Menton. Wo die Götter Urlaub machen - und das Zitronenfest feiern!

Erstellt am 17. Februar 2013 von Reisefieberheidy @smailyreisen


Menton- "Perle Frankreichs" wird er genannt, der kleine Ort an der Cote d'Azur, wie so viele andere Orte in dieser Region. Aber bei Menton, kurz hinter der italienischen Grenze gelegen, könnte dies tatsächlich zutreffen. Denn hier haben schon Götter Urlaub gemacht.
An über 300 Tagen im Jahr scheint hier die Sonne und 30.000 Menschen führen in diesem kleinen Paradies auf Erden ein beschauliches, ruhiges Leben.
Doch einmal im Jahr ist es mit der Ruhe vorbei - dann wenn die Zitrone zur Königin der Stadt erkoren wird. bei der Fete du Citron, dem Zitronenfest zur Karnevalszeit. Von Jahr zu Jahr wird der Andrang immer größer: Mit über 400.000 Besuchern hat das Zitronenfest mittlerweile mehr Zulauf als das Formel 1-Rennen im benachbarten Monaco!

Auch die Legende, die sich rund um Menton rankt, ist „sehenswert“.
Es heisst nämlich, dass Eva, mit Adam aus dem Paradies vertrieben, die Cote d'Azur entdeckte. Bei sich hat sie eine Zitrone, die sie genau da vergräbt, wo später die Stadt Menton entsteht. Mit dieser Legende haben die Stadtväter und Plantagenbesitzer schon vor langer Zeit ihr PR-Talent unter Beweis gestellt.

Francois Mazet erzählt gerne diese Geschichte: Er ist heute einer von zwölf Obstbauern in Menton, die noch Zitronen, Orangen, Mandarinen, Pampelmusen, Kumquats und andere Südfrüchte anbauen, allerdings nicht für das Zitronenfest, sondern für lukullische Freuden. Francois Mazet, Plantagenbesitzer:
"Insgesamt verkaufe ich 95 Prozent meiner Erzeugnisse an die Küchenchefs der großen französischen Cuisine, wie Paul Bocuse, Roger Berger oder Alain Ducasse. Sie sind ganz verrückt nach meinen Früchten. Ich kann ihnen gar nicht genug liefern und alle loben sie die gute Qualität."

Bei den Früchten für den Umzug in Menton kommt es allerdings eher auf die Quantität an. 130-140 Tonnen Zitronen und Orangen werden für die Umzugswagen verarbeitet. Angefangen hat es mit dem Karneval im Jahre 1896 - geschäftstüchtige Hoteliers wollten damals die tote Zeit im Winter beleben. Erst seit den 30er Jahren steht das närrische Treiben ganz im Zeichen der Zitrone. 

Heutiger Chef und Koordinator des Spektakels ist Alain Delaboudinière, Leiter des Städtischen Gartenbauamtes von Menton. Er sieht am Abend vor dem Umzug noch mal nach dem rechten und kontrolliert, ob auch alle Zitronen und Orangen mit Hilfe von 500.000 Gummibändern sicher an den Umzugswagen befestigt sind. Dicht an dicht sind immer rund 200 Orangen und Zitronen auf gerade mal einem Quadratmeter zusammengesteckt.

Eine ganz konkrete Rolle spielen die Südfrüchte bei den Einwohnern von Menton, so in der Marmeladenfabrik von Jean-Claude und Nicole Bineau in der Innenstadt, unweit der Uferpromenade. Mit drei ständigen Angestellten - zur Zeit des Zitronenfestes sind es sogar sechs bis acht - produzieren sie Marmeladen, Konfitüren, Gelees und Liköre auf Zitronen- und Orangenbasis. Alles aus heimischen Früchten, ungespritzt und ohne chemische Behandlung - natürlich.
Etwa 1,2 Millionen Euro gibt die Stadt Menton für das Zitronenfest jedes Jahr aus. Aber es lohnt sich: Durch den Abverkauf der Früchte am Ende der Veranstaltungen und den Erlös der Eintrittskarten bleibt ein Gewinn von knapp 150.000 Euro zurück. 

Auch die Geschäftsleute der Stadt profitieren vom Zitronenfest. In der Zeit des Karnevals verdoppeln die meisten ihre Umsätze. Es gibt kaum einen Artikel, der nicht mit Zitronen zu tun hat oder damit in Verbindung gebracht wird. Das Geschäft mit der Zitrone blüht.