Normalerweise dreht sich hier ja alles um den puren Kaffee. Trotzdem bevorzugt etwa jeder dritte Gast in der Kaffeegastronomie ein typisches Milchgetränk wie Cappuccino oder Latte Macchiato, und auch den am häufigsten konsumierten Kaffee Crème dürften viele noch mit einem Schluck Milch oder Kaffeerahm ergänzen. So gesehen bedeutet “Kaffee trinken” für sehr viele Menschen zugleich oder sogar überwiegend “Milch trinken”. Während Kaffee lange eher einen gesundheitlich negativen Ruf hatte – ein Vorurteil das je länger je mehr widerlegt wird – machen sich bei Milch wohl die wenigsten Konsumenten ernsthafte Gedanken über gesundheitliche Aspekte. Schliesslich weiss schon jedes Kind, dass Milch gut für die Knochen ist. Schöne, heile Welt also in der Kaffeestube? Weit verfehlt! In der Schweiz leidet schätzungsweise jede fünfte Person – oft unbewusst – an einer Laktoseintoleranz, was sich in Form von leichtem Unbehagen bis zu starken Magenbeschwerden äussern kann. Laktoseintoleranz ist eigentlich nicht eine körperliche Fehlentwicklung sondern vielmehr die globale Norm für ca. drei Viertel der Menschheit. Nur eine Minderheit der vorwiegend westlichen Bevölkerung hat sich im Laufe der Evolution die Fähigkeit angeeignet Milchzucker zu verdauen. Dies erstaunt auch nicht weiter, schliesslich ist der Mensch das einzige Lebewesen, dass im Erwachsenenalter noch Milch konsumiert und erst noch jene einer anderen Spezies. Erschreckend viele Leute glauben sogar, die Kuh sei ein jederzeit Milch produzierendes Wesen und ignorieren dabei, was sie in der Schule über Säugetiere lernten, nämlich, dass Milchproduktion auf Trächtigkeit bzw. Geburt folgt. Mit jedem Cappuccino trinken wir also einem jungen Kalb die Muttermilch weg. Auf makabere Weise müssen sich viele dieser Jungtiere nicht lange ab diesem Entzug stören, da selbst sie den Weg in die Gastronomie nur unwesentlich langsamer finden als die Muttermilch. Man füge chronische Euterentzündungen und Massentierhaltung ohne Auslauf hinzu und versteht schnell einmal weshalb immer mehr Leute aus ethischen Überlegungen auf Milchkonsum verzichten. Aber zurück zur Gesundheit. Den Status des gesunden Grundnahrungsmittel scheint die Milch nämlich eher seiner wirtschaftlichen Wichtigkeit als wissenschaftlichen Grundlagen zu verdanken. Die Milch enthält zwar viel Kalzium, aber auch viel säurebildendes Protein, weshalb den Knochen Kalzium zur Regulierung entzogen wird – bestenfalls also ein Nullsummenspiel. Osteoporose ist sogar viel verbreiteter in der westlichen Bevölkerung und die mehrheitlich laktoresintoleranten Meschen Asiens und Afrikas haben nicht wie man aus der Milchwerbung schlussfolgern könnte gläserne Knochen. Wer jetzt denkt, dass man mit wissenschaftlichen Studien alles irgendwie “beweisen” kann, dürfte vielleicht überrascht sein, dass dem Schweizer Milchverband vor einigen Jahren vom Bundesgericht das Werbeversprechen von gesünderen Knochen sogar verboten wurde (BGE 127 II 91) – mangels wissenschaftlicher Belege. Weiter ist bekannt, dass wir die Hälfte der Umweltschadstoffe Dioxine und PCB über Milchkonsum aufnehmen, und es gibt zahlreiche Studien die kaum ein gutes Haar an der Milch lassen und diese für diverse Zivilisationskrankheiten mitverantwortlich machen. Bevor Sie also das nächste Mal überlegen, ob sie heute nicht schon zu viel Kaffee getrunken haben, sollten Sie Sich vielleicht eher überlegen, ob Sie diesen nicht einfach einmal schwarz geniessen sollten. Gastronomen sind zudem schon aus wirtschaftlichen Überlegungen gut beraten, wenn sie besonders für die laktoseintolerante Kundschaft, aber auch für die wachsende Zahl von vegan lebenden Menschen eine Alternative anbieten können, was immerhin potenziell jeder fünfte Kunde ist. Doch was sind denn die Alternativen, wenn man schwarzen Kaffee nicht mag, und wie schmecken diese? All das lesen Sie im zweiten Teil dieses Beitrages, dem grossen Test der Milchalternativen in Zürichs Kaffeelokalen.