Endlich gibt es einmal eine umfassende Slevogt-Ausstellung, und zwar im Landesmuseum Mainz: „Max Slevogt. Neue Wege des Impressionismus“, vom 12. Mai bis 4. Oktober 2014. Wenn das kein Grund ist, endlich nach Mainz zu fahren!
Als Vorbereitung lese ich jetzt Slevogt-Bücher aus meiner Bibliothek. Es ist schön, wenn man, sobald einen etwas zu interessieren beginnt, einfach ans Regal treten und passende Bände herausziehen kann.
Diesen dünnen Band, der Kurz vor dem Ende der DDR in Ostberlin erschienen ist, las ich nun als ersten. Er fasst Slevogts Leben und künstlerischen Werdegang kurz zusammen, eröffnet sozusagen paradigmatisch mit dem berühmten Portrait des Sängers „Francisco d’Andrade als Don Juan“ („Der weiße d’Andrade“) von 1902.
Berühmt ist Slevogt für seine impressionistischen Landschaften und seine Rollenportraits von Schauspielerinnen und Schauspielern. Was ich nicht wusste: dass Slevogt durchaus auch eine „dunkle Seite“ hatte, die er künstlerisch in seinen Grafiken auslebte, wo es ziemlich brutal und grausig hergehen kann.
Aus Kriegsbegeisterung setzte er 1914 alles daran, als Kriegsmaler an die Front gehen zu können, gab das jedoch schon nach drei Wochen völlig desillusioniert wieder auf (erstaunlich, dass so eine Kehrtwendung seitens der Obrigkeit offenbar akzeptiert wurde) und widmete sich fortan wieder seiner eher unpolitischen Arbeit. Allerdings zeichnete er daneben auch für ein Anti-Kriegs-Blatt Illustrationen, das von Paul Cassirer, dem Galeristen, herausgegeben wurde.
Slevogt war gebürtiger Bayer, vom Habitus her überhaupt ein bairisches „Urviech“, er ging in Würzburg in die Schule, studierte dann in München Kunst und eröffnete dort auch ein Atelier. Es wollte ihm in München aber nicht recht gefallen, sodass er schließlich 1901 nach Berlin übersiedelte, wo er größeren Erfolg hatte.
Im Rheinland etwas südwestlich von Mannheim hatte er ein Sommerquartier, den Hof „Neukastel“, heute Slevogt-Hof (und derzeit offenbar nicht zugänglich). Dieses Haus baute er aus und bemalte die Wände des großen Musikzimmers mit Wandgemälden mit musikalischer Thematik, den Bibliotheksraum versah er mit einem Deckengemälde.
Eines seiner letzten großen Werke war ein gewaltiges Wandbild (Kreuzigung – zum Teil mit Figuren in der Kleidung des 20. Jahrhunderts) an der Altarwand der Friedenskirche in Ludwigshafen, die jedoch im 2. Weltkrieg zerstört wurde.
Slevogt starb 1932 in Neukastel, wo er auch begraben ist.
Der Band enthält nach der kurzen Einführung einen Querschnitt durch das Gesamtwerk Slevogts, von der Maturafeier-Einladungskarte, deren Motiv er zeichnete, bis zum Ludwigshafener Wandbild, das zum Glück wenigstens als Foto überliefert ist. Auch in den Neukasteler Musiksaal erhält man Einblick.
Michael Freitag: Max Slevogt. Mit achtzehn farbigen Tafeln und zweiunfünfzig einfarbigen Abbildungen. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin1988. Reihe: Welt der Kunst.
Bild: Wolfgang Krisai: Max Slevogt skizziert, im Hintergrund sein Sohn Wolfgang. Zeichnung nach einem Foto von 1930.