„Little Dark Age“
(Smi Col)
Vor langer Zeit konnte man noch mit Überschriften wie „The kids are allright“ glänzen, damals, als Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser mit ihrem irre abgedrehten Casiotone-Smashhit „Kids“ die Charts auf links drehten – 2009, eine halbe Ewigkeit. Nun, die Kinder sind, glaubt man den beiden Herren, knapp zehn Jahre später nicht mehr ganz so gut drauf, die Welt ist schlecht, die Menschen sind es auch und der gruselige Goth, früher nur den Außenseitern und Geächteten vorbehalten, hat den Mainstream erreicht. Was in Japan mittlerweile ein eigener, umsatzträchtiger Industriezweig ist, erfreut sich samt Zuckerwasser, Kajal, Lack und Leder auch im Abendland wachsender Beliebtheit. Was also lag näher, als sich nach ein paar mäßig erfolgreichen Alben den Trend zum Friend zu machen und Bild, Ton und Text einen neuen Dreh zu verpassen?
Herausgekommen ist eine Platte, die unterm Strich weit weniger dunkel ist als das shabby zusammenkopiert Covermotiv vermuten läßt. So richtig böse werden VanWyngarden und Goldwasser genaugenommen nur einmal, wenn sie bei „When You Die“ eine imaginären Nervbeutel begleitet von häßlichem Gelächter ordentlich anschnauzen: „I'm not that nice, I'm mean and I'm evil, don't call me nice, I'm gonna eat your heart out … Go fuck yourself, you heard me right, don't call me nice again, don't you have somewhere to be at seven thirty?” Uhhh, und das vor den Kindern! Mitgeschrieben hat an dem Stück übrigens Ariel Pink, und wenn einer was von der Kunst des gepflegten Durchknallens versteht, dann ja wohl der Herr Rosenberg.
Ganz so spannend ist dann aber leider der Rest der schwarz-gelben Scheibe nicht mehr, es gibt noch ein paar angemessen schaurige Endzeitverse, ein Liedchen für James, den Gitarristen, eines über eine frustrierend sportliche Freundin, ein trauriges über die zerbrochene Männerfreundschaft zu Michael und eine sehr schöne, aber auch sehr rätselhafte Akustikballade über die Nöte der kleinen Leute. Nicht zu vergessen der tatsächlich ziemlich großartige Titelsong, der ein wenig an die “Virgin Suicides” erinnert und deshalb also gar kein schlechter sein kann. Generell wird man den Eindruck nicht los, daß MGMT nur dann gut sind, wenn sie ausreichend Freakyness und ein quirliges, funkiges Orchester an den Waffen haben, für alles andere kann man getrost auch zu den Pet Shop Boys greifen. http://whoismgmt.com/