Es war ein fundamentalistischer Rundumschlag, den Professor Michael Succow am Montag beim zweiten Benefizkonzert "KunstGegenKohle" im Greifswalder Dom ausgeteilt hat. Es gehe in der derzeitigen Situation um nicht weniger, als um den vollständigen Umstieg auf alternative Energieversorgung, sagte der Träger des alternativen Nobelpreises in seinem Statement. Dies sei wirtschaftlich und finanziell durchaus zu leisten.
Schon in den nächsten Jahren könne der Anteil von derzeit 15 Prozent in ganz Deutschland recht problemlos auf 40 Prozent erhöht werden. Vor allem die durch den immer schneller fortschreitenden Klimawandel sich erhöhende Sonnenintensität müsse dafür genutzt werden.Allerdings sei dafür ein vollständiges Umdenken vom derzeitigen System der Energieversorgung nötig.
Es müsse Abschied genommen werden von der zentralen Energieversorgung durch einzelne Konzerne. Wirtschaftlich und ökologisch sei der Bau von Kohle- und ähnlichen Großkraftwerken nicht mehr zu rechtfertigen. Diese führten nur zu einseitigen Gewinnen bei den Ernergiekonzernen, während die ökologischen Folgen von der ganzen Gesellschaft in Gegenwart und Zukunft getragen werden müssten.
Ziel müsse es daher sein, dass die Bürger selbst die Chancen und Möglichkeiten einer dezentralen Energieversorgung durch Sonne, Wind, Erdwärme oder Biomasse ergriffen. Stadtwerke oder Bürgerinitiativen sollten die regionale Energieversorgung in ihre eigenen Hände nehmen.
Kritik übte Succow besonders am derzeitigen System der Betriebswirtschaft, die den Preis für die Nutzung natürlicher Ressourcen nicht in die Kalkulation einbezieht. Zum Glück gebe es in diesem Bereich mittlerweile weltweit ein Umdenken. Dies habe etwa die in Bonn zu Ende gegangene Tagung zur Erhaltung der weltweiten Artenvielvalt gezeigt. Initiativen wie das von Bundeskanzlerin Angela Merkel gestartete Programm zum Erhalt von Ökosystemen hätten da ein von vielen beachtetes Zeichen gesetzt, betonte der Ökologe.
Abschied genommen werden müsse allerdings auch vom Irrglauben an die Notwendigkeit eines beständigen Wirtschaftswachstums. Dies führe zu einer immer weiteren Zerstörung der natürlichen Grundlagen der zukünftigen Generationen. Wirtschaft und Politik müssten sich so schnell wie möglich darauf einstellen, die Grenzen des Wachstums an den Grenzen der natürlichen Aufnahmefähigkeit auszurichten.
Rund 600 Menschen waren zu dem von der Domgemeinde und der Bürgerinitiative "Kein Steinkohlekraftwerk Lubmin" organisierten Konzert gekommen. Es gab Auftritte unter anderem von der Basement Blues Band, dem Gospelkombinat Nordost, dem Tangoorchester Freunde des vollen Mondes, der Ostseephilharmonie und der Streetdancegruppe des Tanzstudios 54 degreez.