Das Leben auf dem Bauernhof bietet viel Platz für Tagträumereien – jedenfalls die Vorstellung davon. Im Heu schlafen, niedliche Tiere streicheln und den ganzen Tag auf der faulen Haut liegen. Für Hannah ist das wirklich nur ein Traum, denn die Realität ist knallhart. Sie muss auf dem Hof ihrer Eltern mit anpacken, ob sie will oder nicht, und da interessiert es auch niemanden, dass sie erst 16 ist und Sommerferien hat und lieber mit ihrer Freundin Jelly am Badesee liegen würde. Seitdem ihr älterer Bruder Raphael auf Grund einer Allergie nicht mehr mithelfen kann, bleibt vieles an ihr hängen. Freiraum, Selbstbestimmtheit? Fehlanzeige.
Erst mit Hilfe ihrer Freundin Jelly und durch Finn, in den sie sich verliebt, gelingt es Hannah, ein wenig mehr Freiheit in ihr Leben zu bringen und sich ein Stück weit vom Elternhaus abzugrenzen. Nicht ohne Konflikte – aber es gelingt. Doch dann ist da noch ein Geheimnis, das zwischen Hannah und Jelly steht, und das die Freundschaft zwischen den beiden ganz schön ins Wanken bringt.
Funkensommer – allein das Buch an sich weckt Sommergefühle. Ich erwähne nie das Design eines Buches, aber hier muss ich es. Der gelbe Buchschnitt und die Blumen, die sich durch das gesamte Buch ranken, runden das Leseerlebnis einfach ab. Wecken Assoziationen zu Weizenfeldern, Sonnenblumen, Hitzeflimmern.
Trotz all dieser scheinbaren Leichtigkeit spricht der Roman ernste Themen an, Themen, die wohl jeden Jugendlichen auf einem Bauernhof ansprechen. Die Frage nach eigener Freiheit und den Konflikt, in dem diese jungen Menschen so oft stehen. Auf der einen Seite ist da der Wunsch nach Selbstverwirklichung, auf der anderen Seite steht das Pflichtgefühl der Familie gegenüber. Was wird aus dem Hof? Wie gelingt es, die Arbeit der Eltern und Großeltern aufrecht zu erhalten ohne sich selbst zu verlieren? Diesen Konflikt schildert Michaela Holzinger auf sehr authentische Weise. Sie schafft es, mich als Leser mitten hinein zu katapultieren in dieses Zwischen-den-Stühlen-sitzen. Und auch wenn ich voll und ganz auf Hannahs Seite bin, kann ich doch noch die Perspektive der Eltern verstehen. Ein klein wenig jedenfalls. Denn Hannahs Eltern sind keine Unmenschen, sie sind einfach nur besorgt um die eigene Existenz.
Funkensommer ist ein großartiger Roman über Familie, Freundschaft und Liebe. Über das Gefühl, die erste Liebe zu erleben, sich langsam vom Elternhaus abzunabeln, den Sommer mit der besten Freundin am See zu verleben und genau dieses Gefühl vermittelt mir Michaela Holzinger. Ich tauche ein und bin wieder 16, mit meiner besten Freundin am See.
Gebundene Ausgabe: 252 Seiten, erschienen bei Freies Geistesleben, Juni 2012.
ISBN: 978-3772526213
Vielen Dank an den Verlag Freies Geistesleben für die Bereitstellung von Funkensommer. Und einen herzlichen Dank an Blogg dein Buch – für die “Vermittlung”.