Nun gut, Milch ist also nicht so unschuldig wie ihre Farbe vermuten lässt. Und heute ist einer dieser Tage an denen ein delikater Filterkaffee oder ein kräftiger Schluck Espresso nicht die gewünschte Befriedigung bringt, kurz, Sie spüren ein Verlangen nach dieser Mischung aus cremigem Weiss und sanftem Kaffeearoma. Wenn es trotzdem keine Milch sein soll oder gar darf, dann sind Sie in erster Linie einmal darauf angewiesen, dass Ihr Lieblingscafé eine Alternative überhaupt im Angebot hat. Wie meine Recherche ergabt, ist dies jedoch mittlerweile kaum mehr ein grosses Problem, denn viele gute Lokale in Zürich haben dieses Kundenbedürfnis erkannt, auch wenn dies auf der Karte nicht immer ersichtlich ist. Um gleich zur Sache zu kommen: Die Alternativen heissen unter Anderem „Sojamilch“, „Hafermilch“, oder „Reismilch“. Und nein, Sojamilch schmeckt in der Tat nicht genau wie Kuhmilch, und ja, Reis und Kaffee geht überraschenderweise tatsächlich.
Getestete Cappuccino:
Babu’s Bakery & Coffeehouse — Sojamilch (Soyana „Original“)
“Ein optisch ansprechender Cappuccino, bei dem man fast schon von einem clever angewendeten Trick sprechen könnte, wäre Schokoladenpulver auf dem Cappuccino nicht in vielen Lokalen die Normalität: Die Schokolade die (zum Glück) dezent auf dem äusseren Ring des Milchschaumes punktuell verteilt ist, weist einen sehr herben Geschmack auf (was ich bei Schokolade mag) und lenkt dadurch geschickt von der ähnlichen Charakteristik der Sojamilch ab. Die Schokolade stellt sich sozusagen schützend vor die Milch und steckt die ganze Kritik ein. Eine durchaus gelungene Kombination sofern einen die Schokoladennote im Kaffee nicht stört.”
Café Noir — Sojamilch (Provamel „Natural“, ungesüsst)
“Eines der wenigen Lokale wo nicht Soyana ausgeschenkt wird. Auch hier ein guter Soja Cappuccino, der von dieser typischen Sojanote begleitet wird, aber mit dem Kaffee harmoniert. Bei guter Zubereitung sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sojamilchtypen/Marken wirklich schwer auszumachen – ausser man würde sie natürlich im Direktvergleich degustieren.”
Cakefriends – Sojamilch (Coop „Sojasun Nature“, ungesüsst)
“Vielleicht war’s ein Glückstreffer, vielleicht liegt’s am Quellwasser und den nur gerade 7% Sojaanteil in der Milch (vgl. 18% bei Soyana), aber dieser Cappuccino hat mich geschmacklich von allen Soja-Versionen am meisten überzeugt. Kaum Soyanote und gute Konsistenz. Dass hier eine ähnliche Kaffeemischung wie im Henrici verwendet wird, wo der Soja Cappuccino auch sehr gut war, spricht für eine gute Eignung dieses Rast Kaffees für Sojagetränke.”
Henrici — Sojamilch (Soyana „Nature“), Hafermilch (Soyana)
“Eigentlich überrascht es ja nicht, aber im Henrici macht der gewohnt hohe Standard auch bei den Milchalternativen nicht halt. Hier wurden mir die in ihrer Ganzheit wohl perfektesten Getränke serviert. Den süsslichen Hafermilch Cappuccino habe ich bestimmt nicht zum letzten Mal getrunken. Unter der schönen Latte Art wird dann zwar doch noch ersichtlich, dass auch Profis nichts an den strukturellen Grenzen der Hafermilch ändern können, die Kaffee-Milch Mischung bleibt deutlich dünnflüssiger als man es von normaler Milch kennt, aber dem Geschmack kann dies nichts anhaben. Der Soja-Cappuccino hatte die etwas klassischere Milchkonsistenz und entsprach den geschmacklichen Erwartungen von ungesüsster Sojamilch, das heisst, die leicht herbe Sojanote erinnert dezent daran, dass das Auge getäuscht wird.”
Miyuko – Reismilch (Soyana „Basmati-Vollreis PLUS Calcium“)
nicht getestet: Sojamilch (Migros „Soja Line Drink Calcium“, gesüsst)
“An dieses Getränk setzte ich mich nicht ganz ohne Vorurteile, denn aus Selbstversuchen glaubte ich zu wissen, dass Reismilch und Kaffee schlicht und einfach nicht gut harmonieren. Nun weiss ich es besser. Während ich beim Trinken vor lauter Überraschung noch daran herum studiere, wie die dominante Reisnote am besten zu beschreiben ist (irgendwie “asiatisch”, “geröstet”?), sehe ich auch gerne über die Tatsache hinweg, dass auch Reismilch nicht gerade ein Freund der Milchlanze ist und der Cappuccino optisch als auch in seiner Konsistenz als Getränk nicht ganz so viel hergibt wie es einige Sojagetränke vermochten. Das Geschmacksgeheimnis scheint übrigens in der Reismilch zu liegen, statt normalem Reis steckt hier Basmati drin!”
Starbucks – Sojamilch (Alpro)
“Starbucks war eines der ersten Lokale, wo Sojamilch eine Option war, und mittlerweile gibt es selbst die beliebten Frappuccinos in dieser Alternativausführung. Beim “normalen” Cappuccino, ganz ohne süsse Extras, in der kleinsten Tassengrösse, trifft man auf ungewohnt dominanten Kaffeegeschmack, der in den grossen Tassen oft von der vielen Milch und den Aromasirups neutralisiert wird. Wer die sehr dunklen, herben Kaffeenoten von Starbucks mag, kann sich auch mit diesem Cappuccino anfreunden, aber nimmt das Getränk vielleicht besser gleich mit, denn eine Augenweide ist dieser Cappuccino in der Tasse leider nicht. Ich bleibe beim To-Go-Tall-Soja-Green-Tea-Latte.”
Tibits NZZ Bistro – Soja-Mandelmilch (Soyana)
“Von der Soja-Mandelmilch habe ich eigentlich einiges Erwartet, denn ich glaubte schon einmal so einen getrunken zu haben, bei dem ich keinen Unterschied zu normaler Milch bemerkte. Vielleicht liegt das daran, dass es tatsächlich solche gewesen war. Wer weiss. Vielleicht ist auch die Barista Konstanz nicht ganz so hoch bei diesem nicht auf Kaffee spezialisierten Lokal, auf jeden Fall war der getrunkene Cappuccino leider eher etwas enttäuschend. Während der nüchterne Schaum noch angenehm neutral schmeckte, war die Harmonie beim mit Kaffee durchmischten Teil dann leider vorbei und eine leichte Bitternote machte sich bemerkbar. Vielleicht gibt’s beim nächsten Essen noch mal eine Chance, denn alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei.”
Weitere ausgewählte Lokale mit Milchalternativen:
Café des Amis – Sojamilch (Soyana)
Kafi für Dich — Sojamilch (Soyana)
Kafischnaps — Soja-Mandelmilch (Soyana)
Schwarzenbach — Sojamilch (Soyana)
Z am Park — Sojamilch (Soyana)