Merata: How Mum Decolonised the Screen
8DokuMerata Mita war eine Kämpferin an vielen Fronten, alle untereinander verbunden und einander überschneidend. Es braucht einen Schritt zurück, um ausreichend Abstand zu gewinnen, die Größe des übermächtigen Gegners zu ermessen.
Acht Jahre nach dem plötzlichen Tod der Filmemacherin und Aktivistin wagt sich Heperi Mita, jüngstes ihrer sechs Kinder, in seinem emphatischen Regiedebüt an das überwältigende Erbe. Mitra war nicht nur die erste Maori Dokumentaristin und Filmemacherin, sie sprach öffentlich über Tabuthemen wie Verhütung und Abtreibung. De-Kolonialisierung und Re-Indigenisierung des Kinos waren nach ihren Worten das Hauptanliegen ihrer Produktionen, die dennoch oder gerade deswegen zu etwas Größerem wuchsen: einem autarken indigenen Kino.
Dieser von Mitra geprägte Filmkosmos ist durchdrungen von indigenen Erzählformen, Sprache, Spiritualismus und Musik einer unterdrückten Volksgruppe. Ihr beeindruckendes Schaffen, das international Aufmerksamkeit fand und Generationen von Filmschaffenden prägte, war nicht nur ein Aufbegehren gegen systematischen Rassismus. Ein beständiger Gegner der progressiven Aktivistin waren die patriarchalischen Strukturen der Maori.
Die Leute guckten sie nicht nur schief an, weil sie Maori war, sondern, weil sie eine Frau war, berichtet Mitra auf einem der vielfältigen medialen Dokumente, die dem Prisma aus Biografie, Hommage und facettenreicher Familienchronik seine Dynamik verleihen. Idealismus, Mut und Engagement der schillernden Protagonistin bewegen und inspirieren – nicht zuletzt zur erneuten Sichtung ihrer Filme.
Regie und Drehbuch: Heperi Mita, Mit: Awatea Mita, Eruera ‚Bob‘ Mita, Hepi Mita, Richard Rautjoki, Hafer Rautjoki, Rhys Rautjoki, N. Bird Runningwater, Alanis Obomsawin, Taika Waititi, Filmlänge: 87 Minuten, gezeigt auf der Berlinale 2019