“Es gibt nicht schlechtes Wetter, nur schlechte Bekleidung”
Wie meine Mutter zu sagen pflegte, wenn wir als Kinder nicht raus gehen wollten und das schlechte Wetter als Ausrede gebrauchen wollten.
Wer viel wandern geht, weiss wie wichtig die richtige Ausrüstung und Bekleidung ist. Es muss vor allen Dingen leicht und funktionell sein und vielleicht auch ein bisschen schick. Wer sich besser informieren will, kann in Wandergruppen und auf Internetforen die heftigen Debatten der Vor- und Nachteile von Kunst- gegenüber Naturfasern verfolgen.
Während die technischen Details relativ übersichtlich sind, hat sich in dem vergangenen Jahrzehnt ein neuer Beurteilungspunkt herauskristallisiert: die ethische Vertragbarkeit der Produkte. Die Produktion von synthetischen Fasern kann in relativ übersichtliche Einzelschritte zerlegt und kritisch beurteilt werden. Dagegen hat die Produktion von Naturfasern wesentlich mehr Komponente, die oft nicht durch eine standardisierte Messlatte bewertet werden können.
Export Star Neuseelands
Neuseeland ist ja bekannterweise nicht nur das Land der braunen und grünen Kiwis, sondern auch zahlreicher Schafe. Und gerade die Merinoschafe und ihre hochwertige feine Wolle haben sich zu einem Exportschlager entwickelt. Die neuseeländische Firma Icebreaker zum Beispiel hat ein neues Konzept entwickelt, womit die Konsumenten dank eines Baacodes den Ursprungsort ihrer Pullover oder Jacken erkennen können. Icebreaker ist eine der ersten Firmen, die Belieferungsverträge mit den Schafzüchtern abschliesst und damit eine gewisse wirtschaftliche Sicherheit garantiert. Dadurch sind sie aber auch in der Lage, ihre Vorstellungen von Qualität der Wolle und Lebensqualität aller Tiere und Mitarbeiter zu kontrollieren. Unter anderem verpflichten sie ihre Zulieferer dazu, zweifelhafte Methoden wie das ‘mulesing’ nicht mehr anzuwenden. Dies geht natürlich nur mit erhöhtem Personaleinsatz und Datensammlung, was sich dann auf die Endkosten niederschlägt. Dies ist leider auch der Grund, warum noch nicht alle Merinozüchter zum Beispiel auf das ‚mulesing‘ verzichten. Aber, je mehr die Konsumenten innovative Ideen finanziell unterstützen, umso mehr werden sich ethische Praktiken durchsetzen können. Zu mindestens gibt der anhaltende Erfolg von Icebreaker – 1994 in Wellington gegründet – einem Anlass zur Hoffnung.
Autorin: Petra Alsbach-Stevens