Memento

Erstellt am 12. Februar 2013 von Verdin @verdinguenter


Von Günter Verdin

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Die Kunst ist bekanntlich nicht die Antwort, sondern das Rätsel. Ich kenne keinen anderen Film, der das so überzeugend belegt wie Christopher Nolans „Memento“, ein Psycho-Thriller, der sein Publikum Sog-artig in die tragische Situation des Helden hineinzieht.
Leonard und seine Frau sind Opfer eines brutalen Überfalls geworden. Leonard möchte den Tod seiner Frau rächen, aber er leidet seit dem Verbrechen an Gedächtnisverlust: er kann sich Dinge nur kurzfristig merken, und so organisiert er sein Leben – und die Jagd nach dem Mörder – mit unzähligen Körper-Tattoos als „Merk-Zettel“, und Polaroid-Fotos, welche er von Menschen, Orten und Gegenständen macht.
Aus einem Puzzle aus Erinnerungs-Versatzstücken, die chronologisch rückwärts gereiht, wiederholt und jeweils um ein Detail ergänzt werden, gestaltet Regisseur Christopher Nolan nach dem literarisch anspruchsvollen Drehbuch seines Bruders Jonathan einen Krimi, der sich in der Gedanken-Welt Leonards entwickelt.


Bald wird Leonard zum Spielball der in Drogengeschichten verwickelten Natalie (schön und mysteriös: Carrie-Ann Moss) und eines Mannes namens Teddy, der sich als sein Freund ausgibt. Auch diese beiden kann Leonard von einem Mal zum anderen nur über seine Fotos und Notizen identifizieren.
Eine Parallelhandlung in Schwarz-Weiß, die chronologisch linear verläuft, scheint eine Spiegelung des wahren Tathergangs zu sein. Leonard betreute als Versicherungsmakler den Fall eines Mannes, der ebenfalls unter Gedächtnisstörungen litt. In seinem Bericht an die Versicherung hatte Leonard dem Mann attestiert, dass er vermutlich simulierte: ein verhängnisvoller Fehler, der schließlich zum Tod der Ehefrau des Mannes führte.
„Memento“ ist ein Film, der unser Gedächtnis durch das Spiel mit den Zeitebenen permanent auf die Probe stellt und schließlich auch die Grenzen unseres Wahrnehmungs-Vermögens aufzeigt. Wir bleiben ebenso ratlos zurück wie der großartige Guy Pearce als Leonard, dessen letzte Worte im Film sind: „Wo war ich stehengeblieben?“
TIPP: Auf YOU TUBE finden Sie Filmausschnitte, u.a. 10 Minuten vom Schluss.