Merguez Carbonara

Von Stilettosandsprouts

|| Wie der Parmesan in den Ausschnitt kommt & ein Rezept für ganz großes Pasta- und Wurstglück ||

Endlich gibt es wieder Pasta auf dem Blog! Es war überfällig – das sehe ich ein. Wenn ich mir schon auf die Fahnen schreibe, dass hier gerne mal über die Strenge geschlagen wird und dass Kalorienzähler hier am besten über fundierte Mathekenntnisse verfügen sollten, dann muss man auch abliefern. Dann muss es auch mal Pasta geben. Pasta mit Sahne. Und Käse. Und Wurst!

Oh ja, heute kommen Pasta- und Wurst-Fans gleichermaßen auf ihre Kosten. Sind vermutlich verwandte Gattungen. Wer gerne Pasta mit Sahnesauce verdrückt, der ist sicherlich auch ein Freund von gut gewürzter Wurst, aus der das Bratfett ekstatisch rausspritzt.

Ich persönlich stehe auf beides. Pasta bedeutet für mich neben Fresskoma auch ganz großes Glück (kurz vor dem Fresskoma und danach – vielleicht auch währenddessen, aber das weiß ich natürlich nicht – das liegt in der Natur der Sache). Bratwurst, Currywurst, Fleischwurst, Leberwurst, Wienerli, Frankfurter, Weißwürschtl – das ist Poesie in meinen Ohren!

Wurstliebe ist eine Art Lebenseinstellung, denke ich. Eine passionierte Wurstfanin (das ist mit Sicherheit die weibliche Form von Fan, doch, doch, ganz sicher) aus meinem Freundeskreis bekommt zum Geburtstag Gutscheine für ihren Metzger geschenkt! Ist das nicht ganz große Wurstliebe? Zalando kann einpacken, der Trend geht zum Metzgergutschein.

Macht für mich absolut Sinn. Wenn so eine Bratwurst auf dem Grill verführerisch brutzelt, wenn das Fett verheißungsvoll zischt und neckisch in die Glut tropft, wenn sich dieser hinreißende Geruch nach Wurst, Grillkohle und Fett breitmacht, dann bin ich im Paradies. Das sind perfekte Momente. Keine Momente, von denen man noch Jahre später erzählt („Hey, wisst ihr noch, als wir 2017 diese Wurst auf dem Grill hatten und es hat so gezischt?!“) Aber es sind so Momente, in denen ich einfach von Grund auf glücklich bin. Und hungrig. Aber hauptsächlich glücklich.

Fett, das in den Grill tropft, ist wunderbar. Fett, das zuhause aus der Bratpfanne spritzt und mir dabei die Wand, den Kühlschrank, die Salzmühle, die Pfeffermühle, den Krug mit den Kochlöffeln, die Olivenölflasche, die Chilimühle, das Zauberöl aus Italien, das Spezialsalz aus Hawaii und den Küchentimer von oben bis unten vollspritzt – nuuuun, das sind nicht ganz so die perfekten Momente. Aber gut, muss man durch, wenn man lecker Wurst-Pasta essen will.

Genauso ärgerlich aus putztechnischer Sicht ist eigentlich auch eine Vorliebe für Pasta mit Parmesan oder Parmesan im Allgemeinen. Ich reib den ja quasi über alles. Kuchen oder thailändisch – da kann ich mich gerade noch zurückhalten und lass den Parmesan im Kühlschrank. Aber bei fast allem anderen greife ich zur Reibe und raspel wie eine Irre glückselig grinsend den leckeren Käse drüber.

Tja und so ne Macke ist keine saubere Sache. Man versucht natürlich gezielt zu reiben, tatsächlich aber fliegen die Käsespäne überall hin, wirklich überall: auf die Küchenplatte, auf die noch heiße Herdplatte (zisch & stink), auf den Boden (tritt sich fest), in die Haare, in den Ausschnitt – Leute, ich sage euch, bei mir findet ihr überall Parmesan, wenn ich mal loslege.

Wenn dann wildes Parmesangereibe auf ekstatisches Bratwurstfettspritzen trifft, dann sieht die Küche einfach aus wie Sau. Es ist eine Vollkatastrophe, der man sich leider nach dem Essen widmen muss. Es sei denn, man beschäftigt eine Spül- und Küchenhilfe. Dann muss die halt ran. Da wir aber nicht Emily Gilmore heißen, greifen wir selbst zum fettlösenden Powerzeug und zum Glitzi Spülschwamm. Definitiv keine perfekten Momente. Manchmal hasse ich mein Hobby…

Nein, ist nicht wahr! Tue ich nicht. Das Saubermachen der Küche und das Rauspulen von Parmesanraspeln aus BH und Ausschnitt sind es wert. Denn das große Glück, Pasta und Wurst zusammen in einem fantastischen, sämigen, würzigen und richtig raffinierten Gericht vereint zu verspeisen – dieses Glück ist unbezahlbar!

