Mexiko Lauftourismus – María Lorena Ramírez gewinnt Ultramarathon in Gummisandalen

Von Martinto @LA_Reisemagazin

Ja, sagen wir es mal so. Viel trainieren bringt nicht immer was, wenn man einen Ultramarathon gewinnen will. María Lorena Ramírez zum Beispiel, eine Eingeborene vom Stamm der Tarahumara hat bei einem Ultramarathon im Mexiko das ganze Teilnehmerfeld hinter sich gelassen. Und das, obwohl sie ohne adäquates Training und ohne High-Tech Performance-Funktionsklamotten gelaufen ist. Auch was die Laufschuhe anbelangt, ging bzw. rannte die 22-Jährige auf ungewöhnliche Art. Nicht wie Emil Zatopek damals barfuß bei seinem Olympia-Sieg. Das wäre viel zu einfach. Nein, Maria lief in klobigen Sandalen die 50 Kilometer, was die Bedeutung der Leistung noch einmal steigert.

Tarahumara – indigene Laufsportwunder aus Mexiko

Touristen und auch zunehmend Laufsportler aus aller Welt zieht es alljährlich in die mexikanische Region Puebla. In dem Bundesstaat wird jedes Jahr der UltraTrail Cerro Rojo Ultramarathon abgehalten. Ok. Ultra mag bei 50 km Distanz etwas übertrieben klingen, doch soll dies keineswegs die Leistung von María Lorena Ramírez schmälern. Das feminine Laufwunder ließ bei dem Rennen, bei dem es über Stock und Stein ging, die hoch aufgerüstete und extrem optimal vorbereitete Konkurrenz, die sich aus 12 verschiedenen Ländern zusammensetzte, hinter sich. Trotz dass die zähe Indigene weder über Laufschuhe, Running Kleidung und dem passenden Lauf-Zubehör verfügt, gewann sie mit Abstand. Die Dame hat weder jemals einen Marathon Guide gelesen, noch unter einem erfahrenen Marathon-Trainer gearbeitet. Und dennoch. Keine Konkurrentin konnte ihr das Wasser reichen. Maria benötigt keine Mikrofaser-Laufklamotten oder Running-Kleidung aus Stretchmaterial, Sie bewältigt die Strecke in wallendem Gewande, ganz im farbenprächtigen Indio-Style. Für ihren phänomenalen Sieg gegenüber der internationalen Damenkonkurrenz hat Maria gerade mal 300 Dollar eingestrichen. Immerhin. Die Aufmerksamkeit der internationalen Marathongesellschaft ist ihr gewiss und ein Eintrag bei Wikipedia auch. Und manch Marathon-Fanatiker wird sich jetzt wohl nach neuen Trainingsmethoden umschauen. Warum nicht mit ihr trainieren und lernen?

Bilder vom Rennen und der Siegerin

Laufschuhe aus recyceltem Gummi selbst gemacht

Man muss sich das einmal vorstellen. Da investieren die Laufsport-Asse Hunderte von Euros in ein paar Laufschuhe von großen Marken und dann kommt die Dame mit selbst aus Gummi gefertigten Sandalen, die als Huaraches bekannt sind, daher und läuft allen davon. Ein beschämendes Ergebnis für die bestens aufgerüstete Laufgemeinschaft. Wir reden hier allerdings von keinem Newcomer, sondern von einer zähen Läuferin, die auch schon mit dem 2. Platz beim Chihuahua Ultramarathon Caballo Blanco 2016 abgeschnitten hat. Da gehts dann gleich mal über die doppelte Distanz. 100 km also. Nicht mehr als einen kleinen Trinkbehälter für ein bisschen Wasser und einen bunten Schal, der etwas Schweiß aus der Halsregion aufnimmt, führt die Marathonläuferin bei ihren Rennen mit.

Wie trainiert und was isst María Lorena Ramírez um solch eine Leistung zu bringen?

Laut ihrem Bruder, ebenfalls ein guter Läufer, gar nicht. Was sie tut, ist sich den ganzen Tag bewegen. Als Hirtin von diversem Nutzvieh ist sie den ganzen Tag in der bergigen Region der Tarahumara Mountains im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua unterwegs. Hinzu kommt eine gesunde Ernährung. Vorrangig auf die prekolumbianische Nahrung pinole, die aus der alten Region Mesoamérica stammt, setzen die laufbegeisterten Einheimischen. Die kalorien- und nährstoffreiche Maispaste liefert die Power für solche Langstreckenleistungen.
Die Tarahumara Männer werden als Rarámuri bezeichnet, das bedeutet so viel wie: „Die, die schnell laufen“. Sie haben es also im Blut. Beste Trainingsvoraussetzungen, zumindest was die Geografie anbelangt, haben sie ebenfalls direkt vor der Nase. Denn die touristisch interessante Gegend der Sierra Madre Occidental im Südwestens von Chihuahua integriert zahlreiche hohe Berggipfel. Da geht es mal locker schnell zischen 1.500 und 2.400 m hoch. Teilweise laufen die Eingeborenen mal so 170 km und treiben dabei noch einen kleinen Ball vor sich her. Damit weisen sie auf die alte Tradition hin, schwer zu jagende Tiere auf ausdauernde Art zu Tode zu hetzen. Die besten Läufer des Stammes schaffen schon mal 700 km in 2 bis 3 Tagen.

An den Start geht das weibliche mexikanische Laufwunder auch beim Tenerife Bluetrail.

Sie wird die Strecke von 97 km laufen. Bei ihrem ersten Europa-Auftritt darf man gespannt sein, wie María Lorena Ramírez abschneidet.
Fotos und Originalbericht elpais.com ,

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