haus betreten, sich an den Tisch setzen, Muscheln schlürfen und eiskalten Weißwein mit Blanca und ihren Freunden genießen. Diese Freunde bedeuten Blanca so viel. Für sie ist nichts schlimmer, als die Vorstellung, allein zu sein. Oder ein Leben auf dem Land , umgeben von Tieren! … aber wenn ich kein Kino, keinen rund um die Uhr geöffneten Supermarkt und keinen Haufen mir unbekannter Leute um mich habe, kriege ich Beklemmungen (S. 52).

Neben den turbulenten und nicht selten auch sehr erotischen Momenten mit ihren Exmännern, Lovern und Freunden, genießt Blanca das Meer in all seinen Facetten. Schwimmend, untertauchend, das Medusenhaar über ihrem Kopf tanzend, gibt sie sich ganz der sinnlichen Lust der Schwerelosigkeit und des Sich-Auflösens in der salzigen Unendlichkeit hin. Und manchmal rieselt eben Feenstaub auf ihr Haar, still und sanft. Genauso sanft und still werden auch Kummer und Schmerz vergehen. Irgendwann …

Ein leichter und sanfter Roman, der elegant mit der Gefühlswelt spielt, sagt Hauke von leseschatz. Und vermisst gleichzeitig etwas Tiefe. Noch kritischer betrachtet Serendipity von Feiner reiner Buchstoff die leichte Sommergeschichte von Milena Busquets – leer und nichtssagend, ein Roman, dem jede Substanz fehlt.
Zwei Meinungen, die ich spannend finde, denen ich mich aber nicht anschließen kann. Manchmal will ich einfach nur auf gutem literarischen Niveau unterhalten werden. Entführt werden in eine andere Welt. Nach Katalonien beispielsweise. Busquets hat mir wundervolle Lesestunden geschenkt mit diesem Roman.

Milena Busquets. Auch das wird vergehen. Aus dem Spanischen von Svenja Becker. Suhrkamp Verlag Berlin 2016. 170 Seiten. 19,95 €



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