Sehr geehrter Herr Pilz,
normalerweise beschäftigt sich mein kleines bpb-blog nicht mit der großen Politik. Doch ab und an gibt es dann doch einen Anlass, sich einmal mehr mit den Geschehnissen in der Welt oder in unserem Land zu befassen. Dieses Mal sind Sie der Anlass. Sie schreiben, alle Menschen, die in der DDR geboren sind, seien Migranten. Nun, auch ich bin in der DDR geboren, also in Ihrem Sinne ein Migrant. Dies ist falsch. An dieser Stelle sollte ich einfügen, dass ich die Vorfälle in Freital keineswegs akzeptiere. Ganz im Gegenteil, diese dummen Vollpfosten sind mir zuwider. Darum geht es aber gar nicht. Es geht um Folgendes:
Ich habe zu keiner Zeit, nie, mein Geburtsland aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen verlassen um woanders um Aufnahme zu bitten. Auch habe ich nicht meinen Wohnsitz in meinem Geburtsland aufgegeben, um diesen in ein anderes Land zu verlegen. Das unterscheidet mich und andere 17 Millionen Deutsche von Menschen mit wirklichem Migrationshintergrund. Nicht wir gingen fort. Sondern “sie” kamen zu uns. Sie, sehr geehrter Herr Pilz, (be)schreiben das selbst in einem Absatz sehr genau: “Der Westen kam dann 1990 auch nach Freital.” Wobei es gar nicht darum geht, wer woher kommt/wohin geht. Alle Menschen kommen irgendwoher und haben ein Recht auf ein anständiges Leben. Jedoch sollte man doch von einem Welt-Redakteur erwarten dürfen, dass er die Definition von Migrant kennt…
Weil wir gerade bei Unwissenheit sind: Diejenigen Menschen, die in den DDR-Bezirken Halle und Magdeburg geboren worden sind (das Gebiet von Sachsen-Anhalt) sind heutzutage Anhalter. Die Anhaltiner, wie Sie die Sachsen-Anhalter bezeichnen, sind ein Adelsgeschlecht bzw. Personen, die etwas mit dem Fürstenhaus Anhalt zu tun haben. Das sollten gerade Sie als Redakteur des Feuilletons der Welt wissen. Aber Sie wissen ja so manches andere auch nicht.