Es gibt wohl kaum etwas Spannenderes für Menschen als Mord und Totschlag. Jedenfalls solange sie nicht selbst davon betroffen sind. Nicht ohne Grund boomen Krimiserien, ganz besonders die, die als Hauptschauplatz die Gerichtsmedizin haben. Da läuft dann ein komischer Kauz – alternativ eine komische Kauzin – im Kittel herum und erkennt die Todesursache nach fünf Sekunden am Mundgeruch des Opfers. Oder so ähnlich. Spektakulär oder ausgefallen. Oder beides.
Wie es in Wirklichkeit aussieht erzählt Michael Tsokos in seinem Buch Die Klaviatur des Todes. Gut, auch er berichtet über Verbrechen, die nicht in die Kategorie „normal“ oder „alltäglich“ fallen – wenn man diese Adjektive in Bezug auf Verbrechen überhaupt verwenden könnte, doch im Großen und Ganzen sieht sein Alltag doch anders aus, als der der Fernsehgerichtsmediziner.
Michael Tsokos Buch ist ein Sachbuch, kein Krimi, in dem er uns die einzelnen gerichtsmedizinischen Vorgehensweisen anhand von realen Fällen aus seinem Berufsleben erklärt. Es geht ums Wie der Aufklärung, nicht um das Warum der Tat. Das ist manchmal nur schwer auszuhalten und unbefriedigend für mich als Nicht-Wissenschaftler – und einige Kapitel haben mich auch ein wenig gelangweilt bzw. weniger interessiert als andere. Ich gestehe – mein Krimikonsum hat mich wahrscheinlich der Faszination von Mikroskop und genauester wissenschaftlicher Arbeit gegenüber abgehärtet. Wenn ich nicht weiß, warum etwas geschehen ist, kann mich das schon richtig kirre machen.
Aber dafür kann Herr Tsokos ja nichts, und darum will ich ihm meine Blutrünstigkeit und Vorliebe für die dunklen Ecken in der menschlichen Seele auch gar nicht ankreiden. Ist ja auch nicht sein Job, sich damit zu beschäftigen.
Sein Job ist es, Todesursachen herauszufinden – möglichst präzise und auf dem möglichst neuesten Stand der Technik und Wissenschaft. Und genau das vermittelt er uns in seinem Buch. Mal spannend, mal rein wissenschaftlich – und für mich mal mehr oder auch mal weniger interessant.
Genau das hat er geschafft. Er beherrscht eben sein Instrument.
Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Erschienen bei Droemer
März 2013
ISBN: 978-3-426-27602-0