Mexiko und das Übergewicht. Wo ist das Problem wirklich?

Ich bin sonst eine eifrige und meist zufriedene Zuschauerin des Morgenmagazins von ARD und ZDF, aber dieser Beitrag über die Fettsucht in Mexiko hat mir die Schuhe ausgezogen.

Die arme Frau, die sich für einen Schlauchmagen unters Messer legte und wo während der OP ein Tumor gefunden wurde tut mir von Herzen leid. Diesen Tumor jedoch ohne genauere Untersuchung einfach als Nebeneffekt ihres Übergewichts abzutun, zeigt in meinen Augen, dass das Problem der Mexikaner nicht bei Keksen und Limonade zu finden ist, sondern im Gesundheitswesen selbst. Die Ärzte kennen offenbar nur eine Diagnose: Adipositas und eine Therapie (Magenoperation). Hätte eine genaue, gewissenhafte Voruntersuchung nicht verdächtige Leberwerte zutage fördern müssen? War der Krebspatient, dessen Gesicht man nicht gesehen hat, wirklich die Frau, die den Schlauchmagen bekommen wollte?

Dass gerade arme Menschen von unterernährt zu dick wechseln, wenn Fast Food, Snacks und Zuckergetränke ihre traditionellen Nahrungsmittel ersetzen, sollte einem guten Reporter nichts zu rätseln geben. Über unzählige Generationen haben in armen Ländern nur immer jene überlebt, die das wenige Essen gut speichern konnten, jene, die durch hohe Cholesterinwerte ihre Zellen gegen Infektionen am effektivsten schützen konnten. Gerade diese beiden Überlebensmechanismen werden durch den Ernährungsechsel ausgehebelt. Schuld sind wahrlich nicht die Menschen selbst und angesichts der Wetterkatastrophen dieses Jahr auf der ganzen Erde, angesichts der Tatsache, dass Nahrungsmittel für Biosprit angebaut werden und landwirtschaftliche Flächen in vielen Ländern dem Drogenanbau oder dem Anbau von Tabak geopfert werden, wird rasch klar, warum Gemüse und Getreide nicht billig genug sein kann, um die vielen Kalorien aus dem Jung Food zu ersetzen.  Das Mädchen in dem Beitrag, das mit seinen kleinen Geschwistern gezeigt wird, weist auf ein weiteres Problem hin: gutes, gratis Schulessen wäre eine gute Investition für den Staat. Dann  müsste das Kind nicht auch noch die kleinen Geschwister versorgen. Eine Belastung, die bei manchen auch dazu führt, dass sich ihr Körper einen Schutzpanzer zulegt, um der Rolle als Ersatzmutter überhaupt gewachsen zu sein.

Übergewicht kann sicher zur Belastung werden, wenn man sich nicht mehr bewegen kann wie man möchte, wenn  es zur Begleiterscheinung von Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes Typ 2 wird.  Aber was ist mit den anderen Problemen Mexikos? Mit der Analphabetenrate? Mit den Drogenkartellen und den Drogenkriegen? Sind die 70.000 Toten seit 2006 auf einmal Nebensache, wenn man dicke Menschen zeigen und die Kamera fix auf das breite Gesäß einer fülligen Frau beim Zumba richten kann?

Ich würde mir wünschen, dass das Morgenmagazin wieder niveauvollere Beiträge bringt.


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