Mercedes W126 300 SDL Turbodiesel Baumuster V126

Von Sterneblog

Mercedes W126 300 SDL Turbodiesel Baumuster V126

Die letzte so genannte Dieseloffensive von Mercedes Benz, datiert auf das Jahr 1989 zurück. In der damaligen Werbekampagne wurde die geniale Idee des Motoren Ingenieurs Dr. Ing. Manfred Fortnagel, proklamiert, wonach nun die Dieseleinspritzung nicht mehr senkrecht in die Vorkammer erfolgte, sondern leicht schräg. Die neueste Dieseloffensive wurde hier im Sterne-blog erfunden und soll an die Gusseiserne Zeit der Mercedes Benz Ölmotoren erinnern, die fast völlig frei von Elektronik war, langlebig und robust ausgelegt war und gut war für viele Hunderttausend Kilometer störungsfreien Betrieb.

Mich persönlich fasziniert immer wieder der ganz spezielle Klang dieser Motorenfamilie. Mit dem heutigen Check eines Mercedes 300 SDL Turbodiesel versetzen wir uns in die besten Jahre beim Daimler und dürfen dem fortwährenden Nageln zuhören. Bei aller Begeisterung für die damalige Technik, müssen wir uns aber auch mit den heutigen Problemen auseinandersetzen, die nach 30 Jahren und 400.000 Kilometern nicht zu verleugnen sind. Der Mercedes W126 und seine damaligen Art– und Stallgenossen waren qualitativ sehr hochwertige Autos und wohl nur deshalb funktionieren sie heute noch so gut – speziell die Dieselmotoren !

Karosserie

Unser Testkandidat wurde bereits 2014 aus Nordamerika nach Europa zurückgeholt und wies an der äußeren Karosseriestruktur nur wenig Rostprobleme auf. Der vordere rechte Kotflügel, am Übergang zum Stoßfänger und leidlicher Weise auch die untere, linke Ecke des Heckscheibenrahmens, zeigten die Spuren der braunen Pest. Per Magnet wurden die Radläufe, die Übergänge der Sacco Bretter (für alle neu Daimlerdeutschen: damit sind die umlaufenden Kunststoffverkleidungen gemeint, die der damalige Chefdesigner erfunden hat und die heute eben als solche Sacco Bretter bezeichnet werden) und soweit möglich die

Mercedes W126 300 SDL Turbodiesel Kotflügel vorne rost

Karosseriesäulen, begutachten und als OK empfunden. Hinter den kleinen Kunststoffkappen, die die vier Wagenheberaufnahmen abdecken befand sich zwar etwas Rost,aber nichts was auf erhebliche Schweißarbeiten hindeuten würde. Dennoch muss ein künftiger Halter sich um diese Baustellen kümmern um das Fahrzeug zu erhalten. Das größte Manko am Blechkleid dieser S Klasse, war der Fensterrahmen von der

Mercedes W126 Rost am Heckscheibenrahmen

Kofferraumseite, unterhalb der Hutablage. Für viele Fans dieser Baureihe gelten solche Anrostungen, die wir hier leider deutlich sehen konnten, bereits als das KO Kriterium für den Kauf oder Nichtkauf. Auch die Chromauflagen der Stoßstangen lassen sich in Anbetracht der Ersatzteilqualität nur schwer erneuern, aber hier punktet der Benz, denn sein Chrom ist rundherum in einem guten bis sehr guten Zustand. An dieser Stelle muss man den geforderten Kaufpreis von 3500,00 € (verhandelbar wurde signalisiert) in das Verhältnis setzen.

Mercedes W126 300 SDL Turbodiesel Wagenheberaufnahmen

Der niemals schraubende Sammler (der Blogger zählt dazu) muss hier aussteigen. Der Blech erfahrene Schrauber, der den Umgang mit dem Schweißgerät nicht scheut, der auch gerne mal ein paar Kilogramm von Mike Sanders s Korrosionsschutzfett  an die Hand nimmt, der kann hier an Bord bleiben, denn was an Technikproblemen noch folgt ist Überschaubar.

Motor

Bei 2° Cel. Außentemperatur startet der Benz gewohnt nagelig und knurrig. Die Anzeige des Öldruckmessers bewegt sich flott in Richtung Vollanschlag und bereits nach wenigen Minuten regelt die Maschine ihre Leerlaufdrehzahl etwas herunter. Das ViergangAutomatikgetriebe ließ sich bei kaltem Getriebeöl völlig ruckfrei schalten. Nach einem anfänglichen Rußaustoss, sah das Abgas normal aus, also keine Hinweise auf verbrennendes Kühlwasser bzw. Motoröl.

Mercedes OM 603A 300 SDL Turbodiesel Motorraum

Bei der Laufleistung von immerhin 249.000 Meilen (ca. 400.000 Kilometern) kann es gut sein, dass die Zylinderkopfdichtung schon einmal erneuert wurde. Auch ein Blow By, also das Austreten von Verbrennungsgasen aus dem Öleinfüllrohr, bzw. aus dem Motoröleinfüllstutzen, konnte, bei betriebswarmer Maschine, nicht beobachtet werden. In diesem Zusammenhang sei allerdings erwähnt, dass es keinerlei Papiere gab, die hätten Auskunft über die Historie geben können. Der Ansaugtrakt des Turboladers könnte komplett neue Dichtungen und neue Schläuche vertragen. Dann würde sich auch der Ladedruck nicht verflüchtigen und die volle Motorleistung stünde zur Verfügung.

