Mercedes-Benz hat die Technik von FlightCar gekauft

Von Augustin Friedel @augustinfriedel

Fast unbemerkt hat Mercedes-Benz die Technik des Startups FlightCar gekauft. Dieser Schritt wurde bereits im Juli 2016 von FlighCar verkündet. Das Carsharing Startup hat insgesamt 40 Mio. US$ an Finanzierung eingesammelt und war in 12 Städten in den USA aktiv. Bei Daimler ist die Übernahme nun Teil des "Mercedes-Benz Innovation Lab for Mobility Services", das zu Mercedes-Benz Research & Development North America gehört.

Carsharing am Flughafen

FlightCar hatte einen Carsharing Service angeboten, der sich auf Flughäfen konzentriert hat. Registrierte Nutzer konnten sich die Fahrzeuge privater Fahrzeugbesitzer anmieten, währen die Fahrzeugbesitzer auf Reisen waren. Die Mieter haben sich so Geld im Vergleich zu den herkömmlichen Autovermietungen gesparrt. Die Fahrzeugbesitzer konnten ihr Auto kostenlos am Flughafen abstellen und damit sogar noch Geld verdienen.

Für welchen Betrag die Daimler Tochter das Unternehmen übernommen hat, ist nicht bekannt. Im September 2015 hat FlightCar die letzte Finanzierungsrunde in Höhe von 20 Mio. US$ eingesammelt, damals wurde das Unternehmen anscheinend mit 100 Mio. US$ bewertet. Zuletzt hatte das Startup 90 Mitarbeiter, davon sollen einige mit zu Daimler wechseln, unter anderem auch der Mitgründer und CEO Rujul Zaparde. Laut unterschiedlichen Medienberichten könnte Zaparde auch der einzige Angestellte sein, der zu Mercedes-Benz gewechselt ist.

Prominenten Investoren

In den letzten Jahren wurde das Carsharing-Startup von bekannten Investoren und Business Angels unterstützt. Neben Andreessen Horowitz, GenrGGV Capital, First Round Capital, General Catalyst Partners und Comcast Ventures waren auch SoftBank, Priceline und Tencent beteiligt. Außerdem waren Brian Chesky (von Airbnb), Eduardo Severin (Facebook) und Ashton Kutcher als Business Angel mit an Board.

Das Carsharing Unternehmen wurde bereits 2012 gegründet und ist zu Hochzeiten auf 17 Städte und 150 Mitarbeiter angewachsen. Anscheinend konnte die Qualität des Services das schnelle Wachstum nicht mitgehen. Die Autobesitzer und Nutzer beschwerten sich über den schlechten Service. Bewertungen der Kunden waren häufig negativ.

Schlechte Kundenerfahrungen sorgen für Niedergang

Um dem negativen Trend entgegenzuwirken wurden zu erst fünf Städte geschlossen und danach alle Marketing Aktivitäten eingestellt. Um das ganze Produkt und den Service zu überarbeiten wurde ein Experte von Amazon verpflichtet. Im Mai diesen Jahres wurde eine überarbeitete Version mit neuem Branding, neuer App, neuem Backend und verbessertem Service gestartet. All die angestoßenen Änderungen waren aber zu wenig, um den bevorstehenden Untergang abzuwenden.

Operative Komplexität überschätzt

FlightCar ist nicht das einzige Unternehmen, dass an der operativen Komplexität der Sharing Economy Geschäftsmodelle scheitertet. Erst vor ein paar Tagen hat der on-demand Wäschedienst Wash.io bekannt gegeben, dass das Angebot sofort eingestellt wird. Auch Uber hat realisiert, dass sie die operativen Prozessen noch verbessern können. Deswegen wurde der ehemalige Target CMO Jeffrey Jones verpflichtet, der die Verantwortung für die operativen Prozesse weltweit übernimmt. Je mehr Interaktionen zwischen Unternehmen und Nutzer notwendig sind und desto mehr externe Partner eingebunden sind, desto schwieriger ist es, ein erfolgreiches Sharing Economy Geschäftsmodell aufzubauen.

Interesse der Automobilkonzerne

Daimler ist bereits seit längerem auf dem Markt der alternativen Mobilitätsdienstleistungen aktive. Dir free-floating Carsharing Plattform car2go wurde von dem Automobilkonzern gestartet. Die Taxi-Apps myTaxi und Hailo wurden von Daimler übernommen und mit Moovel wird eine Plattform für multimodale Mobilität entwickelt. Hinzu kommen weitere Beteiligungen, z.B. an dem Limousinendienst Blacklane. Auch andere Konzerne beteiligen sich den neuen Mobilitätsmodellen. General Motors ist an Lyft beteiligt und wollte das Unternehmen anscheinend komplett übernehmen. Volkswagen ist seit Anfang des Jahres an dem Fahrdienst Gett beteiligt.

Bild: Flightcar (alle Rechte vorbehalten)