Michael Schmidt-Salomon – Keine Macht den Doofen

keine macht den doofen buchcover Michael Schmidt Salomon Keine Macht den DoofenCleverer Titel, wer will schon zu den Doofen gehö­ren? Wahrscheinlich gibt es die gar nicht. Allenthalben wird über Geld-, Freizeit-, Echtewertemangel geklagt, über man­gelnde Intelligenz klagt nie­mand.

Also wer oder was ist denn doof? Die Gläubigen, das ist aber auch Schmidt-Salomons beste Disziplin. Wenn in irgend einer Talkshow das Thema “was­mit­re­li­gion” ange­sagt ist, muss … ein Bischof ran, ein wie­der­er­weck­ter Christ, eine akzent­freie Muslima mit Kopftuch und Abitur … und …. Herr Schmidt-Salomon, als Berufsatheist. Macht er aber auch klasse – sozu­sa­gen glaub­wür­dig. Er muss gar nicht angrei­fen, im Grunde sind die mono­the­is­ti­schen Religionen eine alberne Angelegenheit. Gott in sei­ner Allmacht hat die Erde, die Dinosaurier (Bug – aus­ge­stor­ben), die Menschen (Bug – Sintflut, Neustart) geschaf­fen? Und vor allem, wir Menschen sind die Krönung der Schöpfung? Seid nicht albern, schaut in den Spiegel. Schmidt-Salomon wählt einen vor­stell­ba­ren Zeitvergleich: Wäre die Erdgeschichte ein Jahr, dann reden wir über die paar Minuten am 31.Dezember und wahr­schein­lich auch nur um ein paar Minuten, um mehr geht es nicht – eine Religion zu grün­den lohnt quasi gar nicht.

Doch Schmidt-Salomon will mehr – denn die Metaphysik herrscht über­all: In Politik, Ökono­mie, Ökolo­gie. Am Beispiel der all­ge­mei­nen Ablehnung von Gentechnik ver­weist er auf Dummheit die mit Nichtwissen, also mit Glauben zu hat. Eine Unlust auf Diskussion und Forschen, Fortschritt – geis­ti­ges Rasten.

Unglaublich; die Gläubigen beherrsch­ten die Diskussion über Präimplantationsdiagnostik? Gott haucht den Zellformationen im Zeitpunkt der Verschmelzung von Samen und Eizelle eine unsterb­li­che Seele ein (und über­legt sich das in der Hälfte der Fälle gleich wie­der)?

Die Streitschrift regt die Fantasie an, es fal­len einem viele Beispiele ein in man in jeder Diskussion auf Moralin-Junkies trifft; wer pro­bie­ren mag wähle die Themen: Kernfusionsreaktoren, unter­ir­di­sche Bahnhöfe, Einheitsschule für Einheitskinder? usw.

Eines der blei­ben­den Verdienste des Philosophen Schmidt-Salomon ist sowieso seine Differenzierung von Moral und Ethik, die umgangs­sprach­lich syn­onym ver­wen­det wer­den.
Dazu siehe auch in “Manifest des evo­lu­tio­nä­ren Humanismus” und “Jenseits von Gut und Böse. Warum wir ohne Moral die bes­se­ren Menschen sind”. Kurz gesagt Moral basiert auf Listen was zu tun sei und was nicht zu tun sei – aus reli­giö­sen oder ande­ren deduk­ti­ven Systemen. Ethik ist in der ratio­na­len Welt ange­sie­delt und stellt Fragen; ist das sinn­voll, wem nutzt es, ist es fair, nützt es mir?

Schade nur, dass die Schrift mit 123 Seiten so dünn gera­ten ist, wo das Reich der Doofen so groß ist, dass darin nie­mals die Sonne unter­geht.

[Erstveröffentlichung: lakontesteo.de - Mit freund­li­cher Genehmigung des Autors]


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