Die Wurstbällchen sind ein Traum. Ich wollte schon immer mal was mit Wurstbällchen machen, weil man dabei so richtig schön faul sein kann. Die Masse ist fertig gewürzt, es muss nur noch gerollt werden. Läuft! Und tatsächlich waren diese Wurstbällchen soooo mega lecker, so würzig, so pikant – die perfekte Ergänzung zur Carbonara.

Ich habe mich für Merguez entschieden. Habt ihr die schon mal probiert? Ich kannte sie noch gar nicht, hatte mich einfach noch nicht rangetraut an die Wurst, bin aber ab sofort ein Riesenfan. Bei meinem Metzger waren die Merguez reine Rindswürstchen. Sie sind aber sonst meist halb Lamm, halb Rind oder auch ganz aus Lamm gemacht. Gewürzt sind sie orientalisch, arabisch – super lecker und besonders. Statt Merguez kann man aber auch Chorizo nehmen. Die ist dann schärfer und nicht orientalisch. Würde aber auch super gehen zu dieser Carbonara.

Wer nicht auf Hipster-Wurst steht, nimmt eine ordinäre grobe Bratwurst. Geht alles.

Hauptsache WURST. Die restliche Zutatenliste ist wunderbar kurz. Das gefällt mir immer besonders gut. Richtig gute Rezepte sind nämlich oft die einfachen ohne 100 Zutaten. Ja, glaubt der alten Frau – ich weiß, wovon ich spreche. Das Praktische an einer kurzen Zutatenliste ist, dass der Einkauf schnell gemach ist und somit hinterher mehr Zeit bleibt, um Fettspritzer von allen Gegenständen, die dummerweise neben dem Herd stehen, zu entfernen und um Parmesanraspel vom Boden wegzustaubsaugen (VORHER T-Shirt ausschütteln!!).

Hunger jetzt? Ja? Ja? Allen läuft das Wasser im Mund zusammen? Ok, dann ist es Zeit für das Rezept:

Merguez Carbonara

Eine spannende Variante von Pasta Carbonara mit pikanten Merguez Wurstbällchen

  • 4 frische Merguez Bratwürstchen (alternativ Chorizo)
  • 2 EL Olivenöl
  • 4 Eidotter
  • 300 ml Sahne
  • 25 g Parmesankäse (gerieben + mehr zum Servieren)
  • 400 g lange Pasta (Tagliatelle oder Spaghetti)
  • 3 EL frische Petersilie (fein gehackt)
  • Salz & Pfeffer
  1. Olivenöl in einer Pfanne auf mittelgroßer Flamme erhitzen und die Bällchen in 2 Portionen darin jeweils für 2 – 3 Minuten scharf anbraten. Wenn die Bällchen gut gebräunt und gar sind, diese aus der Pfanne nehmen und auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Die Pfanne mit dem Bratfett beiseite stellen.

  2. Die Eidotter in einer Schüssel mit der Sahne und dem geriebenen Parmesankäse verquirlen und gut salzen und pfeffern.

  3. In der Zwischenzeit die Pasta nach Packungsanweisung kochen. Den Topf von der Herdplatte nehmen, fertige Pasta abgießen und in einem Sieb gut abtropfen lassen. Die Pasta zurück in den Topf geben, diesen nicht mehr zusätzlich erhitzen! Schnell das Bratfett, die Bällchen und die Eiersahnemischung zur Pasta geben, alles gut umrühren. Das Ei wird gar von der Hitze der Pasta, stockt aber nicht.

  4. Zum Schluss die Petersilie unter die Pasta rühren und die Merguez Carbonara mit zusätzlichem Parmesankäse bestreut servieren.

  • Statt Merguez könnt ihr auch Chorizo oder jede andere gut gewürzte, grobe Bratwurst nehmen.
  • Wichtig ist auch, dass ihr zum Schluss nicht mehr den Herd anhabt, wenn ihr die Eimasse zur Pasta gebt. Nur dann wird die Carbonara perfekt gar von der Hitze der Pasta und der Resthitze des Topfs. Dann wird sie wunderbar sämig und stockt nicht wie Rührei. Das ist schon der ganze Trick!
  • Die Menge reicht für 4 normal hungrige Personen oder 3 sehr hungrige Personen. 

Ich habe diese Pasta weginhaliert und war danach so glücklich beim Schrubben und Putzen – wie auf Drogen. Ich war eben auf Wurst. Und auf Pasta. Was ein Trip … Aber das nächste Mal räum ich die blöden Sachen neben dem Herd weg. Und ich zieh was mit Rollkragen an!

Habt noch eine feine Woche! Alles Liebe ♥ Eure Wurstbotschafterin