Menhire im Odenwald

Von Schroebel
In einem Kriminalroman erfuhr ich von der Menhiranlage in der Nähe von Roßdorf und ich war neugierig geworden.

Musste ich mir einfach vor Ort ansehen.

Was es tatsächlich an diesem mystischen Ort zu sehen gab und was überhaupt Menhire sind?

Lest selbst.



„Menhir“? Einige von Euch haben diesen Begriff vielleicht noch nie zuvor gehört, deshalb vorweg eine kleine Erläuterung.Die Bezeichnung bezieht sich auf einen aufgerichteten Stein, zwischen einem und mehrere Meter hoch – ein Monolith, wenn man so möchte. (Monolith = Einzelner Stein, ein Stein aus einem Stück, i.d.R. für große Steine verwendet).Man kann auch von einem Hinkelstein sprechen, wenn Ihr Asterix Abenteuer gelesen habt dann kennt ihr Hinkelsteine schon.Der Begriff „Hinkelstein“ steht eigentlich für „Hünenstein“, was so viel bedeutet wie „Riesenstein“, damit sollte alles geklärt sein.Und was ist mit einem Findling?

Die gibt es auch, aber Findlinge sind nicht von Menschenhand errichtet zu welchen Zwecken auch immer, sie sind (wie ihr Name sagt) Findlinge, also Steine die durch natürliche Abläufe an dieser Stelle zu liegen gekommen sind – oft durch längst vergangene Gletscherströme.

Wenn man an Menhire denkt, also alte steinzeitliche Zeugnisse, dann denkt man an nebelhafte Landschaften und Druidenhafte Gestalten, welche sich im Feuerschein umher bewegen ^^
Vertreiben wir den Gedanken ganz schnell, es war strahlender Sonnenschein, als ich mich auf den Weg machte zu den Resten der Anlage. 
Gespannt war ich schon, was würde man sehen, ist etwas erhalten geblieben was den Namen „Menhiranlage“ verdient oder liegt ein Stein in der Landschaft mit einer Beschriftungstafel und fertisch.
Hier im Odenwald ist man ja „steinreich“ weswegen eventuelle Menhire aus vergangenen Zeiten möglicherweise gar nicht mehr an Ort und Stelle vorhanden sind oder lange schon zu Steinbruchzwecken zerstört wurden.
Ich erinnere mich an Überlieferungen an einen Menhir aus Groß-Bieberau, dieser ist wohl irgendwann im Laufe der jüngeren Geschichte untergegangen. 
Letztlich hat die Christianisierung auch viel von diesen heidnischen Überbleibseln einer lange zurück liegenden Kultur zerstört.



In Deutschland ist der größte, bekannte, Menhir derzeit der Gollenstein in der Nähe von Blieskastel in der Saarpfalz. Stolze 6,6 Meter Höhe weist er auf und ist damit überhaupt der größte seiner Art in ganz Mitteleuropa.So groß werden die hier gefundenen wohl kaum sein, viel zu unbekannt ist die Anlage hier.Entdeckt wurde sie im Jahr 1967 von Heinrich Gunkel, ein Heimatforscher aus dem nahe gelegenen Roßdorf. Allerdings war die „Anlage“ als solches wohl kaum mehr zu erkennen.Rechts und links des Ruthsenbaches, fand der gute Mann eine Reihe von Steinen, welche man als jungsteinzeitliche Anlage deutete.Allerdings ist längst nicht mehr alles zu sehen, die Steine wurden teilweise abtransportiert um sie zu „schützen“ oder gingen bereits zuvor verloren durch Zerstörung um Bombenkrater aufzufüllen.

Tragisch, so wird es natürlich sehr schwerlich sein den genauen Zweck hinter so einer Anlage festzustellen, sofern es sich denn um eine solche handelt.


An Ort und Stelle angelangt findet man die, bereits erwähnte, Hinweistafel und ein kleines Steinfeld mit einer hölzernen Abgrenzung zur benachbarten Wiese.Man kann kaum mehr etwas erahnen von einer ehemaligen kultischen Anlage, wären da nicht die aufgerichteten Steine, welche allerdings über der Erde nicht sonderlich hoch sind.

Das Steinmaterial, so hat man wohl herausgefunden, ist Granitporphyr und das nächste Vorkommen dazu mehr als einen Kilometer entfernt. Ob man diese Steine damals hierher transportiert hat und wenn ja aus welchem Grund?







Schaut man sich eine Darstellung aus dem Fundbericht von Robert H. Schmidt „Die Menhiranlage bei Darmstadt“ an, dann sieht man eine ganze Bündelung von Steinen an dieser Stelle, aber auch einige wesentlich weiter entfernt liegende. 

Mir fällt bei der Betrachtung keine konzentrische Ausrichtung auf. Was sich natürlich im Laufe der vielen Jahrhunderte völlig geändert haben kann.


Heute findet man nur noch wenige Steine an dieser Stelle, eine Zuordnung zu einer „Anlage“ lässt sich auf den ersten Blick nicht treffen. Dennoch weisen die Steine oft kleine Kerbungen auf, für welchen Zweck bleibt wohl unbekannt.Allein an den Steinen selbst kann man relativ wenig ablesen, denn wohl wurden diese teilweise verändert und an dieser Stelle neu aufgestellt, einige abtransportiert – somit bleibt natürlich ein Eindruck spärlich.

Möglicherweise wäre es wichtig an einer solchen Stelle sich den Boden näher anzusehen, ob es andere Fundstücke aus der Zeit gibt oder Spuren einer rituellen Nutzung. Dies kann natürlich nur eine Institution leisten, welche für dieses Gebiet der Forschung einen hinreichenden Auftrag hat.


Ich finde diese kleine Stätte durchaus interessant, gerade weil hier an dieser Stell nicht allzu viele Steinansammlungen zu sehen sind.Bei meiner Heimatgemeinde würden die Steine wohl kaum auffallen, vor lauter großen Steinansammlungen und Blöcken ^^

Dennoch wäre es interessant zu wissen was die Menschen einst dazu getrieben hat solche Anlagen zu errichten, haben Sie die Sterne angebetet, uns unbekannte Götter? Welche kultischen Handlungen auch dahinterstecken, vielleicht werden wir es nie erfahren.
Allerdings habe ich mir diesen Ort auch etwas mystischer vorgestellt und die Steine höher ;)
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