Die für den deutschen Kriegseinsatz in Afghanistan Verantwortlichen und ihre moralischen Aufrüster haben die Trauerfeier für den in Afghanistan getöteten Feldwebel dazu benutzt, die deutsche Bevölkerung, die längst nicht mehr an einen Sieg oder überhaupt noch an einen Sinn dieses Krieges glaubt, erneut hinter sich und ihre Propaganda zu schirren.
"Read my lips" sagte legendär mal Ronald Reagan, als er die US-Bevölkerung von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen versuchte. Also hören wir auch genau hin, was am Freitag in Selsingen gesagt wurde:
Da sprach der deutsche Militärminister vom "Wahnsinn". Wohl wahr. Aber was macht man bei selbstproduziertem "Wahnsinn" (das Wort soll wohl euphemistisch für das eigentlich wahre Wort, nämlich "Krieg" stehen)? Man sollte doch gefälligst möglichst Schluß mit dem Wahnsinn machen.
Und die "Freiheit Deutschlands"?
Wie das noch mit unserer Verfassung in Einklang gebracht werden soll, die an mehreren Stellen einen eindeutigen Friedensauftrag Deutschlands postuliert und das deutsche Militär, das erst sehr viel später als das Grundgesetz installiert worden ist, eindeutig auf die Landesverteidigung limitiert, ist dem Blogger ein Rätsel und wäre mal ein Prüfverfahren beim Bundesverfassungsgericht wert.
Und dann schnell noch die wohlbekannte Disqualifikation des Kriegsgegners. Wenn Guttenberg schon vom "Verhöhnen" spricht, sollte er doch erstmal seine Recherche-Hausaufgaben machen und die zahlreichen Verhöhnungen des Islams und der arabischen Welt studieren, wie sie tagaus tagein in der westlichen Presse üblich sind.
Und schließlich noch der katholische Militärdekan: "Die Bosheit wütet". Ja, Herr Gremier, das ist in der Tat so, und die Bosheit wütet in diesem schmutzigen Krieg ganz beidseitig, wo sich Partisanen und
"Die Freiheit wird mißbraucht". Was das betrifft: Haben Sie jemals auch gegen den Mißbrauch von Freiheit und Menschenwürde in den Folterkammern von Guatanamo öffentlich Stellung genommen?
Wo sind die klaren Worte Ihrer Kirche gegen die freibeuterische, nur profitorientierte Versklavung in den sweatshops der Dritten Welt?
Herr Gremier, wenn Sie schon vom Freiheitsmißbrauch reden, dann aber bitte nicht einseitig und auf einem Auge blind sondern mondial!
(Zitate nach Die Welt, Ausgabe vom 16.10.10, Seite 1)