MFT-Weitwinkelzoom für die OM-D

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Begonnen habe ich mit MFT-Fotografie mit einer Panasonic G3 und Panasonics Festbrennweite 20mm ƒ1.7 – ein wirklich überzeugendes kleines Objektiv. So lange ich die G3 nutzte war das mein einziges MFT-Objektiv und mir ging dabei nicht wirklich was ab, schließlich nutzte ich MFT als immer-dabei-System und für die eine oder andere Reise, fotografierte aber ansonsten mit einer Vollforamtausrüstung von Nikon.

Mit der Olympus OM-D EM-5 habe ich mein MFT-System um das Olympus M.Zuiko 45mm ƒ1.8 und das M.Zuiko 12mm ƒ2.0 erweitert. Das extrem preiswerte 45er machte mir zum ersten mal bewusst, dass in MFT mehr steckt als nur ein kompaktes Zweitsystem für unterwegs zu sein.

Glaubt man den Messungen von dxomark.com, erreicht mein damaliges Porträt-Lieblings-Objektiv – das Nikon AF-S 85mm ƒ1.8 – zwar phänomenale Werte und schlägt das Olympus 45mm im Labor um Längen, doch der Real-World-Eindruck der Resultate drängte mir Frage auf, weshalb ich für ein Vollformatsystem deutlich mehr ausgeben und das Vierfache Volumen und Gewicht durch die Gegend schleppen sollte.

Fakt ist, dass ein sehr gutes Vollformatobjektiv an einer 24MP- oder 36MP-Kamera bessere Werte erzielt, als das mit den lediglich 16MP, die derzeit für MFT verfügbar sind, möglich ist. Fakt ist aber auch, dass für meinen Bedarf 18MP genug sind, und daran hat sich auch durch die Arbeit mit den hervorragenden 24MP-Boliden D7100 und D600/D610 nichts geändert. 24MP sind geil aber eben trotzdem überflüssig, wenn man sie nicht braucht (und allen, die jetzt an »cropen« denken, gebe ich den Tipp sich etwas ausgiebiger mit Detailschärfe und Auflösung zu befassen – die Dinge sind nicht immer so einfach wie man sie als Laie sieht).

Diesseits von Laborbedingungen, in der Anwendung in der Praxis und beim subjektiven Eindruck den Fotos vermitteln, gefällt mir das, was ich mit dem Olympus 45mm ƒ1.8 erziele oft besser, als das was das Nikon 85mm ƒ1.8 erzeugt. Zwar erreicht man mit ƒ1.8 an Vollformat deutlich kürzere Schärfentiefe – auch das ist ein Fakt –, doch das Ding mit dem Bokeh scheinen MFT-Objektive offensichtlich extrem gut hin zu bekommen und ich finde, dass das 45mm-Olympus meist ein schöneres Bokeh erzeugen, als das 85mm-Nikon (DAS IST ABER SUBJEKTIV! Ich bin Mensch, kein Labor!)

Es sind zwei Dinge, die MFT nach meiner bisherigen Erfahrung besonders gut kann: Bokeh und hervorragende Schärfe und Kontrast bei Offenblende. Erfahrene Fotografen wissen, dass die meisten Objektive bei Offenblende nicht die optimale Abbildungsqualität erzielen, weshalb viele Fotografen meist etwas abblenden. Blende ƒ1.8 an Vollformat ergibt in der Praxis ohnehin für die meisten Porträt-Situationen eine zu kurze Schärfentiefe, weshalb ich längst ƒ4 vorgezogen habe (Vollformat ƒ4 entspricht etwa ƒ1.8 an MFT). Bei den MFT-Objektiven die ich diesbezüglich testete ist zwischen der Aufnahme eines Testcharts bei Offenblende und abgeblendeten Aufnahmen kein Unterschied in der Schärfe und im Kontrast zu erkennen.

Mit der OM-D E-M1 habe ich mein Vollformat-System durch ein Olympus-System ersetzt und mit weiteren Objektiven ausgebaut.

Was mir jetzt zuletzt noch fehlte war ein extremes Weitwinkelzoom. Zur Auswahl stehen dem MFT-Fotografen aktuell zwei Modelle: Das Panasonic 7–14mm ƒ4 und das Olympus M.Zuiko 9–18mm ƒ4–5.6. Ich habe mich für das Olympus-Weitwinkelzoom entschieden und gestern bekommen.

