Mercedes 300 SDL Turbodiesel Versuchsträger aus 1981

Von Sterneblog

Mercedes 300 SDL Turbodiesel Versuchsträger aus 1981

Das Leben eines Bloggers, dessen Verstand komplett „Verbenzlicht“ ist, ist mühevoll und hart. Ständig ist man mit der Kamera unterwegs und sucht den nächsten alten Benz um ihn in Pixel zu pressen und ihm eine Huldigung zu schreiben. So sitzt dieser Benz-Blogger sehr häufig vor den Anzeigenportalen und durchsucht das Angebot an alten Mercedes Benz Fahrzeugen, vorzugsweise die zwischen 1970 und 1992 gebaut wurden.

Mercedes W126 Turbodiesel Versuchsträger

Im Winter 2016 steht auf dem speziellen Programm, die Familie der Oelmotoren OM 601 bis 603. Also von der sparsamsten Wanderdüne eines 200 D, bis zum Spitzenmodell der damaligen Mercedes-Diesellimousinen dem 300 SDL aus der Baureihe W126. Und wie der Zufall es dann so will, stoße ich auf eine Anzeige, dessen



Textumfang ein richtiger kleiner Mercedes-Schmöker war und auch noch ist. Wie oft lesen wir als Begleittext einer Autoanzeige, die saloppe Aussage: “Auto ist top !“ Oder „Super Zustand“. Ganz anders liest sich der Anzeigentext des Mercedes Benz Liebhabers, der hier seinen Benz offeriert. Es heißt ja immer, Bilder sagten mehr als tausend Worte, aber Worte können eben auch jene wesentlichen Details zum Ausdruck bringen, die aus einem Bild nicht herauszulesen sind. Die Anzeige leitet ein mit dem folgenden Text:

Kein US-Reimport – es handelt sich um einen „V126“ Versuchsträger aus Stuttgart. In eine Deutsche Karosserie von 1981 wurde der neue, große Dieselmotor OM603 sowie ein neues Automatikgetriebe integriert + großer Kühler + 2ter Ölkühler und dann bis 1985 getestet ( Km 66Tkm) – im US-Diesel lief derzeit noch der gute alte OM617 5zylinder aus W116 / W123.

Anschließend stand das Fzg. jahrelang in einer DB-Halle, danach 10 Jahre in der Garage eines Sammlers ( Km 77Tkm).“

Sollte da etwa ein Mercedes Benz die heiligen Hallen in Stuttgart verlassen haben und in private Hände gelangt sein, der als Prototyp für den neuen OM 603 A fungierte ? Um es vorweg zu nehmen, bisher ist es mir nicht gelungen die Historie dieser S Klasse zweifelsfrei nachzuweisen. Weder beim Daimler direkt noch über die diversen Server im WWW, die eigentlich jede FIN Nummer von Mercedes Benz Fahrzeugen entschlüsseln können. Aber genau da liegt auch ein erstes Indiz von vielen weiteren Indizien, die tatsächlich dafür sprechen, das wir es hier wirklich mit einem Versuchsträger zu tun haben.

Wie man auf den Bildern (großer Dank an dieser Stelle an den Fahrzeughalter) erkennen kann, ist das Fahrzeug mit diversen Prüf- und Messeinrichtungen versehen. Auch das Endstück der Abgasanlage zeugt von der professionellen Machart, die eigentlich nur Sinn für die Ingenieure der damaligen Zeit machen. Der Motorraum, zeigt jene Perfektion der späteren Serienmodelle, die ein Umbau in privater Regie nicht hätte umsetzten können.

Iinterieur des Mercedes Benz W126 300 SDL Versuchsfahrzeug

Das Baujahr der Karosserie datiert auf das Jahr 1981. Im darauffolgenden Jahr wurde das erste Familienmitglied, der OM 601, im Mercedes W201 alias 190D vorgestellt. Bedenkt man die langen , sorgfältigen Entwicklungszyklen der Mercedes Benz AG, dann ist es ebenfalls plausibel, dass zu diesem Zeitpunkt auch der OM 603 A in der Entwicklung war.

Etwas Provokant stelle ich folgende Behauptung auf:

Es gibt eine originale, lange Erstserien S Klasse vom Baumuster V126 mit dem OM603A. Der OM617 wurde nie als Langversion in der Erstserie verbaut. Schaut man sich den Zustand unseres Protagonisten an, so kann man wirklich konstatieren, dass es sich um eine echte Rarität unter den V126gern handelt.

Der Verkäufer ruft einen Selbstbewussten Preis für seinen Sonderling auf, der mir mehr als gerechtfertigt erscheint. Doch bevor Sie lieber Leser (Leserinnen im Sterne-Blog sind eher die Ausnahme…) nun das Sparbuch plündern, das Tafelsilber veräußern und sich in andere Unglücke stürzen, sei auch erwähnt, das der Halter eher signalisiert, sich nicht von diesem Schmuckstück zu trennen. Ich kenne dieses Gefühl, es ist nur von der Anzahl der Stellplätze in meiner Tiefgarage begrenzt.