Klimatronic

Die Mercedes Klimatronic ist eigentlich nicht sehr beliebt. Ich kenne persönlich Besitzer von Mercedes W126gern die damit klar kommen, aber genauso viele lehnen das System ab. Die Regulierung der Heizleistung ist für beide Fahrzeugseiten nicht getrennt regelbar.

Mercedes W126 Bedienteil der Klimatronic

Viele Nichtmercedes-Eigner kennen von Ihren Autos nichts Anderes, aber wer sich erst mal dran gewöhnt hat, dass die meist fröstelnden, zumeist Beifahrerrinnen, tiefere Temperaturen ablehnen, weiß die getrennte Regulierung zu schätzen. Die Steuerung der Luftführung wird bei der Klimatronic über Unterdruckdosen gesteuert, die sich hinter dem Armaturenbrett befinden. Hier führen Fehlfunktionen zu riesigen Reparaturen, denn der Armaturenträger muss dann komplett ausgebaut werden. Unser Kandidat aber verteilt die Luft fehlerfrei, also wahlweise nach oben und unten oder auch in die Stellung zum Defrosten der Scheiben. Im Anzeigentext wies der Verkäufer jedoch auf eine leere Klimaanlage hin. Mit dem einfachen Auffüllen kann man Bestenfalls eine Sommersaison fahren; eine leere Klimaanlage ist aber sehr wahrscheinlich undicht und zieht entsprechende Reparaturen nach sich.

Probefahrt / Fahrwerk / Bremsknick.

Mit zunehmender Motortemperatur wurde der OM603A (auch hier ein kurzer Hinweis an die Mercedesjargon-Neulinge OM steht wirklich für Oel Motor) munterer und auch damit deutlich

Mercedes W126 Armaturenbrett Zebrano Holz Meilentacho

Leistungswilliger. Ich vermute, dass die Beschleunigung von 0-60 Meilen in langen 20 Sekunden mit einer Undichtigkeit bei der Luftansaugung zusammenhängt. Ein Indiz für eine schwächelnde Maschine konnten man nicht ableiten. Das Fahrwerk zeigte sich von seiner komfortablen Seite. Hier wurde im langen Leben dieser S-Klasse nachhaltig gewartet und investiert. Die Lenkung zeigte einen guten Geradeauslauf ohne allzu viel Korrekturaufwand. Die Bremsen funktionierten ohne jede Neigung zu einer Seite zu ziehen und entsprechen den damaligen Leistungen. Die berüchtigte Bremsknickabstützung an der Vorderachse ist nicht einsehbar, weil bei den Dieselmodellen dort Teile der Unterbodenverkleidung die Sicht verdecken. Alles was verdeckt ist, birgt leider auch ein entsprechenden Risiko.

Interieur

Das Leder, speziell an der Fahrersitzwange, zeigte keine offenen Risse. Allerdings schien die Luftfeuchtigkeit für weiße Schimmelflecken verantwortlich zu sein, denn die Teppiche und die Übergänge zum Kardantunnel, hinten, waren trocken.

Mercedes W126 blaue Lederausstattung der Serie 2 im 300 SDL Turbodiesel

Bei einer Undichtigkeit des vorderen Scheibenrahmens, fließt das Wasser durch die dort verlegten Kabelschächte gerne in die hinteren Fußräume. Hier konnte augenscheinlich Entwarnung gegeben werden. Die Sitze in einem W126 mit dieser Laufleistung sind keine Ausgeburt an Komfort und Seitenhalt. Die elektrische Lehnenverstellung am Fahrersitz war ohne Funktion. Meist sind hier aber nur die Kontaktflächen der Schalter verschmutzt, was sich manchmal schon durch mehrmaliges Betätigen der Schalter beheben lässt. Meine Versuche hierzu schlugen aber leider fehl. Der Dachhimmel würde an Lungenkrebs leiden, wenn er organischen Ursprungs wäre. Nikotingeruch war aber nicht vordringlich wahrnehmbar. Nach einem intensiven Nachmittag mit Putzmitteln, sollte das Interieur wieder S-Klasse like sein.

Fazit

Der Markt für W126 Diesel ist überschaubar, obwohl diese Fahrzeug technisch wirklich bemerkenswert und interessant sind. Entsprechend klein ist der Kreis der potentiellen Käuferschaft. An diesem Exemplar reizt der Preis.

Mercedes W126 Chromauflagen Stoßstangen 300 SDL Turbodiesel

Wer sich für einen W126 Turbodiesel der zweiten Generation mit dem OM603A und der Zustandsnote 2 interesiert, der muss mittlerweile selbst in Nordamerika mit der Lupe suchen. Eine Wertanlage ist isher kein Mercedes W126 (W nicht C wie Coupe) und der kleine Markt für Diesel W126er läßt keine eindeutige Prognose zu. Stand Januar 2017 sind es keine 6 Monate mehr bis auf den Kennzeichen dieses 300 SDL Turbodiesel das H Kennzeichen geprägt sein wird. Das könnte das Zünglein an der Wage sein, das sagt: “Kaufen ! Jetzt !“