Metamorphose am Rande des Himmels
Mathias Malzieu
CarlsBooks, 2013
978-3570585207
12,99 €
Tom Cloudman ist Hobby Stuntman. Wo er runter fallen kann, fällt er runter – nur um Aufsehen zu erregen. Als sein Leben dem Ende zu geht, begegnet er einer Vogelfrau und die fragt in: “Möchten Sie fliegen lernen, Tom Cloudman?”
Tom ist ein Charakter, den ich nicht jeden Tag treffe. Von klein auf hat er Träume und lebt sein Leben, wie er es für richtig hält. Wilde Gedankengänge und viel Mut bringen ihn dazu, viele halsbrecherische Stunts zu machen und diese sogar zu überleben. Doch mit dem Alter wird es schwieriger, Prellungen und Verletzungen wegzustecken. Zeitweise merke ich kaum, dass Tom altert, nie wirkt er reif auf mich oder durchdacht. Erst sehr spät im Buch kann ich eine kurze Verbindung zu ihm herstellen. Diese hält aber nicht besonders lange, denn das Auftauchen der Vogelfrau lässt das Buch skurril und sinnfrei erscheinen.
Über die Vogelfrau will ich nicht viel verraten, aber sie bringt definitiv Farbe ins Spiel und so kann der Autor wieder blumige Worte benutzen und mit ihnen spielen.
Es ist eine sehr außergewöhnliche Kulisse, weil es viele Fetzen einer Landschaft zu sehen gibt, aber nur kurz. Länger verbringen wir die Zeit in einem Krankenhaus und in einer Welt, die der Vogelfrau angepasst ist. Auch Toms Gedankenwelt ist verrückt und offen und gehört somit für mich zur Kulisse.
Es geht um waghalsige Träume, gelebte Leben und Wünsche, die eigentlich nie in Erfüllung gehen. Ein bisschen von Tom steckt in jedem von uns und ich merke, dass der Autor vor allem dafür schreibt, dass nicht nur Tom an seine Träume glaubt, sondern auch seine Leser. Am Anfang sehe ich noch Potenzial in der Geschichte, den Tom wirkt nett und die Idee über ein Leben zu erzählen, gefällt mir. Auch, dass Tom als Ich-Erzähler auftritt gefällt mir sehr gut. Aber als das Märchen immer weiter voranschreitet, wird es mir zu bunt, zu schrill und zu unwirklich. Ich mag es, wenn ein wirklicher Kern erhalten bleibt, an dem ich mich festklammern kann. Dieser Bezug fehlte mir, zu dem ich mit Tom auch nicht recht warm geworden bin.
Das Buch wirkt wieder einmalig, wenn ich es in die Hand nehme. Ich liebe den Illustrator, der das Cover gemacht hat. Es ergibt sich eine Symbiose mit der gewählten Sprache vom Autor. Es steht nun neben dem ersten, tollen Buch von Malzieu in meinem Regal.
Ich wollte, es hätte mich verzaubert wie das erste Buch des Autors. Zwar ist die Sprache wieder wunderschön, bildgewaltig und fantastisch, aber die Figuren wirken still und leer. Auch die Träume und Absichten von Tom konnten mich nicht berühren und so vergebe ich drei Bücherpunkte.