Menschen vereinen sich gegen Politik und Kriegswahn

Erstellt am 1. April 2012 von Wendepunkte

Ungefähr 2 Wochen ist es nun schon her, dass die Friedensbewegung zwischen Israel und Iran erst Facebook und schließlich das ganze Internet erstürmte. Mein Bericht über den ersten israelisch-iranischen Chat ist ebenfalls schon eine Woche alt, sodass es Zeit wird, mein Versprechen einzulösen…

Michal und Ronny Edry sind zwei ganz normale Israelis und leben irgendwo in Tel Aviv mit ihren beiden Kindern, doch neuerdings gibt es jede Menge Medienrummel um die beiden: Ronny Edry hatte ein Foto von sich und seiner Tochter mit dem Slogan “Iraner, wir werden euer Land nie bombadieren, wir lieben euch” auf Facebook gestellt und dazu einen Brief and die Iraner verfasst.

Sie wollen dass es Krieg zwischen uns geben wird, zunächst sollen wir Angst voreinander haben und wir müssen uns hassen. [...] Ich habe keine Angst vor euch, ich hasse euch nicht. Ich kenne euch nicht und kein Iraner hat mir jemals etwas zu Leide getan.

(Übersetzung nach Parse&Parse)

Über seine Motivation zu dieser Aktion sagte Ronny:

Wir mussten etwas unternehmen, um diesen Kreislauf der Gewalt zu stoppen. Es wird nur noch darüber gesprochen, wer die größeren Bomben hat und wer sie zuerst abwerfen wird. Dadurch waren wir wirklich gestresst, wir haben Angst um unsere Kinder.

(Quelle)

Das konnten Tausende Menschen wohl gut nachvollziehen, denn die Nachricht verbreitete sich wie der Wind. Schnell entstand eine Facebook-Gruppe “Israel loves Iran” und wenig später gründete ein in New York lebender Exiliraner die Gruppe “Iran loves Israel”, doch viel beeindruckender sind die vielen vielen Profilbilder, die den Friedensslogan tragen.

Zugegebenermaßen hatte es anfangs etwas Misstrauen gegeben und erste Fotos spiegelten eher einen gewissen Sarkasmus wider:

(weitere sarkastische Reaktionen)

Doch das hielt nicht lange an. Fotos mit dem Slogan und Liebesbezeigungen aller Art verbreiteten sich, Blogger schrieben über die Bewegung und die historischen Verbindungen zwischen Israel und Iran, die Bewegung eröffnete erste Websites auch außerhalb von Facebook, gleichnamig den Facebookgruppen entstanden Iran loves Israel und Israel loves Iran.

Mittlerweile hat die Initiative eine Größe erreicht, dass es ein Wunder ist, dass die Politiker noch immer kaum darauf reagieren. Stattdessen werfen Kritiker den Verliebten vor, naiv zu sein. Doch kann der Wunsch nach Frieden naiv sein? Kann es naiv sein, seine Meinung äußern zu wollen und zu sagen, dass man nicht damit einverstanden ist, was über den Köpfen des Volkes entschieden wird? Wenn das Naivität ist, dann halte ich eine solche für eine grundlegende Säule jeder Art Demokratie und auch für die Basis für die Durchsetzung von Menschenrechten.

Iraner und Iraelis starten mittlerweile von sich aus Aktionen, die Bewegung bekannter zu machen und von aller Welt gehört zu werden. Viele davon landen auf youtube, sei es von seiten der Israelis….

oder von seiten der Iraner…

Doch auch auf der Straße wurde die Bewegung sichtbar – nicht wegen den Plakaten und Werbungen überall, für die Ronny Spenden sammelt, sondern als Demonstration von Israelis in Tel Aviv gegen einen möglichen Krieg mit Iran.

Angeregt durch den Erfolg der Internetkampagne beteiligten sich am 24. März rund 1000 Menschen an der ersten größeren Demonstration in Israel gegen einen möglichen Krieg mit Iran. Viele trugen in Tel Aviv Plakate mit der Aufschrift “Iraner, wir lieben euch“ oder – gerichtet an die Adresse von Ministerpräsident Benjamin „Bibi“ Netanjahu – „Bibi, bombardiere Iran nicht“. Die Teilnehmer kamen Presseberichten zufolge aus dem linken politischen Lager.

(Iran-Report 4/2012)

Doch noch eine andere Auswirkung der Friedensbewegung muss unbedingt erwähnt werden, denn mittlerweile sind längst nicht mehr nur Iraelis und Iraner aus aller Welt daran beteiligt, sondern auch viele viele Menschen anderer Herkunft. Amerikaner posten ähnliche Fotos…

und in Europa positionieren sich Menschen aus aller Herren Länder:

Die Bewegung wird größer und größer, die Politik wird sich nicht mehr lange leisten können, sie zu ignorieren oder als naiv abzutun.

Ich bin gespannt, was sie noch alles bringen wird…