Als einer der schlechtesten Regisseure der Welt dürfte sich Peter Berg seinen Platz redlich verdient haben. Bestenlistenmaterial. Mit Ansage. Peter Berg ist aber auch einer der unterschätztesten Demagogen Hollywoods – seine Filme sind agitatorische Psychosen wie verkrampfte Vulgärverheiligungen. Überraschenderweise nervt Berg in "Mile 22" jedoch nicht, als zwingend nötig. Knapp 90 Minuten dauert der Snack für zwischendurch, poltert, rollt, erbaut. Erzählt wird die Geschichte der geheimen Organisation Overwatch (Vorsitzender mit Sneakern: John Malkovich) und um einen Spion (Choreografie-Gold: Iko Uwais), der außer Landes gebracht werden soll. Unterwegs – 22 Meilen beträgt der Weg zum Flugzeug – muss sich das Team um Mark Wahlberg (in einer noch primitiveren Bryce-Dignam-Rolle) mit rachelüsternen Russen herumschlagen. Im Rahmen eines "The-Raid"-Action-Marathons destilliert Berg (erstmalig?) sehenswert ruppige, auf Bildschirmen und damit in Sehverschachtelungen aufgelöste, ritualisierte Nahkampfzuspitzungen in Tony-Scott-Manier. Die Geschlechterbilder indes haben den Stellungskrieg nicht überwunden – auch Lauren Cohan muss eine App zur Schimpfwörtertherapie benutzen. Was für Peter Berg zählt, geschlechterunabhängig, ist der vorlaute Glaube an die eigene Stärke ebenso, wie an das narbengezeichnete Fleisch, scheinheilig legitimiert durch eine Liste an der Tafel, die bei Pearl Harbor anfängt. In James Silvas (Wahlberg) kommalosen Tiraden gegen das Unrecht anderer Länder trägt "Mile 22" gar ungeahnt widerlichen Stolz vor sich her.
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