Für das Panasonic-Weitwinkel sprächen 4mm KB weiterer Blickwinkel, durchgehende Lichtstärke ƒ4, und dass ihm eine marginal bessere Abbildungsqualität nachgesagt wird. Ich kann nicht beurteilen, ob der hauchdünne Qualitätsunterschied des Panasonics in der Praxis relevant ist, da ich nicht beide testen konnte, vermute allerdings, dass das nicht der Fall ist. +1 LW besser am längeren Ende der Brennweite ist zwar nett, in der Praxis allerdings bei so kräftigen Weitwinkeln und dem Unterschied von ƒ4 auf ƒ5.6 nicht wirklich relevant (anders sähe es mit 1.4 zu 2.0 aus – das wäre durchaus relevant). Meine Gründe für das Olympus-Weitwinkel:

Auch die 14mm weiteste Brennweite beim Panasonic sind zwar nett, doch aus meiner Erfahrung mit dem Nikon 14–24mm ƒ2.8 weiß ich, dass 14mm oft des Guten zu viel sind – für meinen Anwendungsbereich: ich bin weder ausgesprochener Landschaftsfotograf noch Fischaugen-Fan! Auf der anderen Seite ist mir beim Olympus sympathischer mit einem Objektiv bis 36mm zu kommen, wo das Panasonic bei 24mm endet.

Das Olympus-Objektiv ist deutlich kleiner und leichter als das Panasonic. Es ist sogar sehr klein und leicht – fast schon ein Pancake –, fühlt sich aber trotzdem wertig an. Hier muss ich vielleicht an Olympus’ edlen Metallobjektiven kritisieren, dass diese sehr sensibel gegenüber Kratzern sind. Das beeinträchtigt zwar die Funktion nicht, aber es schmerzt wenn so ein wunderschönes Metallobjektiv Kratzer am Gehäuse aufweist. Plastik und Gummi ist diesbezüglich einfach gutmütiger.

Das Olympus erlaubt den Einsatz von Filtern, was für Landschaftsfotogragie durchaus relevant ist, das Panasonic hat kein Filtergewinde.

Das Olympus-Weitwinkel kostet gerade einmal die Hälfte des Panasonic.

Gestern machte ich meinen ersten Ausflug mit dem neuen Weitwinkel und kann nach Check und Entwicklung der Bilder sagen, dass es meine Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern bei Weitem übertroffen hat. Dazu beigetragen hat, dass ich an den Bildern praktisch keine Vignettierung entdecken konnte, sich Verzerrungen in respektablen Grenzen halten, und dass das Objektiv für ein Weitwinkel ein extrem schönes Bokeh zeigt. Natürlich erreicht man mit maximal 36mm bei ƒ5.6 kaum einmal etwas was man als kurze Schärfentiefe bezeichnen könnte – nur wenn man sehr nahe an ein Motiv ran geht. Doch wenn man das macht, dann ist das Bokeh sehr schön flauschig weich. Das bin ich von APS-C und Vollformat praktisch durchgehend unruhiger gewohnt.

AN DIE VOLLFORMAT-FREUNDE: Ich weiß, dass Autoren die sich positiv über etwas anderes als Vollformat äußern, gerne Prügel und Kritik oder zumindest »ja, aber« von euch kassieren. Mir liegt es fern MFT als das überlegene System darzustellen – das wäre Unsinn! Mit Vollformat ist definitiv bessere Qualität zu erreichen und das wird auch so bleiben. Nur ist Vollformat nicht durchgehend überlegen. MFT und andere Systeme haben auch ihre Stärken und Bereiche in denen sie sich Vollformat gegenüber überlegen zeigen. Es liegt am Ende am Einsatzbereich des Anwenders. Wer seine Kamera meist lokal verwendet und maximale Abbildungsqualität erzielen möchte, der profitiert von Vollformat nicht zuletzt auch durch ein besseres Handling der größeren Geräte. Wer jedoch Transportabilität gegen Abbildungsqualität abwägt, für den ist Vollformat nicht die erste Wahl. Und es ist genau diese Überlegung die mich zu MFT brachte. Wäre ich Studiofotograf hätte ich den move von Nikon zu Olympus niemals vollzogen!

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