Michael Römling: Schattenspieler

Rezi: Schattenspieler

AutorIn: Michael Römling
Titel: Schattenspieler
Band: Einzelband
Verlag: Coppenrath
Genre: Jugendbuch, Historischer Roman
ISBN: 978-3-8157-5307-1
Erscheinungsjahr: Juni 2012
Seitenanzahl: 352
Altersempehlung: ab 14 Jahren
Kaufpreis: 14,95€
Krümelanzahl: 5

Erster Satz:
"Er soll uns bleiben, was er uns ist und immer war", schnarrte die Stimme aus dem Radio.

Inhalt:
Die Zeiten sind unruhig, in denen der Junge Leo dazu gezwungen ist, sich in dem bombadiertem Wohnzimmer eines Freundes zu verstecken. Seine Eltern sind bereits in die Fänge der Soldaten geraten und dabei umgekommen. Als die Flieger über dem Haus kreisen und von unten Stimmen der Soldaten laut werden, bleibt dem jüdischen Leo keine andere Wahl als zu fliehen. Seine Wege kreuzen sich immer wieder mit dem Jungen Friedrich. Der Krieg scheint beendet - die Kapitulation wurde verkündet. Doch die Unmenschen, die dieses Reich hervorbrachte, sind noch immer auf den Straßen unterwegs, selbst wenn sie andere Namen tragen. Gemeinsam begeben sich Leo und Friedrich auf Spurensuche in dem zertrümmerten Land voller Ruinen und somit in große Gefahr. Denn ihre Gegner schrecken vor nichts zurück. 

Meine Meinung:
Wem der Anblick dieses Buches nicht gefällt, der hat seinen Geschmackssinn verloren. Denn in diesem Fall lässt sich nicht darüber streiten. Die elegante und interessante Optik wurde durch zwei verschiedene Schichten erreicht. Der Buchdeckel selbst ist mit einem Straßenplan von Berlin versehen, bei dem die Handlungsorte rot markiert wurden. Darüber schmiegt sich anmutig der durchscheinende Umschlag. Er macht das Bild komplett und verleiht dem Roman mit den verzierten Ecken und dem tollen Schriftzug des Titels noch seinen letzten Schliff. Selbst das schwarze Lesebändchen schaut einem beim Aufschlagen grinsend entgegen. Und so war es für mich keine Schwierigkeit, mich mit dem Buch anzufreunden. Es war quasi Liebe auf den ersten Blick. Zudem hat mich das Thema um das Dritte Reich schon immer mehr interessiert als alle anderen, die diesen Stoff bis zum Ermüden im Unterricht durchkauen mussten. Genau so gerne hatte ich "Der Junge mit dem gestreiften Pyjama" gelesen und auch mit elf Jahren "Das Tagebuch der Anne Frank". Im krassen Gegensatz dazu kann ich jedoch mit Historischen Romanen ungefähr gar nichts anfangen. Ich besitze aller höchstens zwei Hände voll und habe mich leider nie von dem Genre überzeugen lassen können. Daher war ich dann doch ein wenig skeptisch was die bevorstehende Lektüre anging. Ich kann euch sagen, dass es beim "Schattenspieler" vollkommen unnötig ist, sich irgendwelcher Sorgen hinzugeben.

Römling schafft es, einen trockenen Unterrichtsstoff in eine spannende Geschichte zu verwandeln!
Wir lernen die zwei Jungen unabhängig voneinander kennen. In abwechselnden Kapiteln erzählt uns erst Leo von seinem Leben im Verborgenen und anschließend Friedrich, wie er sich auf den Straßen taub stellt, um nicht als kämpfende Kraft eingezogen zu werden. Die Schicksale der beiden könnten nicht unterschiedlicher sein und doch hat jeder von ihnen ein Päckchen Ballast mit sich zu tragen, das dem des anderen gar ähnelt. Mit viel Rafinesse werden die Lebenswege von Leo und Friedrich miteinander verknüpft bis sie sich endlich offen gegenüberstehen und einander kennen lernen können. Für beide ist diese Freundschaft eine besondere Erfahrung und gerade bei dem Helden der Geschichte, beim Leo, spürt man die Dankbarkeit aus jedem geschriebenen Wort. Aber die Jungen sind nicht die einzigen Charaktere der Geschichte. Von vielen Handlungssträngen getragen, bietet der Roman eine Unzahl an diversen Personen und auch Persönlichkeiten. So begegnen wir in anderen Kapiteln einer kuriosen Gestalt, dessen Talent nicht nur im Geschäftlichen liegt - wie andere ihre Hosenträger wechselt, so greift dieser Mann einfach zu einem anderen Namen und falschen Papieren. Ihr ahnt es sicher schon: Er ist der mysteriöse Antagonist in diesem Buch. Selten darf man den schlimmen Fingern so haarscharf auf die Finger schauen und so weit kommen, dass man dem Charakter schon fast Sympathie entgegenbringt. Aber nur fast (!), denn schließlich bleiben dessen Schandtaten nicht unerwähnt. Trotz der velen Kapitel die diesem Mann gewidmet sind und obwohl man so viele Hintergrundinformationen über ihn zu fassen bekommt, erfährt man nicht, was es mit seinen Plänen und Machenschaften so auf sich hat. Erst nach und nach klären Leo und Friedrich die Sicht auf den Übeltäter und finden heraus, was hinter dem großen Schatz steckt, der irgendwo in Berlin verborgen gehalten werden soll. Durch dieses ganze Hin und Her wird ein genialer Spannungsbogen aufgebaut. 

Geheimnisse werden offenbart, rätselhafte Schachteln und Kisten  geöffnet, Versteckspiele aufgelöst und Lügen entlarvt.
Der Sog, den dieser Historische Roman auf mich ausübte war ungewöhnlich stark. Ich konnte mich dem drängenden Wunsch, weiter zu lesen, einfach nicht entziehen. Und ich wollte es auch gar nicht. Denn ich hatte sichtbare Freude an der Geschichte. Im Bus auf dem Weg zur Arbeit verpasste ich meine Bushaltestelle, vertieft in die spannende Story. Im Pausenraum saß ich mit dem Buch auf den Knien, blöde grinsend. Während bei uns daheim der Fernseher lief, störte mich nicht die lauteste Geräuschkulisse, ich folgte den Worten im Roman. Ich war wie in Ketten gelegt, gelähmt von der berührenden und wachrüttelnden Geschichte des Zweiten Weltkrieges, doch ich merkte meinen lethargischen Zustand gar nicht. Mich hatte das Buch schlicht weg im Griff.Zudem war die Handlung für mich so undursichtig wie lange nicht mehr. Ich konnte mich entspannt überraschen lassen und mich darauf verlassen, dass ich auch von der nächsten Szene nicht enttäuscht werden würde. Neben dem tollen Verlauf der Geschichte fand ich auch großen Gefallen an Römlings Schreibe. Immer wieder wirft er sehr kluge Bemerkungen ein und flößt seinen Charakteren Gedanken ein, die sehr revolutionär sind und nachdenklich stimmen.
Seite 9
>> "Nein. Nur dieses eine Wort. [...] Dieses Nein ist für sie viel schlimmer als 'Nieder mit Hitler!' oder 'Die Kommune lebt!'. Das sind Parolen. Dieses Nein ist eine Haltung." Leo verstand. "Und eine Eindladung zum Selberdenken." <<

Mein Fazit:
Ein geschickt eingefädeltes Abenteuer mit grandiosen und spannenden Wendungen. ~ 5 Krümel ~
Jimmy


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