Das Braunschweiger Staatsorchester spielt unter der Leitung von Ernst van Thiel die Musik von Komponist Ludovic Bource zu “The Artist”
So pompös manch eine Stummfilmveranstaltung auch von Orchestern oder Klavierspielern begleitet wird, selten hat man einen Direktvergleich. Außer es handelt sich um einen relativ neuen Film, wie bei Michel Hazanavicius‘ „The Artist“. Erst im Januar dieses Jahres in den deutschen Kinos gelaufen – und hinterher zahlreiche Academy Awards abgeräumt – merkt man dann doch sofort, wie sich die Vorführung in einem herkömmlichen Kino von dem Murnau Film+Musikfest abhebt, wo „The Artist“, sozusagen ein schwarz/weiß Stummfilm der Moderne, mit der Begleitung des Braunschweiger Staatsorchesters unter der Leitung von Ernst van Thiel gespielt wurde.
Pompös ist gar kein Ausdruck, ein weiteres Superlativ müsste zu Hilfe genommen werden, mag man die Unterscheidung von „Normal“-Vorstellung und dieser Live-Untermalung beschreiben wollen. So konnte man Ludovic Bources Kompositionen zuhören, darunter die sehr schönen Songs „George Valentin“, betitelt nach dem Hauptprotagonisten des Films, sowie „Peppy and George“, dem Song zum Film-Liebespärchen. Die Murnaugesellschaft präsentierte am Ende des Abends zudem den für seine Musik mit einem Oscar prämierten Komponisten. Bource erschien auf der Bühne, ließ sich für seine Musik feiern, noch einmal wurde ihm der wohl verdiente Oscar verliehen – sowie die stehenden Ovationen des Publikums, in diesem Moment sicherlich weitaus mehr Wert.
Ludovic Bource (links) mit Ernst van Tiel (rechts)
Was muss man schon noch zu „The Artist“ sagen? Eine Hommage an die Stummfilmzeit, ebenso wie an den Tonfilm, der Übergang, die arge Veränderung die dieses Medium heimgesucht hat. George Valentin (Jean Dujardin) ist ein frenetisch gefeierter Star der Stummfilmzeit, verliebt sich in die kecke Peppy Miller (Bérénice Bejo), die zuerst in einer Statistenrolle in einem seiner Filme glänzt, dann aber schnell zum neuen Aushängeschild des Tonfilms wird, während Valentin mit dem Abstieg zu kämpfen hat.
„The Artist“ ist eine wunderbar inszenierte Hommage an den Film, an das Genre, an das Drumherum. Der Film beginnt selbst mit einem Film, einen George Valentin-Agententhriller namens „A Russian Affair“, in dem sich der Darsteller auf einen Stuhl gefesselt den Foltermethoden seiner russischen Gegenspieler erwehren muss. Diese wollen ihn zum Reden bringen, aber Valentin schreit per Texttafeln „Nein, ich werde nicht sprechen“. Für den Großteil des Films wird sich dieser Ausspruch als pure Wahrheit herausstellen. Hinter den Kulissen eines Kinos hängt das Schild „Please be silent“ und schnell wird deutlich, wie viel Liebe und Selbstbezug in diesem Werk stecken. Jean Dujardin und Bérénice Bejo harmonieren glänzend als Filmpärchen, haben sie auch schon in „OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“ – ebenfalls von Hazanavicius inszeniert – zeigen ihre Erfahrung miteinander und dem Regisseur (mit dem Bejo zudem liiert ist).